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Die Storchenschmiede Linum
Ende September beginnt für Henrik Watzke die schönste Zeit des Jahres. Denn spätnachmittags, wenn die Sonne untergeht, fallen tagtäglich tausende von Kranichen in die Linumer Teiche ein. Dann ist der Horizont voll von den langhalsigen Vögeln mit dem aschgrauen Gefieder; sie fliegen in Keilformation, haben den Kopf weit nach vorn gestreckt und nahen mit mächtigen Flügelschlägen. Wenn die Kraniche schließlich scharenweise mit triumphierenden Trompetenrufen in ihren Schlafteichen landen, "brodelt über dem Torfmoor die Luft", begeistert sich Watzke: "Ein grandioses Naturerlebnis."
Es brodelt die Luft...
Henrik Watzke, ein sonst eher wortkarger Mann, leitet seit zwei Jahren die NABU-Naturschutzstation Storchenschmiede in Linum.
Das 700-Einwohner-Dorf liegt 45 Bahn-Minuten von Berlin entfernt in der brandenburgischen Provinz. Einst gehörte es zum Besitz von König Friedrich I., der oft herkam, um Birk- und Auerhähne zu jagen. Den Charakter eines typischen Straßendorfes hat sich Linum bis heute bewahrt: Entlang der gepflasterten Hauptstraße reiht sich Haus an Haus und Hof an Hof; die zugehörigen Ländereien sind über die Umgegend verstreut. Eine wuchtige Backsteinkirche überragt die Dächer von Linum; auf ihrem Ostgiebel hat ein Storchenpaar seinen Horst gebaut.
Der Kirchenhorst ist nur eines von 20 Storchen-Nestern, die auf Bäumen, Masten und Hausdächern über das gesamte Dorf verteilt sind. Pro Jahr ziehen hier im Schnitt 15 Brutpaare ihre Jungen groß - von Anfang April bis Ende August ist überall in Linum ihr charakteristisches Klappern zu hören. "Nach Rühstädt ist Linum das größte Storchendorf in Brandenburg", sagt Henrik Watzke stolz. Das wissen auch Vogelfreunde von auswärts zu schätzen, die während der Storchen-Saison auf der Suche nach Foto-Motiven durch Linum streifen. Ihnen hat es besonders der Juli angetan, wenn die Jungstörche erste, noch wacklige Flugrunden ums Nest drehen und dabei auch die eine oder andere Bruchlandung hinlegen.
Alle feiern mit beim Storchenfest
Höhepunkt des Linumer Storchen-Jahres ist das Storchenfest am ersten August-Wochenende. Dann ist das ganze Dorf auf den Beinen, die Straße hinunter ins Teichland wird zur Festmeile umgerüstet und ein Ehrengast vollzieht die alljährliche Storchentaufe. Im vergangenen Jahr traf es einen Jungstorch aus dem Kirchenhorst - er wurde auf den Namen Stanislav getauft und ist eines von 37 Jungen, die 2004 in Linum großgezogen wurden. "Das ist guter Durchschnitt", versichert Henrik Watzke. Auch auf dem Dach der NABU-Station, die schräg gegenüber der Kirche auf dem Gelände der ehemaligen Schmiede untergebracht ist, hat letztes Jahr ein Storchenpaar gebrütet.
Im einstigen Schweinestall der Schmiede residiert Watzke mit seinem Büro. Gegenüber, in der gelben Halle mit den mannshohen Fenstern, wurden früher die Traktoren repariert. Heute informiert in dem lichten Raum eine Ausstellung über das Leben von Kranichen und Weißstörchen. Geht man über den Hof hinunter zum Garten, passiert man einen Teich und eine Obstwiese. Unter den knorrigen Bäumen schlagen im Sommer Ferien-Kinder ihre Zelte auf. Tagsüber ist dann Nistkasten-Bau und "Tümpeln" angesagt - so nennt es Henrik Watzke, wenn die Kinder mit dem Kescher Kaulquappen und kleine Frösche aus dem Teich ziehen. "Für Kinder ist es das Höchste, mal einen Frosch in der Hand zu halten", sagt der Biologe.
Kranich-Paradies im Torfmoor
Vom Hof der Storchenschmiede eröffnet sich dem Blick die Weite des Linumer Teichlandes: Ein Niedermoor-Gebiet mit Feuchtwiesen, sumpfigen Kanälen und flachen Teichen, das sich über knapp 2,5 Quadratkilometer erstreckt. An den Teichufern wuchert das Schilf; Rohrkolben wiegen sich im Wind; dazwischen recken Birken, Pappeln und Korbweiden ihre Äste gen Himmel. In alter Zeit war hier unwegsames Schwemmland; erst als man Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Torfstechen begann, wurde das Gelände trockengelegt. Im Zuge des Torfabbaus entstanden 36 Flachwasserteiche, in denen heute Karpfen gezüchtet werden.
Für Zwergdommel, Blaukehlchen, Beutelmeise und Kolbenente ist das Moor ein Paradies. Auch durchreisende Kraniche machen hier gerne Rast. Denn das Teichland bietet weitläufige Flachgewässer, in denen man bequem im Stehen schlafen kann, und auf den umliegenden Maisfeldern bleibt auch nach der Ernte genug übrig, um sich tüchtig den Bauch vollzuschlagen. Im Oktober 2004 wurden 48.500 Kraniche gezählt - so viele wie nie zuvor. Auch andere Zugvögel wissen die hiesigen Annehmlichkeiten zu schätzen: Bis zu 40.000 Bless- und Saatgänse äsen jedes Jahr auf den Feuchtwiesen rund um die Teiche.
Bis zum nächsten Frühjahr...
Während des Herbstzuges patrouilliert Henrik Watzke jeden Tag durchs Moor, um neugierige Foto-Jäger von den Schlafplätzen der Kraniche fernzuhalten. Denn sobald sich Menschen auf weniger als 300 Meter nähern, fliegen die scheuen Vögel auf und vergeuden dabei wertvolle Energiereserven, die sie sich wieder anfressen müssen. Erst Mitte November kehrt Ruhe ein: Dann sind auch die letzten Nachzügler unterwegs zu den Winterquartieren in Spanien und Nordafrika - ein Abschied bis zum Rendezvous im Frühjahr bei den Linumer Teichen.
Hartmut Netz
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