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Jetzt spenden!Hundert Jahre Naturschutz
Jubiläum am oberschwäbischen Federsee
Von Kerstin Wernicke
Seit 100 Jahren wird am Federsee die Natur geschützt. Der im Jahr 1911 gebaute Federseesteg verbindet seither nachhaltigen Tourismus mit dem Schutz der einmaligen Moorlandschaft. Ebenfalls vor 100 Jahren begannen die umfangreichen Flächenkäufe zur Sicherung der Federseelandschaft für den Naturschutz. Die Schlüsselfiguren zu Beginn der 100jährigen Erfolgsgeschichte des Naturschutzes am Federsee waren die NABU-Gründerin Lina Hähnle und ein örtlicher Oberförster, Walter Staudacher.
„Der Federsee ist der Beweis dafür, dass es gelingen kann, Naturschutz und nachhaltigen Tourismus zu verbinden und aus Braunkehlchen, Kornweihe und Prachtnelke einen enormen Wirtschaftsfaktor für eine ganze Region zu machen“, ist sich Jost Einstein sicher. Er leitet das NABU-Naturschutzzentrum Federsee, das das Federseemoor in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Naturschutzverwaltung betreut.
Eine Vision wird Wirklichkeit
Schon 1911 hatte der Oberförster Staudacher eine Vision: die Federseenatur den Menschen zugänglich zu machen, und das schonend – ein damals völlig neuer Gedanke. Eine große Herausforderung bei den Bauarbeiten des Federseestegs war der weiche Untergrund. Die Pfähle mussten teilweise zwölf Meter tief verankert werden.
Die Einweihung des Stegs im Mai 1911 rückte das damals bitterarme Landstädtchen Buchau mit einem Schlag ins überregionale Blickfeld. Der bis dahin unzugängliche Federsee konnte nun bequem über einen Holzsteg mit Besucherplattform erreicht werden – der Beginn des Tourismus am Federsee. Heute ist das vier Kilometer lange Wahrzeichen Bad Buchaus eingebettet in ein modernes Konzept zur Besucherlenkung mit einem attraktiven Wegenetz, Aussichtspunkten und Infotafeln, ergänzt durch die Führungen des NABU-Zentrums.
Tatkräftiges Engagement von Lina Hähnle
Eine weitere bedeutende Figur in der Naturschutzgeschichte am Federsee war Lina Hähnle, die Gründerin des „Bundes für Vogelschutz“, aus dem später der NABU wurde. Durch Staudacher auf die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt am Federsee aufmerksam gemacht, kaufte sie im Februar 1911 aus Privatmitteln erste Moorflächen für den NABU. Das Gebiet sollte „ganz und gar dem freien Walten der Natur zurück gegeben werden“.
„Lina Hähnles Weitblick zeigt sich auch darin, dass sie ihre Forderungen nach einem Naturschutzgebiet am Federsee auf eine wissenschaftliche Basis stellte“ erläutert Jost Einstein. Die Pionierin holte namhafte Forscher ins Gebiet, die die Entwicklung wissenschaftlich dokumentierten – auch das war neu. Wer heute auf dem Besuchersteg durch das von Lina Hähnle begründete „Banngebiet Staudacher“ schlendert, kann einen der ältesten Moorwälder in Deutschland bewundern.
Erfolgreiche Naturschutzgeschichte
Seither wurden am Federsee viele weitere ehrgeizige Naturschutzvorhaben umgesetzt: Die Ausweisung von sechs Naturschutzgebieten mit einer Gesamtfläche von 2350 Hektar, umfangreiche Landschaftspflegemaßnahmen zur Offenhaltung der zuwachsenden Orchideenstandorte, die bundesweit erste Einstellung eines hauptamtlichen Naturschutzwartes im Jahr 1958, das Jagdverbot im Naturschutzgebiet Federsee, der Bau eines Wehres im Abfluss des Sees, die Sanierung des nährstoffbelasteten Wassers und schließlich die Gründung eines Naturschutzzentrums durch den NABU. Gemeinsam mit der Staatlichen Naturschutzverwaltung setzt das Naturschutzzentrum derzeit bereits das zweite EU-geförderte Renaturierungsprojekte um. Das artenreiche Mosaik europaweit schutzwürdiger Lebensräume rechtfertigt die enormen Anstrengungen.
Kerstin Wernicke
Landschaft mit Prädikat
Auf fast 3000 Hektar finden sich rund um den Federsee eng verzahnt große Schilfröhrichte, kalkreiche Sümpfe, Hochmoorreste, Übergangsmoore und Moorwälder – daher ist das Federseemoor heute Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Es beherbergt bedeutsame Vorkommen europaweit geschützter Tier- und Pflanzenarten. Vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Schlammpeitzger und Steinbeißer gehören dazu, daneben der Goldene Scheckenfalter oder das Torfglanzkraut. Eine Käferart hat sogar ihr einziges deutsches Vorkommen am Federsee. Die Artenliste des Federseemoors belegt 267 Vogelarten, über 700 Pflanzenarten und etwa 600 verschiedene Schmetterlinge.
Schilf wiegt sich im Wind, die aufgehende Sonne lässt Millionen Tautropfen auf den Blättern orangegelb glitzern und leise beginnen Teichrohrsänger, Rohrammern und Bartmeisen ihr Morgenkonzert - ein Frühsommermorgen auf dem Federseesteg ist ein unvergleichliches Naturerlebnis. Mehr →
Mit einer Ausstellung des Naturschutzzentrum Federsee können sich Besucher auf das größte Moor Südwestdeutschlands einstimmen. Vor der Tür lassen sich im Sommer blühende Orchideen bestaunen und zur kalten Jahreszeit können überwinternde Kornweihen beobachtet werden. Mehr →