Kräfte bündeln für den Tanasee
Lokale Gemeinden fördern nachhaltige Entwicklung
Das Wassereinzugsgebiet des Tanasees im Nordwesten Äthiopiens ist eine lebenswichtige Ressource für Millionen von Menschen. Der Tanasee ist bekannt für seine beeindruckende Biodiversität, liefert Trinkwasser, Nahrung, Energie und dient als Transportmittel. Mit Unterstützung des NABU wurde der Tanasee und seine Umgebung 2015 als UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt.
Die Region steht jedoch unter ökologischem Druck. Gründe dafür sind die intensivierte Landnutzung, der Klimawandel, das rasche Bevölkerungswachstum und industrielle Aktivitäten wie Textilproduktion, Gerbereien und großflächige Landwirtschaft. Diese Belastungen führen zur Anreicherung von Nährstoffen in dem empfindlichen Ökosystem, weniger Fischen und invasiven Wasserhyazinthen. Die Wasserqualität des Sees nimmt also ab und die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen in Äthiopien, Sudan und Ägypten sind bedroht. Trotz lokaler Bemühungen, die Wasserqualität und den Zugang zum Wasser zu erhalten, fehlte in der Region bisher ein umfassender, koordinierter Aktionsplan, der alle relevanten Akteur*innen einbezieht.
Seit 2019 führt NABU Ethiopia ein MAP-Projekt (Multi-Akteurs-Partnerschaft) durch, um die Interessen und Bemühungen der lokalen Akteur*innen zu bündeln. Die Struktur bezieht die regionale Politik mit ein und stärkt die Stimmen unterrepräsentierter Gruppen wie Frauen, Jugendliche und indigene Gemeinden, während sie sich auf den Umweltschutz und die Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen für die lokale Bevölkerung konzentriert.
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Nachhaltige Fischereipraktiken und die Einführung von Aquakulturen wirken dem Rückgang von Fischbeständen entgegen und verschaffen lokalen Haushalten ein zusätzliches Einkommen - Foto: Philipp Schütz
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Die unzureichende Abfallentsorgung und die Zunahme von Einwegprodukten sind Probleme in der Region - Foto: Philipp Schütz
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Übermäßige Abholzung und nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken führen zum Verlust von Bodenqualität und -quantität. Erosion und Verschlammung im See sind die Folgen. Foto: Bruno DʼAmicis
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Die Landwirtschaft ist in der Region von großer Bedeutung, insbesondere der Anbau von Teff. Teffmehl wird vorallem für das Grundnahrungsmittel Injera verwendet - Foto: Bruno DʼAmicis
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Auf Wissen bauen: Traditionelles Wissen der lokalen Bevölkerung wirkt nachhaltig und stärkt die Partizipation - Foto: Bruno DʼAmicis
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Der Tanasee ist bekannt für seine einzigartige Biodiversität: Hier schwimmen zwei Flusspferde bei Sonnenaufgang am Ufer des Sees - Foto: Bruno DʼAmicis
Eine Initiative für Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung
Aufbauend auf dem Erfolg des Projekts Water for Life startete 2023 die Initiative „Lake Tana Stakeholder Alliance für Umweltschutz und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region“. Das Projekt zielt darauf ab, die Dynamik der MAP zu stärken. Ziele sind:
- Aufbau regionaler Kreislaufwirtschaft
- Ressourcen schützen
- die Schaffung von nachhaltigem, naturbasierten Einkommen für die Bevölkerung des Biosphärenreservats Tanasee auf partizipative Weise
Das Projekt strebt an, die Nachhaltigkeitsziele des Biosphärenreservats innerhalb eines bedarfsorientierten Netzwerks verschiedener Akteur*innen zu erreichen und setzt dafür verschiedene Pilotmaßnahmen um: Dazu gehören die Wiederherstellung des Ökosystems, die Schaffung nachhaltiger Einkommensquellen und die Förderung umweltfreundlicher Fischerei. Außerdem werden Management- und Nachhaltigkeitssysteme sowie Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement entwickelt. Um die Eigenverantwortung und Nachhaltigkeit des Projekts zu stärken, werden Kapazitäten der Akteur*innen auf allen Ebenen ausgebaut und Interessengruppen mobilisiert. Die Lake Tana Stakeholder Alliance wird institutionalisiert, um die Partnerschaft zu stärken. Sie soll als Kompass für Ressourcennutzung und nachhaltiges Leben in der Region dienen.
Tanasee
Der Tanasee, Äthiopiens größter See und Quelle des Blauen Nils, liefert 50 Prozent des Süßwassers des Landes und versorgt Millionen von Menschen mit der lebenswichtigen Ressource Wasser. In den umliegenden Feuchtgebieten, Sümpfen und Lagunen finden seltene Vogel- und Fischarten eine Heimat: Der See ist ein Hotspot der Biodiversität. Die reiche ökologische und kulturelle Bedeutung des Tanasees unterstreicht seine zentrale Rolle für die Umwelt und die lokalen Gemeinden.
Erfahren Sie mehrFakten zum Projekt
Projekttitel
Lake Tana Alliance für Umwelt- und Naturschutz sowie nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region
Land/ Region
Äthiopien / Amhara / Biosphärenreservat Tanasee
Laufzeit
August 2023 bis Februar 2027
Partnerorganisation
NABU Ethiopia
Finanziert/ unterstützt durch
Das Projekt wird unterstützt vom NABU e.V. und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden Nachhaltigkeitszielen („SDGs“) der Vereinten Nationen:
1, 5, 6, 11, 12, 13, 14, 15, 17
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