Die Vertragsstaatenkonferenzen (COP) der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD)
Überblick der letzten Konferenzen
Zwei Jahre nach der 1992 in Rio de Janeiro (Brasilien) abgehaltenen Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung fand 1994 die erste offizielle Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, COP) der Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) auf den Bahamas statt. Seitdem werden die Konferenzen alle zwei Jahre abgehalten.
Die vergangenen Vertragsstaatenkonferenzen der Konvention (CBD COPs) seit 2010
Erfahren Sie hier, welche Themen auf der Agenda der Vertragsstaatenkonferenzen im Mittelpunkt standen und wie der NABU die Ergebnisse bewertete.
COP 15 in Montreal (Kanada, 2022)
Fast 200 Staaten verhandelten auf der Weltnaturkonferenz vom 7. bis zum 19. Dezember 2022 im kanadischen Montréal. Sie wurde nachgeholt, nachdem die eigentlich im Chinesischen Kunminggeplante Konferenz aufgrund der Coorona-Pandemie nicht stattfinden konnte. Nach zähen und intensiven Verhandlungen einigten sie sich auf ein neues Weltnaturabkommen, das Kunming-Montréal Abkommen für die Biodiversität. Sie bekennen sich darin zu dem Ziel, die biologische Vielfalt zu erhalten und schützen, unter anderem mit folgenden Maßnahmen:
- Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 30 Prozent der Landschaft und der Meere zu Schutzgebieten werden.
- Die Länder verpflichten sich, mehr Geld in den Schutz der Artenvielfalt zu investieren: Reichere Länder sollen ärmeren Ländern bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich zahlen.
- Risiken aus Pestiziden und Düngemitteln für die Natur sollen halbiert werden.
Dennoch blickt der NABU mit Ernüchterung auf das Ergebnis: Es fehlen konkrete Vereinbarungen zur Umsetzung und messbare Ziele.
- Der NABU kommentierte die Konferenz vor Ort über den Blog „Naturschätze.Retten“ und ordnet die Ergebnisse hier im Detail ein.
COP 14 in Sharm El-Scheich (Ägypten, 2018)
Die Laufzeit des aktuellen „Strategischen Plans 2011 – 2020“ für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Rahmen der CBD mit seinen 20 „Aichi-Zielen“ steht kurz vor ihrem Ende. Da für die Zeit nach 2020 Verhandlungen über einen anschließenden strategischen Plan anstehen, wurden während der 14. Weltnaturschutzkonferenz (CBD COP14) bereits einige Vorbereitungen getroffen.
Über zwei Wochen verhandelten die Vertreter*innen von 196 Regierungen unter anderem über die Zusammensetzung von Arbeitsgruppen, die das neue Abkommen aushandeln sollen. Ebenso wurde über Beteiligungsprozesse und vorbereitende Studien verhandelt. Der NABU begrüßt, dass sich die Bundesregierung für die Einbeziehung der Zivilgesellschaft einsetzte.
Die Konferenz endete mit wichtigen Beschlüssen für ein weltweites Abkommen gegen das Artensterben. Der NABU bewertet die Beschlüsse überwiegend positiv. Allerdings deutet sich bereits an, dass noch sehr viel getan werden muss, damit bis 2020 ein ausreichend ambitioniertes Abkommen geschlossen werden kann. Um die biologische Vielfalt effektiv zu schützen, müssen sich beispielsweise die europäischen Staatschef* bei den Verhandlungen deutlich stärker engagieren. Vor allem in Europa ist es zudem wichtig, dass sich die europäische Agrarpolitik deutlich mehr auf den Erhalt der biologischen Vielfalt ausrichtet.
Auch beim internationalen Meeresschutz gab es bei der Konferenz einige Rückschläge zu verzeichnen. So konntedie Auszeichnung neuer Meeresschutzgebiete beispielsweise aufgrund starker nationaler Einzelinteressen kaum vorangebracht werden.
