Auch Meeresökosysteme wie Seegraswiesen binden und speichern CO₂. Dies wird in Treibhausgasberichten aktuell nicht erfasst, ist aber für den Klimaschutz deshalb nicht weniger wichtig. - Foto: Wolf Wichmann
Endlich Geld für natürlichen Klimaschutz
Aktionsprogramm: ein wichtiger erster Schritt
Was ist natürlicher Klimaschutz?
Intakte Wälder, Moore, Wiesen und Meere speichern Kohlenstoff. Ihre Zerstörung und Übernutzung setzen Treibhausgase frei und heizen so den Klimawandel an. Umgekehrt erhöhen ihr Schutz und die Wiederherstellung der Natur die Speicherleistung unserer Ökosysteme. Diese gleichzeitige Lösung von Klima- und Naturkrise bezeichnet man als natürlichen Klimaschutz.
Die Klimaziele des Landnutzungssektors
Seit 2019 hat Deutschland ein nationales Klimaschutzgesetz. Das Ziel: Klimaneutralität bis 2045. Auch der Weg dorthin wird für die sogenannten Hauptemissionskategorien im Gesetz festgehalten. Eine davon ist die Kategorie „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“. In ihr wird zusammengerechnet wie viel Kohlenstoff in Böden als Humus oder Torf, sowie in lebender Biomasse wie Wäldern, Hecken oder Stadtbäumen, gespeichert wird. Wird beispielsweise Grünland zu Ackerland umgewandelt oder werden Moorböden entwässert, wird die in ihnen enthaltene organische Substanz mineralisiert und gibt den gespeicherten Kohlenstoff in Form von CO₂, Methan wieder frei.
Diese Bilanz aus Quellen und Senken ist aktuell noch negativ: Der Landnutzungssektor ist aktuell eine Kohlenstoffsenke. Es wird mehr Kohlenstoff gebunden als freigegeben. Der Klimawandel führt aber dazu, dass Wälder weniger CO₂ binden können – zum Beispiel, da Bäume aufgrund von Dürren früher sterben. Das bedeutet, dass dieser Sektor in naher Zukunft zur Netto-Quelle werden wird. Laut Paragraf 3a des Klimaschutzgesetzes soll die Netto-Senke bis 2045 kontinuierlich weiter ausgebaut werden – Ziel und absehbare Entwicklung laufen also in gegensätzliche Richtungen.
Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz
Um die Ziele des Klimaschutzgesetzes doch noch zu erreichen, hat die Bundesregierung 2021 im Koalitionsvertrag das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) angekündigt und im März 2023 verabschiedet. Dieses soll durch die Wiederherstellung von Ökosystemen Biodiversität und Klima gleichermaßen nutzen. Dazu sollen unter anderem Moorböden wiedervernässt, Auen und Salzwiesen renaturiert, Kohlenstoffschutzzonen im Meer ausgewiesen, Stadtbäume gepflanzt, Hecken und Knicks angelegt und alte Wälder geschützt werden.
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Eine Feuchtwiese nahe Bautzen. Ein Paradies für Vögel – und eine wichtige Kohlenstoffsenke. - Foto: NABU/CEWE Kevin Prönnecke
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Als das größte noch verbliebene Moorgebiet in Nordrhein-Westfalen leistet auch das Große Torfmoor bei Minden seinen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise. - Foto: NABU/Stefan Bulk
Gefördert wird dies mit 4 Milliarden Euro aus dem 200 Milliarden großen Sondervermögen des Klima- und Transformationsfonds. Das Geld hierfür stammt aus Einnahmen des Emissionshandels und Brennstoffemissionshandels.
Wie wird das Aktionsprogramm zu einem Erfolg?
Nach Jahrzehnten der Unterfinanzierung stellen diese vier Milliarden Euro für den Naturschutz einen überfälligen ersten Schritt dar. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, die nun verfügbaren Mittel schnell in wirksamen Projekte in ganz Deutschland umzusetzen. Dazu muss die Förderpolitik entsprechend angepasst werden. Vor allem muss das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz den Weg für die nächsten Jahrzehnte ebnen. Es kann so auch die Umsetzung des anstehenden EU-Wiederherstellungsgesetzes vorbereiten und zum Erreichen der Ziele der Weltnaturschutzkonferenz beitragen. Dafür müssen vor allem auch, wie in der „Beschleunigungsoffensive“ des Aktionsprogramms vorgeschlagen, Gesetze angepasst werden.
Denn so viel ist klar: Klimaschutz und die Wiederherstellung unserer Natur sind zwei Seiten derselben Medaille. Nur intakte Moore, Wälder, Wiesen und andere Ökosysteme können uns im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen.
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