AfricElle
Frauen als Vorreiterinnen für Naturschutz in Afrika








Diabaté (l.) und Elisabeth (r.) von SOS-Forêts setzen sich Naturschutz und die Stärkerung von Frauen ein. - Foto: NABU/ Manja Graham
In den ländlichen Regionen Ost- und Westafrikas wird kleinbäuerliche Landwirtschaft überwiegend von Frauen betrieben, die sich zahlreichen Herausforderungen stellen müssen. Bodendegradation, wirtschaftliche Instabilität und die Auswirkungen der Klimakrise gefährden ihre Lebensgrundlagen.
Das Leben am Existenzminimum zwingt viele Familien dazu, auf nicht nachhaltige Anbaumethoden zurückzugreifen, die die Bodenfruchtbarkeit stark beeinträchtigen und Druck auf die Natur ausüben. Besonders im Umland von Schutzgebieten steigt so das Risiko für die Zerstörung artenreicher Ökosysteme und Konflikte mit Wildtieren und Naturschutzbehörden.
Deshalb hat der NABU das Projekt „AfricElle“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen unterstützt das Projekt mehr als 20.000 Frauen in sechs Ländern, ihre Landwirtschaft natur- und klimaverträglich zu betreiben. Denn klimaresiliente Anbaumethoden und nachhaltige Landnutzung können die Lebensgrundlagen der Frauen und ihrer Familien langfristig sichern und gleichzeitig zum Schutz und der Wiederherstellung degradierter Ökosysteme beitragen.
Eine finanziell unabhängige Frau bedeutet eine stabile Familie und ein entwickeltes Land. Durch AfricElle lernen Frauen nachhaltige Methoden und können Führungskräfte im Naturschutz werden.
Elisabeth Konan Abenan
Projektmitarbeiterin von SOS Forêts
Was wir tun
Das Projekt stärkt Frauen als Schlüsselakteurinnen im Umwelt- und Ressourcenschutz in Tansania, Kenia, Uganda, Ghana, Côte d’Ivoire und Burkina Faso. Dabei haben wir folgende Ziele:
Schulungen, Netzwerk & Wissensaustausch
Die partizipative Förderung von Frauen im ländlichen Raum als Botschafterinnen für Biodiversität und Klimaresilienz ist eine zentrale Aufgabe des Projektes AfricElle. Gerade im ländlichen Raum ist die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen oft eingeschränkt. Um dies zu ändern, werden für 900 Teilnehmerinnen in den sechs Ländern partizipative Trainings zu Themen wie Geschäfts- und Finanzmanagement, überzeugendes Auftreten und Sprechen sowie Wissensvermittlung von Lösungsansätzen und Mentoring in der landwirtschaftlichen Arbeit durchgeführt, um die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken.
Weitere 30 Frauen (fünf Frauen pro Land) werden für ein grenzüberschreitendes Champion-Programm ausgewählt, das sich auf Klimaresilienz, nachhaltiges Wirtschaften und Anbaumethoden konzentriert. Sie werden an Austauschbesuchen teilnehmen, um Wissen auszutauschen und Netzwerke zu erweitern. Die Champions werden auch nationale Kampagnen zum Schutz der Biodiversität und des Klimas leiten. Gleichzeitig werden Frauen zu Botschafterinnen für Biodiversität und Klimaresilienz ausgebildet.
Klimaresiliente Landnutzung & grüne Wertschöpfungsketten
Darüber hinaus schützen klimaresistente Agroforstsysteme nicht nur wertvolle Ökosysteme, sondern schaffen auch Einkommensquellen für ländliche Gemeinden. Das Projekt unterstützt grüne Wertschöpfungsketten wie den Anbau von Macadamianüssen und die nachhaltige Produktion von Sheabutter und Honig – ein entscheidender Beitrag zur wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der beteiligten Regionen. Daher wird die Umsetzung und Ausweitung einer klimaresistenten Pflanzenproduktion in Agroforstsystemen gefördert. Die agroforstliche Pflanzenproduktion wird durch Veredelung und nachhaltigen Anbau optimiert, wobei Schulungen und Investitionen in Setzlinge für die lokalen Gemeinschaften eine unterstützende Rolle spielen.
Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme
Ein weiteres Kernziel ist die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in und um die Schutzgebiete durch gemeindebasierte Wiederherstellungsmaßnahmen, die auf die Problemlagen in den einzelnen Schutzgebieten zugeschnitten sind. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Ökosystemleistungen zu verbessern, und werden von Mitglieder*innen bestehender Kooperativen durchgeführt, die durch nachhaltige Wiederbewaldung aktiv zur Wiederherstellung des Ökosystems beitragen. Hier bei wird lokales Wissen integriert und Biodiversitäts-Basisdaten werden gesammelt, um die Auswirkungen der Wiederherstellungsbemühungen zu messen. Bildungskampagnen und Schulungen zum Thema Biodiversität sollen Eigenverantwortung und Verantwortungsbewusstsein fördern.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz verbindet AfricElle ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele. Das Projekt legt somit den Grundstein für widerstandsfähigere Lebensgrundlagen und den langfristigen Schutz der Biodiversität. Es wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und dem NABU kofinanziert und baut auf den Ergebnissen der erfolgreichen Vorgängerinitiative „Afrievolve“ auf. Vor Ort wird es gemeinsam mit Nature Kenya, Nature Uganda, Nature Tanzania, NATURAMA, SOS-Forêts und Ghana Wildlife Society umgesetzt.
