8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Wo Tannenzapfen die Seele streicheln
In Barfußparks kann man einem vergessenen Genuss frönen
Die Sonne kitzelt in der Nase – endlich Frühling. So manchen Naturfreund zieht es jetzt in den Wald. Wanderungen heben die Laune und machen frisch. Nach dem langen Weg brennen die Füße, sie rufen nach Erholung. Früher kam da ein eiskaltes Kneipp’sches Wassertretbecken gerade recht. Es gibt jedoch eine bessere Möglichkeit, unseren treuen Lastträgern mal Freiheit und ausgedehnte Streicheleinheiten zu bescheren: Barfußparks.
Schuhe wurden einst zum Schutz gegen Kälte, große Hitze und fußfeindlichen Boden erfunden. Heute benutzen wir sie wie eine zweite Haut. Unsere Füße verbringen pausenlos viele Stunden in nicht immer bequemer Hülle aus Leder, Kunststoff oder Stoff. Barfuß laufen ist eine Besonderheit geworden. Gingen Kinder früher manchmal nachmittags ohne Schuhe raus, so ist dies heute kaum noch möglich. Rauer Asphalt, Scherben, Steine, Hundekot, Schmutz – zumindest in der Stadt macht barfuß Laufen keinen Spaß mehr. Infolge mangelnder Möglichkeiten machen immer weniger Menschen ihren Füßen Luft. Doch das uralte Bedürfnis ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht: Findige Barfußfreunde und Freizeitgestalter haben mit den Barfußwegen einen neuen Trend ausgelöst.
Was ist ein Barfußpark?
Meist eingebettet in Wald- oder Wiesenlandschaft zieht sich ein mehrere hundert Meter bis einige Kilometer langer angelegter Weg, der ohne Schuhe bewältigt wird. Abschnittweise läuft man über Kies, Tannenzapfen, Sand, Blätter, Steine, Moos, Matsch, Rindenmulch, Holz und vieles mehr. Bisweilen gibt es Balancierstrecken oder kleine Klettereinheiten, manchmal liegt ein „ganz normaler“ Waldweg dazwischen.
Das natürlichste und einfachste Abhärtungsmittel bleibt das Barfußgehen.
Sebastian Kneipp (1821-1897)
Barfußpfade sind nahezu für jeden geeignet. „Zu uns kommen Leute jeden Alters“, sagt Margit Reichle, Leiterin des „Park mit allen Sinnen“ in Gutach im Schwarzwald. „Manche können gerade schon, andere gerade noch laufen“, beobachtet sie. Und augenscheinlich macht es allen Spaß. Auch Kinder, die erst ein Gesicht ziehen, kommen mit guter Laune am Ende an und wollen „nochmal durch“. Zu den regelmäßigen Besuchern von Barfußparks zählen auch viele Schulklassen.
Ein Genuss für die Sinne
Barfuß gehen spricht alle Sinne an. „Man geht viel aufmerksamer als normalerweise“, weiß Lorenz Kerscher, Barfußgeher und Initiator der Internetseite www.barfusspark.info . So beeindrucke nicht nur die Temperatur und Beschaffenheit des Untergrunds: Fühlt der sich trocken, feucht, hart, weich, glatt oder rau an? Man habe auch viel mehr Zeit, die Umgebung wahrzunehmen, denn: „Man wird automatisch langsamer“, erzählt er.
Und es tut offensichtlich dem ganzen Körper gut. Plagen Kerscher beispielsweise Rückenschmerzen vom langen Sitzen, geht er eine halbe Stunde baren Fußes: „Dann sind die Beschwerden weg“, freut er sich. Die Füße selbst werden in ihrer natürlichen Funktion gestärkt. Denn die Muskulatur baut sich automatisch auf. Schweißfüße sind ein Fremdwort. Fußschäden wie Knick-, Senk- oder Plattfüße werden vermieden oder abgemildert.
Verdrehte Welt
Durch die Verstädterung wurde das Barfußlaufen in den Hintergrund gedrängt. Noch bis vor etwa 50 Jahren war es üblich, dass Kinder in der Freizeit barfuß liefen. Und früher war es nur den Reicheren gegönnt, sich Schuhwerk zu leisten – heute sind sie es vor allem, die auch mal wieder barfuß gehen. Ältere Kinder hingegen stecken ihre Füße lieber in müffelnde Turnschuhe.
Auch umweltpädagogisch sind Barfußwege ein Gewinn. Sie passen sich – aus Naturmaterial hergestellt – harmonisch in die Landschaft ein, versiegeln keine Flächen und machen keinen Lärm. Schon Kinder lernen, wie die Natur sich anfühlt, und nehmen die Umgebung viel bewusster wahr. Das Spüren des natürlichen Untergrunds schult die Sinne und bleibt im Gedächtnis.
Umweltprädikat: wertvoll
Bundesweit gibt es momentan etwa 50 größere Barfußparks – Tendenz steigend. Manche kann man per Bahn erreichen wie beispielsweise den am Bahnhof in Dannenberg, 53 Zugminuten von Berlin entfernt. Andere liegen abseits großer Routen und müssen erwandert werden, will man das Auto nicht benutzen. Der älteste Park liegt in Bad Sobernheim und erfreut dort seit 1992 jährlich rund 100.000 Paar Füße. Den längsten Weg findet man in Bad Orb, wo es 4,5 Kilometer über Stock und Stein, durchs Wasser und über Waldboden geht.
Ist einem das zu wenig, kann man mit Hilfe eines Barfuß-Wanderführers im Alpenvorland 28 Touren ablaufen. Und wem schließlich nicht nur die Schuhe lästig sind, kann zum Wandern sogar – ganz legal – die Kleider abwerfen: www.nacktwandern.de.
Beate Schuricht
Dem barfuß Gehen schreibt man viele gute Eigenschaften zu:
- Stärkung des Immunsystems
- Hilfe bei Kopfschmerzen
- Kräftigung der Fußmuskulatur
- Verhinderung von Fußschäden
- Verbesserung der Durchblutung
- Abhilfe bei Fußschweiß
- Verbesserung der Sensorik
- Förderung der Durchblutung
- Verbesserung der gesamten Körperkoordination
- Vermeidung oder Auflösung von Verspannungen und Fehlfunktionen des Körpers
- Stärkung der Gelenke
- Stressabbau
Buchtipps:
- „Starke Füße, da steh’ ich drauf“, von Heidi Schewe, erschienen 2007 im Trias Verlag, ISBN 978-3-8304-3363-7, Preis 14,80 Euro.
- „Barfußwandern Münchner Berge und Alpenvorland“ von Eduard und Sigrid Soeffker, erschienen 2008 im Bergverlag Rother. ISBN 978-3763330454, Preis 12,90 Euro.
Online-Infos:
Eine umfangreiche Liste deutscher Barfußparks und viele nützliche Infos findet man unter www.barfusspark.info und www.barfusswandern.de.
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