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Wildkatzen und andere Attraktionen im Nationalpark Eifel
Der Nebel verzieht sich langsam über der feuchten Bärwurzwiese, Spinnennetze hängen schwer von Tau in der Morgensonne. Es riecht schon ein wenig nach Herbst, über dem Waldrand kreist ein Rotmilan. Plötzlich erregt eine Bewegung am Bachufer die Aufmerksamkeit: Ist das eine Wildkatze oder gar ein Luchs, was da gerade als lautloser Schatten zwischen den Erlen verschwindet?
Ein solches Erlebnis mag in der Realität nur wenigen Wanderern vergönnt sein, doch die Phantasie regt er schon an, der Nationalpark Eifel. Die 11.000 Hektar faszinierende Natur zwischen Schleiden und Monschau rund um den ehemaligen belgischen Truppenübungsplatz Vogelsang, wurden Anfang 2004 zum ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens ausgerufen. Bis zum Ende des Jahres 2033 darf die Forstwirtschaft noch punktuell Hand anlegen, Platz schaffen für langsam wachsende Eichen und vor allem für die Buche, den "Leitbaum" des vom atlantischen Klima geprägten Nationalparks. Danach bleiben rund drei Viertel der Parkfläche weitgehend sich selber überlassen.
Biber, Schwarzstorch, Flussperlmuschel und Mauereidechse finden im Nationalpark ebenso ihren Platz wie Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus und Braunes Langohr. Botaniker entdecken die Hirschzunge, eine überaus seltene Farnart, in feuchten Schluchtwäldern, das Mauergipskraut an typischen Felsenstandorten oder die malerische gelbe Narzisse am Wanderpfad zwischen Wahlerscheid und Erkensruhr.
Skepsis in Sachen Luchs
In den letzten Jahren häuften sich Berichte über Luchsbeobachtungen in der Eifel. So spektakulär und so wünschenswert eine Rückkehr der größten europäischen Raubkatze wäre - Fachleute bleiben zunächst skeptisch: "Mittlerweile werden in Deutschland für nahezu jedes größere Waldgebiet Luchsbeobachtungen gemeldet", erzählt Jürgen H. Eylert von der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF). Zweifellos gibt es mittlerweile wieder Luchse in der Eifel, es ist aber unklar, woher die Tiere kommen.
Zwar können Luchse sehr weit laufen, es ist aber ein langer und von vielen Straßen unterbrochener Weg vom Pfälzer Wald, dem Harz oder gar dem Bayerischen Wald in die Eifel. "Wir können nicht ausschließen, dass es sich um so genannte Kofferraumluchse handelt", so Eylert. Luchse seien verhältnismäßig leicht zu züchten und es gebe genug Menschen, die sich aus unterschiedlichsten Beweggründen zu Straftaten wie dem illegalen Aussetzen von Luchsen und anderen Arten verleiten ließen. "Es bleibt abzuwarten, ob sich der Luchs in der Eifel behaupten kann", so Eylert. Seit Juni dieses Jahres gehen unter Federführung der L-BF "Luchsberater" den Spuren der Minipopulation in der Eifel nach; bis 2009 soll über das Für und Wider einer aktiven Wiederansiedlung entschieden werden.
Stabile Wildkatzen-Population
Ganz anders dagegen die Situation bei der anderen Raubkatze unserer Wälder, der Wildkatze. Auf rund 50 Tiere schätzt Wildkatzenexperte Manfred Trinzen den Bestand im Nationalpark, für die gesamte Eifel geht er von 1000 Exemplaren aus: "Die Wildkatzenpopulation in der Eifel ist auf hohem Niveau stabil". Beinahe ein Wunder angesichts der Tatsache, dass die Wildkatze um 1900 bei uns beinahe ausgestorben war. Heute gibt es in der Bundesrepublik wieder rund 5000 Wildkatzen.
Trinzen hat mit seinem Team von der Biologischen Station Euskirchen die Lebensgewohnheiten der Eifel-Wildkatze in den vergangenen beiden Jahren intensiv erforscht. Mit Hilfe der Telemetrie wurden vor allem die Wanderungsbewegungen der äußerst scheuen Tiere untersucht - mit überraschenden Erkenntnissen vor allem zum Sozialverhalten: "Bislang ging man davon aus, dass gerade die Kuder, also die männlichen Wildkatzen, absolute Einzelgänger sind. Wir haben jedoch festgestellt, dass sich die Reviere stark überschneiden können." Eigentlich logisch, meint Trinzen, denn die gnadenlose Verteidigung eines bis zu 2000 Hektar großen Revieres würde selbst den stärksten Kuder auf Dauer überfordern.
Lebensraum Bunker erhalten
Trotz aller optimistischen Prognosen lebt selbst der kleine Eifeltiger hier nicht im Paradies. Zersiedelung und Straßenbau setzen den Tieren zu, jedes Jahr werden gerade junge Wildkatzen auf Reviersuche überfahren. Ungeimpfte Hauskatzen übertragen Viruserkrankungen, wohlmeinende Spaziergänger holen vermeintlich allein gelassene Jungtiere aus dem Wald in den Schoß einer für Wildkatzen eher zweifelhaften Zivilisation.
Auch das Schleifen der verbliebenen Bunkeranlagen des alten Westwalls durch die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten macht Wildkatze, Fledermaus und Co. in der Eifel das Leben gerade in harten Wintern nicht eben leichter. Wegen der Befürchtung, Wanderer könnten sich in den alten Bunkern verletzen, werden die trockenen und sicheren Plätze für Ruhe und Aufzucht der Jungen nach und nach dem Erdboden gleichgemacht. Auch hier setzt Trinzen auf Anschauung: "Wenn man bei einer Begehung erst einmal deutlich gemacht hat, wie viele Tiere diese alten Bunker, setzt bei den Verantwortlichen sichtbar ein Umdenken ein." Immerhin konnte jetzt zunächst ein zweijähriger Abrissstopp erreicht werden.
von Bernd Pieper
Der NABU NRW war über die von der Bezirksregierung eingesetzten Arbeitsgruppen maßgeblich an der Vorarbeit für den Nationalpark beteiligt. Der NABU ist zudem Mitglied im Förderverein "Nationalpark Eifel", unterstützt die von der Natur- und Umweltschutz-Akademie und dem Nationalparkamt angebotene Ausbildung zum Natur- und Landschaftsführer und bietet selbst ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm in der Region an.
Ein zweiter NRW-Nationalpark ist in Ostwestfalen an der Egge geplant, er könnte später noch um den bisherigen Truppenübungsplatz Senne ergänzt werden. Drumherum soll ein bis zu 80.000 Hektar großes Biosphärenreservat entstehen, das bis nach Hessen reichen würde.
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