Das Kirchenprojekt in Osteuropa
Naturschutz heißt auch, die Schöpfung zu bewahren
In Deutschland sind die christlichen Kirchen schon seit Jahren in verschiedenen Bereichen des Natur- und Umweltschutzes aktiv. Ein Beispielprojekt ist die Aktion „Lebensraum Kirchturm“, die der NABU zusammen mit Kirchen durchführt. Kirchen, die sich besonders für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten wie Schleiereulen und Fledermäuse einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können. In den Jahren 2016 bis 2022 hat der NABU dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Organisationen und NGOs in Osteuropa gestärkt und einen Dialog für den Natur- und Klimaschutz geschaffen. In den letzten fünf Jahren hat das Projekt mehr als 705.000 Menschen aus sechs osteuropäischen Ländern erreicht.
Kirche und Naturschutz: Wie passt das zusammen?
Das Engagement von Kirchen für den Natur- und Umweltschutz begann vor etwa 40 Jahren. In den späten 1980er Jahren forderten DDR-Umweltgruppen die Regierung auf, die Folgen des Waldsterbens und der steigenden Gewässerverunreinigung nicht weiter zu ignorieren. So entstand eine starke Umweltbewegung. Auch heute kann die Kirche ein starkes Bindeglied zwischen Menschen und Natur sein – vor allem in Osteuropa. In der Ukraine hat die Kirche eine starke Stimme und einen großen Einfluss auf die Bevölkerung. Der NABU setzt hier seit 2016 auf christliche Institutionen und NGOs als Partner. Das Ziel ist, christliche Kirchen sowie muslimische, jüdische und andere religiöse Organisationen für gemeinsame Naturschutzaktivitäten mit NGOs zusammenzuführen und mit ihrer Hilfe die Öffentlichkeit für das Thema zu begeistern. Das gemeinsame Motto liegt auf der Hand: Die „Bewahrung der Schöpfung“.
Vertreter*innen von 17 religiösen Organisationen und NGOs aus sechs Ländern verabschiedeten zum Projektstart die „Ushgoroder Deklaration“ zur Gründung des Interreligiösen Naturschutzforums in Osteuropa (IRCEF) – ein Meilenstein in der internationalen Naturschutzarbeit.
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Malerische Karpaten, deren Schönheit und Artenreichtum erhalten bleiben sollen. - Foto: NABU/Ivan Tymofeiev
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Traditionelle Holzkirche in den Transkarpaten. - Foto: Olga Tymofeieva
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Ukrainische Schüler*innen im Naturpark Synevyr bei einem Umweltbildungstraining des NABU. - Foto: Institute of Ecological and Religious Studies (IERS)
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Naturschutz liegt den Kirchengemeinden in Osteuropa am Herzen. - Foto: Olga Tymofeieva
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Präsentation des IRCEF-Programms im EU-Parlament. - Foto: Institute of Ecological and Religious Studies (IERS)
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Natur und Kirchen, das geht auch gemeinsam. - Foto: Olga Tymofeieva
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Konferenz im Rahmen des NABU-Projekts: Anpassung der lokalen Gemeinden an die Erweiterung der Nationalparks der Karpaten durch gemeinsame Anstrengungen von Kirchen und NGOs. - Foto: NABU/Ivan Tymofeiev
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Einer der Teilnehmer der NABU-Projektaktivitäten in der Ukraine. - Foto: Institute of Ecological and Religious Studies (IERS)
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Die Kirchen in den Transkarpaten setzen sich für den Naturschutz ein. - Foto: Olga Tymofeieva
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Ein Gespräch mit den Priestern über Probleme der Menschen in den Gebieten des Nationalparks. - Foto: NABU/Ivan Tymofeiev
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Eine im Rahmen des Projektes installierte Infotafel informiert Wanderer über Infrastruktur des Nationalparks. - Foto: Institute of Ecological and Religious Studies (IERS)
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Eine Kirche in den Transkarpaten. - Foto: Olga Tymofeieva
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Kirchengemeinden in Osteuropa setzen ein Zeichen für den Naturschutz. - Foto: Olga Tymofeieva
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Malerische Karpaten. - Foto: NABU/Ivan Tymofeiev
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Gelungene Teamarbeit: Die Zusammenarbeit des Nationalparks und der lokalen Bevölkerung vor Ort gelingt durch das Engagement vieler motivierter Menschen. - Foto: NABU / Ivan Tymofeiev
Engagement für den Naturschutz
Das Forum entwickelt gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung neue Ansätze und Ideen zum Erhalt der Artenvielfalt. Erneuerbare Energie, ökozertifizierte Gemeindearbeit und alternative Mobilitätskonzepte sind beispielhafte Themen, die die Kirchgemeinden mit ihren Mitgliedern diskutieren und in Projekten umsetzen. Sie tragen damit zur Aufklärung der Bevölkerung bei sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemen bei – im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Forum veranstaltet Konferenzen, Diskussionsrunden und ökumenische Foren zu aktuellen Naturschutzthemen.
Die Teilnehmer*innen des Forums setzen sich darüber hinaus mit den Unterschieden interreligiöser Dialoge im Hinblick auf die Bewahrung der Natur auseinander und erhöhen das Verständnis für verschiedene ökotheologische Ideen. Die Integrität der Schöpfung ist dabei zentrales Thema in der Zusammenarbeit zwischen akademischen Institutionen und interreligiösen Organisationen, um den Bereich des Natur- und Umweltschutzes in ganz Osteuropa nachhaltig zu verbessern.