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Frauen spielen eine entscheidende Rolle für den Natur- und Klimaschutz - Foto: Eliya Lawrence
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Neben Schulungen zu nachhaltiger Landnutzung werden Frauen durch Mentoring-Programme und Netzwerkbildung gestärkt. - Foto: Eliya Lawrence
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Pilotfläche für klimaresiliente Landwirtschaft in Ghana. - Foto: Ghana Wildlife Society
Projektregionen
Im Rahmen des Projekts arbeiten der NABU und seine Partner in sechs afrikanischen Ländern. Dabei konzentrieren sich die Aktivitäten auf je ein zusammenhängendes, grenzübergreifendes Ökosystem in Ost- und Westafrika:
Eastern Afromontane Biodiversitätshotspot: Tansania, Kenia und Uganda
Der Eastern Afromontane Biodiversitätshotspot in Ostafrika zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Artenvielfalt aus, die zahlreiche endemische Pflanzen- und Tierarten umfasst. Besonders die Diversität an Vogel- und Reptilienarten ist hervorzuheben. Die meisten Bergregenwald-Regionen in Tansania, Kenia und Uganda sind Teil dieses Biodiversitätshotspots und bilden im östlichen Afrika ein grenzübergreifendes Ökosystemen mit vergleichbaren Herausforderungen.
In den Usambara Mountains in Tansania finden sich einzigartige Ökosysteme, die von tropischen Regenwäldern bis hin zu montanen Grasländern reichen und Lebensraum für viele bedrohte und endemische Arten, wie den Usamabara-Uhu (Bubo vosseleri), bieten.
Die Taita Hills in Kenia sind bekannt für ihre hohe Biodiversität, darunter seltene Vogelarten wie den Taita-Feinsänger (Taita apalis), die durch Habitatverlust und landwirtschaftliche Expansion gefährdet sind.
Das Echuya Forest Reserve in Uganda ist ein weiteres Regenwaldgebiet, das eine Vielzahl von Pflanzenarten und bedrohten Primaten beherbergt, jedoch durch illegale Abholzung und Klimawandel bedroht ist.
Insgesamt stehen die Ökosysteme des Eastern Afromontane Biodiversitätshotspots unter Druck, was dringende Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung dieser wertvollen Lebensräume erfordert.
Westafrikanische Savanne: Ghana, Côte d'Ivoire, Burkina Faso
Die Projektregion in Westafrika verbindet die nördliche Savannenlandschaft in Ghana und in Côte d'Ivoire mit denen des südlichen Burkina Faso in einem grenzübergreifenden Ansatz. Diese Region ist geprägt von einer reichen Artenvielfalt, die zahlreiche Säugetiere, Vögel und Pflanzen umfasst.
Der Mole Nationalpark in Ghana ist bekannt für seine Populationen von Elefanten, Antilopen und verschiedenen Vogelarten, die in den offenen Savannen und Wäldern leben.
Im Comoé Nationalpark in Côte d'Ivoire finden sich ebenfalls bedeutende Ökosysteme, die bedrohte Arten wie den Westafrikanischen Löwen und verschiedene Primaten beherbergen.
Der Ökokomplex PoNaSi in Burkina Faso ist ein wichtiges Schutzgebiet, dass die Biodiversität der Region sichert, jedoch durch Wilderei, landwirtschaftliche Expansion und Klimawandel gefährdet ist. Insgesamt stehen diese Savannenökosysteme unter Druck, was den dringenden Bedarf an Schutzmaßnahmen und nachhaltiger Bewirtschaftung unterstreicht.
Projektdaten
Projektname
AfricElle: Frauen als Champions für Agroforstwirtschaft, Biodiversität und Naturschutz im Umfeld von Schutzgebieten in Afrika
Land/ Region
Kenia, Uganda, Tansania, Burkina Faso, Ghana, Côte d’Ivoire
Laufzeit
01.11.2024 - 31.10.2027
Partnerorganisationen
Nature Kenya, Nature Uganda, Nature Tanzania, NATURAMA, Ghana Wildlife Society und SOS-Forêts
Finanziert/ unterstützt durch
NABU e.V.
BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden Nachhaltigkeitszielen („SDGs“) der Vereinten Nationen:
1, 2, 5, 8, 10, 11, 12, 13, 15 und 16
Vorgängerprojekt
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