Bei der Finanzierung künftiger Aktivitäten für den Erhalt der biologischen Vielfalt herrschte am Ende der CBD COP14 noch Uneinigkeit. Viele Entwicklungsländer wünschen sich eine stärkere Unterstützung durch die Industriestaaten. Der NABU und andere Umweltverbände machten sich daher für faire Finanzverhandlungen stark, denn diese sind eine wichtige Grundlage für ein gelungenes Folgeabkommen ab 2020.
- Der NABU kommentierte die Konferenz vor Ort über den Blog „Naturschätze.Retten“ in der Reihe „COP Corner“.
- Das Fazit des NABU zur CBD COP14 in ausführlicherer Form finden Sie hier.
COP 13 in Cancún (Mexiko, 2016)
In Cancún wurde vor allem eine Halbzeitbilanz der globalen Biodiversitätsstrategie gezogen und darüber verhandelt, was die Regierungen zu tun bereit sind, um in den verbleibenden vier Jahren den 2020-Zielen zumindest deutlich näher zu kommen. Denn die bisherigen Fortschritte reichen bei weitem nicht aus.
Der NABU zog eine positive Bilanz der COP13. Die Beschlüsse seien wegweisend, vor allem für die Landwirtschaft, konstatierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Die Regierungen der Welt haben sich in Cancún verpflichtet, ihre Agrarpolitik in Einklang mit Naturschutzzielen zu bringen. Damit haben Deutschland und die ganze EU jetzt eine klare Marschroute für die anstehende Reform der Agrarsubventionen nach 2020, von der sie nicht mehr abweichen dürfen.“
Gerade der massive Pestizideinsatz in der Landwirtschaft führt weltweit zum Verlust von biologischer Vielfalt. Er belastet Böden, Grundwasser und ist eine wesentliche Ursache für den alarmierenden Rückgang von Feldvögeln, Insekten und vielen weiteren Arten. Vor diesem Hintergrund begrüßt der NABU, dass mehrere EU-Staaten in Mexiko eine „Koalition der Willigen für Bestäuber“ gegründet haben. Die Gruppe, der auch Deutschland angehört, will Bienen und andere Insekten besser schützen. Auch wollen sie nationale Strategien zum Schutz von Bienen und anderen Insekten entwickeln und beispielsweise nach Alternativen zu Pestiziden suchen.
Die UN-Vertragsstaaten haben sich in Mexiko auch auf den Abbau biodiversitätsschädlicher Subventionen geeinigt. Die in Cancún einstimmig verabschiedeten Beschlüsse machen deutlich, dass Ernährungssicherung und produktive Landwirtschaft auf Dauer nur möglich sind, wenn die Biodiversität weltweit erhalten wird. Naturschutz kann daher nicht mehr länger allein eine Aufgabe der Umweltminister sein – er muss Sache der Regierungschefs werden.
Auch in anderen Bereichen wurden in Cancún wichtige Beschlüsse gefasst, sei es bei der Identifizierung zusätzlicher Meeresgebiete von ökologischer Bedeutung, bei der Annahme eines Aktionsplans für die Wiederherstellung geschädigter Wälder und anderer Ökosysteme und dem Beschluss, dass Klimaschutzmaßnahmen nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt gehen dürfen
- Hier finden Sie die NABU-Forderungen zum Download
- Der NABU kommentierte die Konferenz vor Ort über seinen Blog „Naturschätze.Retten“ in der Reihe „COP Corner“.
