Franz Debation (rechts) bei der Storchenwiederansiedelung in Hambrücken - Foto: NABU Hambrücken
Verheiratet mit einem Naturschutzgebiet
Franz Debatin schützt seit 30 Jahren die Saalbachniederung
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Regenbogen über Saalbachniederung - Foto: NABU/Flöper
Ein Regenbogen soll Glück bringen – und davon hatte Franz Debatin in den vergangenen Jahren reichlich. Er zeigt auf 300 Hektar Grünland, über denen im Januar zwei Regenbögen stehen. Seit 2024 kann der 72-Jährige auf seinen größten Erfolg zurückblicken: Er hat gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe darauf hingewirkt, dass die Saalbachniederung bei Hambrücken als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Seit den 1980er-Jahren ist er aktiv, hat 1993 die NABU-Gruppe Hambrücken gegründet und sich unermüdlich für den Erhalt des grünen Fleckens in der dichtbesiedelten Region Nordbaden eingesetzt.
Anfang der 1960er-Jahre begannen die Landwirt*innen, die Wiesen in der Saalbachniederung umzupflügen. „Um zu verhindern, dass auch noch die restlichen Wiesen dem Umbruch zum Opfer fallen, und weil die Saalbachniederung damit für den Natur- und Artenschutz überhaupt keine Perspektive mehr gehabt hätte, startete ich 1986 eine Initiative zur Rettung der noch vorhandenen Wiesen“, berichtet Franz Debatin, heute Vorsitzender des NABU Hambrücken. Er pachtete dafür Wiesengrundstücke an, welche die Eigentümer*innen aufgegeben hatten, und vermittelte sie zur Pflege an Bewirtschafter*innen.
Innerhalb weniger Jahre wuchs die von ihm angepachtete Fläche auf 20 Hektar, bestehend aus 120 Grundstücken. Viele hörten von dem Projekt und wollten sich dem Erfolg anschließen. 1989 wies das Landratsamt Karlsruhe die Saalbachniederung als Landschaftsschutzgebiet aus. Jahre später erfolgte auch die Ausweisung als FFH- und Vogelschutzgebiet.
„Wenn ich hier durch die Natur gehe, bin ich glücklich“, sagt Debatin. Er ist ein Mensch, der sein Herz dem Naturschutz geschenkt hat, seine Augen leuchten, wenn er über das Projekt spricht. Seit er Rentner ist, ist die Leitung des NABU Hambrücken sein Lebenselixier. Das war schon während seines Jobs als Schichtarbeiter in einer Tubenfabrik nicht anders: So hatte er genug Zeit, seinem Hobby, der Ornithologie, nachzugehen oder um sich um den Flächenerwerb zu kümmern. Er habe nie geheiratet, erzählt er, sondern nutze jede freie Minute für sein Herzensprojekt.
„Ich musste es lernen, wie man auf Leute zugeht und sie von der richtigen Sache überzeugt, aber mittlerweile sind 73 Hektar im Besitz des NABU“, erzählt Debatin, 30 Hektar hiervon gehören dem NABU Hambrücken selbst. „Wir haben hier natürlich nicht so große Flächen wie beispielsweise in Brandenburg, aber in der Region Nordbaden stellt die Saalbachniederung mit ihrem offenen und weiträumigen Wiesengebiet eine Besonderheit dar.“
Durchbruch
Die Saalbachniederung gilt als einer der größten unzerschnittenen Naturräume Nordbadens und ist für den Vogelzug von großer Bedeutung. Bis zu 360 gefährdete Arten, die auch auf den Roten Listen des Landes für besonders gefährdete Tiere und Pflanzen stehen, finden hier einen Lebensraum. Nachdem die Feuchtwiesen zunächst dem bis vor wenigen Jahren ebenfalls gefährdeten Weißstorch als Lebensraum dienten, sind mit der fortschreitenden Renaturierung und extensiven Nutzung der Wiesen viele neue Arten hinzugekommen.
Der lang ersehnte Durchbruch für das Projekt in der Saalbachniederung gelang schließlich, als ein Landwirt in einem in Baden-Württemberg bisher einmaligen Schritt 1991 seinen gesamten Betrieb mit rund 200 Hektar Bewirtschaftungsfläche in das Extensivierungsprogramm des Landes einbrachte und die zuvor intensiv genutzten Ackerflächen in extensiv genutztes Grünland umwandelte. Noch im selben Jahr schlossen sich weitere Landwirt*innen diesem Schritt an. „Das wäre heute aufgrund der finanziellen Lage sicher nicht mehr so möglich“, meint Debatin rückblickend.
Aufwertung durch Flachwasserzone
2010 hat die Stadt Bruchsal im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme eine 14 Hektar große wechselfeuchte Überflutungszone auf NABU-Flächen am Saalbach eingerichtet. Zudem ist eine Überleitung vom Saalbach zum Wagbach in der Niederung entstanden. Die großen Wasserflächen sind ein Magnet für zahlreiche bedrohte Vogelarten, die die Flächen als Brutgebiet und Rastplatz nutzen. Im Sommer sind auf den Feuchtflächen zahlreiche Kiebitze zu beobachten. „2018 haben wir die erste erfolgreiche Brut nachgewiesen“, so Debatin. In den Schilfflächen brüten wertgebende Vogelarten wie Drosselrohrsänger, Zwergdommeln und in manchen Jahren auch Purpurreiher. Am Boden suchen Wasserrallen nach Nahrung, und Bekassinen, Grünschenkel, Kampfläufer, Bruch- und Waldwasserläufer sowie viele weitere Limikolen stärken sich während ihres Zuges auf den ausgedehnten Schlammflächen.
Schon ist Franz Debatin wieder abgelenkt: Eine Kornweihe sucht nach Beute, und ein Schwarzkehlchen sitzt im Schilf. Ob das Gebiet im Sinne des Naturschutzes weiterentwickelt werden kann, hängt von der Flächenverfügbarkeit ab. Aus diesem Grund will Franz Debatin in der Saalbachniederung weitere Grundstücke kaufen. „Naturschutz hat heutzutage in der Politik leider keinen hohen Stellenwert mehr“, sagt er. Doch solange er kann, will er sich für die Saalbachniederung einsetzen.
Nicole Flöper (Naturschutz heute 1/25)
Bereits 1985 kaufte Franz Debatin, erster Vorsitzender des NABU Hambrücken, die ersten Fläche in der Saalbachniederung, um die Natur dort zu schützen. Bis heute erwarb der NABU viele weitere Flächen in der Region. Es entstand ein Hotspot der Artenvielfalt. Mehr →