Das Forum ist sich seiner Verantwortung bewusst und möchte aktiv zur ökologischen Bewusstseinsbildung der Bevölkerung beitragen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist daher ein besonderes Anliegen des Forums. Die Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftler*innen in akademischen Bereichen des Naturschutzes und der Religion gehören ebenfalls dazu. Mit Publikationen, Umweltbildungsmaterialien und Übersetzungsdienstleistungen unterstützt das Forum die Aufklärungsarbeit für den Natur- und Umweltschutz für die Zivilgesellschaft Osteuropas.
Außerdem widmet sich IRCEF folgenden Aufgaben
- Suche nach neuen Prinzipien, Ansätzen und Werkzeugen zur Erhaltung und Erneuerung der natürlichen Umwelt
- Förderung der interreligiösen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Schöpfungsverantwortung
- Bildung einer multilateralen Zusammenarbeit für den Umweltschutz zwischen religiösen und ökologischen Organisationen, mit wissenschaftlichen, pädagogischen Zentren und Expert*innen in der Ökologie
- Durchführung gemeinsamer praktischer Entwicklungen in der Umweltbewegung in Osteuropa
- Lösung sozialer Probleme und Förderung öffentlicher Initiativen, die zur sozialen Stabilität, zum Frieden, zur Konsolidierung der verschiedenen Gemeinschaften der Zivilgesellschaft auf den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung beitragen – Hintergrund sind die Transformationen in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und die globalen Herausforderungen der heutigen Welt
Der NABU hat eine dauerhafte Plattform für die Zusammenarbeit von NGOs und kirchlichen Einrichtungen aufgebaut. Mit dem IRCEF konnten bis heute über 20 Naturschutzprojekte umgesetzt werden, darunter:
- Umweltbildungsprogramme für die lokale Bevölkerung, territoriale und religiöse Gemeinschaften
- Klimaschutzprojekte durch lokale Gemeinschaften
- Einführung grüner Zertifizierungsstandards
- Projekte zum Schutz einzigartiger Ökosysteme
- Veröffentlichungen von Umweltbildungsmaterialien
In den Jahren 2016 bis 2019 hat der NABU dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Organisationen und NGOs in Osteuropa gestärkt und einen Dialog für den Natur- und Klimaschutz geschaffen.
Ein Komitee für den Klimaschutz
Die IRCEF hat 2018 das Komitee für Klimaschutz gegründet. Insgesamt 60 Organisationen Osteuropas – darunter wissenschaftliche Einrichtungen, kirchliche Institutionen und NGOs – arbeiten eng in diesem Forum zusammen. Sie haben eine Mission: Gemeinsam wollen sie nicht nur das ökologische Bewusstsein in der Bevölkerung stärken, sondern die Menschen auch zum Handeln animieren. Klimaschutz geht nur aktiv. Der Wettbewerb „Verantwortung für die Schöpfung und den Klimaschutz in Osteuropa“ und eine internationale Konferenz in der Ukraine sind nur zwei von vielen weiteren Schritten, die den Weg für ein klimafreundliches Osteuropas ebnen sollen.
Heute ist das IRCEF-Klimakomitee die Keimzelle für die Gestaltung der zentralen Arbeitsbereiche des Forums: Es stellt sich den Umweltbedrohungen der modernen Welt und damit zuallererst der Klimakrise. Im Kampf gegen die Klimakrise braucht es gemeinsame Anstrengungen und Einigkeit verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und damit die Zusammenarbeit religiöser Institutionen, NGOs und Expert*innen.
Partner
Insgesamt zählen 65 Partnerorganisationen sowie elf Einzelmitglieder zum IRCEF – die Mitglieder lassen sich drei Religionen und fünf Konfessionen zuordnen.
Zu den Partnern gehören 55 NGOs und zehn Bildungszentren, die sich in sechs Ländern der Östlichen Partnerschaft befinden.
Außerdem zählen acht weitere Organisationen und elf Einzelmitglieder zum IRCEF, die in neun Ländern außerhalb der Östlichen Partnerschaft verortet sind.
Projekteinblicke
Umweltbildung in den ukrainischen Karpaten
Stimmen zur Projektarbeit
Stimmen zur Projektarbeit
„In allen Zweigen der Erziehung, der Aus- und Fortbildung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen müssen das Verständnis für die Ansprüche unserer natürlichen Umwelt sowie der Wille, die Fähigkeiten und Fertigkeiten persönlich daran mitzuarbeiten, nachhaltig gestärkt werden. Besonders kirchliche Organisationen können hierbei eine wichtige Rolle einnehmen.“
mehr lesen„Die Karpaten sind insgesamt und in der Ukraine unbedingt schützenswert. Es gibt in Europa kaum vergleichbare Wälder und Urwälder, die eine solche Artenvielfalt haben. Um diese schützen zu können, müssen Wege gefunden werden, die existierenden Nationalparks zu unterstützen und zu entwickeln. Das Projekt des NABU und IRCEF zielt darauf, die Notwendigkeit und Grundlagen für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz besser in die Gesellschaft hinein zu vermitteln. Es ist beeindruckend, wie stark das Interesse der Kirchen in der Ukraine an einer aktiven Rolle ist.“
mehr lesen„Der NABU führte erfolgreiche und gut organisierte, religiös orientierte Naturschutzkonferenzen durch. Sie zeichneten sich dadurch aus, dass insbesondere die verschiedenen religiösen Gemeinschaften in der Ukraine eingeladen waren, da die Kirchen außerhalb der Städte in Osteuropa den entscheidenden Faktor im Bereich der Umweltbildung darstellen.“
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Der NABU als Deutschlands größter Umweltverband setzt sich für Frieden ein. Mit Projekten in Russland und der Ukraine kommen Herausforderungen auf uns zu. Zudem müssen Deutschland und die EU krisenfest werden – Klima- und Naturschutz sind dabei entscheidend. Mehr →