COP 12 in Pyeongchang (Südkorea, 2014)
Als „verhalten positiv“ können die Ergebnisse der COP 12 aus Sicht des NABU bilanziert werden. Die teilnehmenden Regierungen haben sich eingestanden, dass sie ihre Anstrengungen und Finanzmittel noch erheblich steigern müssen, wenn sie ihre vor vier Jahren selbstgesteckten 2020-Ziele noch erreichen wollen. In einigen Bereichen gab es konkrete Fortschritte, in anderen Stagnation:
Eine ernüchternde Zwischenbilanz zum Erreichen der 2020-Ziele konnte aus dem Vierten Global Biodiversity Outlook (GBO-4) gezogen werden: nur bei 5 von 55 Zielen gibt es bisher ausreichende Fortschritte. In vielen Bereichen bewegt sich die Welt sogar im Rückwärtsgang. Umso wichtiger war Mobilisierung weiterer Ressourcen zur Naturschutzfinanzierung: Das auf der COP 11 vereinbarte Ziel, die Hilfen bis 2015 von etwa vier auf acht Milliarden Euro jährlich zu verdoppeln und bis 2020 auf mindestens diesem Niveau zu halten, nun festgeschrieben. Auch die Bemühungen zum Meeresschutz nahmen weiter Gestalt an: Die Vertragsstaaten bestätigten eine Liste von über 150 für die Artenvielfalt wichtigen Meeresgebieten. Nur die EU lieferte eine blamable Vorstellung, da von ihr bis dato für den Nordostatlantik keine Gebietsvorschläge vorlagen. Des Weiteren wurde in der Gangwon-Erklärung vereinbart, die biologische Vielfalt in den globalen Entwicklungszielen der im kommenden Jahr zu vereinbarenden SDG ausreichend zu berücksichtigen.
Lesen Sie hier eine ausführlichere NABU-Analyse der wichtigsten Ergebnisse der COP 12
COP 11 in Hyderabad (Indien, 2012)
Im Fokus der Verhandlungen stand die Finanzierung des ambitionierten „Strategischen Plans 2011-2020“, der beim Vorgängergipfel in Nagoya beschlossen wurde. Schließlich einigten sich die Vertragsstaaten darauf, bis 2015 die jährlichen Naturschutzhilfen für Entwicklungsländer auf umgerechnet rund 7,7 Milliarden Euro zu verdoppeln. Im Gegenzug verpflichteten sich die Entwicklungsländer dazu, für eine bessere Mittelverwendung zu sorgen und auch eigene Finanzierungsanstrengungen zu unternehmen.
Unabhängig davon, dass sich der NABU und BirdLife International in den Finanzfragen mehr erhofft hatten, bewertete es der NABU als wichtigen Erfolg, dass für die in Nagoya vereinbarten 2020-Ziele zur Rettung der biologischen Vielfalt eine Reihe von Indikatoren verabschiedet wurden. Außerdem bekannten sich die teilnehmenden Staaten zu weiteren Schritten beim Schutz der Tiefsee: Um zehn Prozent der Meere unter Schutz zu stellen, sollten nun auch die wertvollsten Gebiete außerhalb der nationalen Grenzen identifiziert werden.
TV-Interview mit NABU-Experte Konstantin Kreiser (englisch)
NABU-Gesamtbewertung der wichtigsten Ergebnisse der COP 11
NABU-Pressemitteilung zum Abschluss der COP 11
COP 10 in Nagoya (Japan, 2010)
Die internationale Staatengemeinschaft stand während der 10. Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 2010 besonders unter Zugzwang. Schließlich musste sie sich eingestehen, dass das selbst gesteckte Ziel, den Schwund der Artenvielfalt bis 2010 signifikant zu reduzieren (2010 Biodiversity Target), dramatisch verfehlt worden war.
Zwei Beschlüsse markierten die COP 10 zu einem Meilenstein der internationalen Biodiversitätspolitik. Zum einen der Strategische Plan 2011-2020, der fünf strategische Ziele (Strategic Goals) enthält, die durch 20 Kernziele (Aichi Biodiversity Targets) konkretisiert werden. Sie beinhaltet neben dem Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen, auch eine Vision zum „Leben im Einklang mit der Natur“. Zum anderen das Nagoya-Protokoll: Auch wenn diese Vereinbarung erst zwei Jahre später während der COP 12 in Kraft trat, war ihre Verabschiedung ein weiterer Erfolg der COP 10, da sie wichtige Regelungen über den Zugang und gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung genetischer Ressourcen (Access and Benefit Sharing) enthält.
Lesen Sie hier die NABU-Analyse der wichtigsten Ergebnisse der COP 10