Winterwald - Foto: Sebastian Hennigs
Mit Licht zeichnen
Tipps für Naturfotografie im Winter
Die Natur im Winter fotografieren? Für viele Menschen ist das ein Widerspruch, gelten doch die kalten und rauen Wintermonate als die dunkle Jahreszeit, in der sich die Tiere auf den Weg in ihre Winterquartiere aufgemacht oder sich zum Winterschlaf zurückgezogen haben. Blätter und Blüten sind gefallen, und alles ruht bis zum nächsten Wachstumsbeginn im Frühling unter der Erde. Doch gerade die Wintermonate sind die Zeit im Jahr, in der sich auch viele besondere Fotomotive finden und fotografieren lassen.
Winter lockt mit guten Lichtbedingungen
Aus Fotografensicht ist der bedeutendste Vorteil des Winters das besondere Licht. Wenn die Tage kurz sind und die Sonne fast den ganzen Tag recht tief am Himmel steht, können wir das daraus resultierende sanfte Licht sehr gut nutzen, um gute Bilder zu machen. Fotografie bedeutet übersetzt ja nichts anderes als „mit Licht zeichnen“. Aber besonders während des Sommers haben wir immer das Problem, dass sich das Licht, welches für gute Bilder bedeutend ist, fast nur in den frühen Morgen- und Abendstunden finden lässt. Die längste Zeit des Tages scheint die Sonne zu hart und zu steil vom Himmel und nimmt uns so die Chance, den Bildern Tiefe und Struktur zu verleihen.
Im Winter ist das jedoch anders, und wir haben über viele Stunden gute Lichtbedingungen ‒ zumindest an den Tagen, an denen die Sonne scheint. Oft sind die sonnigen Tage ja auch die kältesten, an denen der Raureif die Landschaft verzaubert und sich tolle Details als wunderschöne Fotomotive entdecken lassen. Auch frisch gefallener Schnee ist etwas ganz Besonderes. Nach einer schneereichen Nacht kann man bei einem Spaziergang durch den Wald am nächsten Tag optimal den weißen Winter auf den Kamerasensor bannen. Eine tolle und seltene Gelegenheit für jeden Naturfotografen!
Parkteiche nutzen
Neben Winterlandschaften sind auch Tiere ein dankbares Motiv. Besonders geeignet hierzu sind größere Stadtparks. Durch den regen Besucherverkehr sind viele Singvögel, aber auch Eichhörnchen sehr an den Menschen gewöhnt, und man braucht keine großen Brennweiten. Dort, wo es Parkteiche gibt, bieten sich Bilder von verschiedenen Wasservögeln an: Stockenten, Blässhühner, Teichrallen und Höckerschwäne lassen sich eigentlich immer sehr leicht fotografieren. Auch an den Stellen, wo Enten gefüttert werden können, kommt man bis auf sehr kurze Distanzen an die Tiere heran.
In den städtischen Ballungsräumen finden sich zudem immer öfter einige Neozoen, also durch den Menschen eingeschleppte oder ausgesetzte Vogelarten. Die farbenprächtige Mandarinente oder die Kanada- und Nilgänse bieten schöne Motive. An vielen Stellen haben inzwischen auch Reiher gelernt, dass die Nähe zum Menschen besonders in der kalten Jahreszeit recht lukrativ sein kann. Dort, wo beispielsweise das Eisangeln recht beliebt ist, warten oftmals Graureiher in unmittelbarer Nähe der Angler auf einen Teil der Beute und zeigen kaum Scheu.
Wer einen Garten besitzt, der kann sich auch eine Winterfütterung für Singvögel einrichten, an der mit ein bisschen Vorbereitung tolle Vogelaufnahmen gelingen können. Sind genug natürlich wirkende Äste als Sitzwarten vorhanden und sind die Meisenringe nicht so auffällig befestigt, lassen sich oft sehr schöne Bilder diverser Meisen, Finken und Spechte machen.
Winterfeste Fotoausrüstung
Den heutigen Kameras und Objektiven macht die Kälte in der Regel keine Probleme. Dennoch sollten im Winter ein paar Dinge berücksichtigt werden, damit es bei der Fototour keine bösen Überraschungen gibt. Bei den niedrigen Temperaturen machen auch leistungsfähige Batterien bzw. Akkus schneller schlapp und verlieren deutlich an Leistung. Deshalb: Immer darauf achten, ausreichend Material dabei zu haben, und dieses dann nahe am Körper, beispielsweise in der Jackeninnentasche, verstauen. Auch schnelle Temperaturunterschiede sollten zum Wohle der Kamera vermieden werden, denn kommt man aus der Kälte in einen beheizten Raum, bildet sich an der Ausrüstung schnell Kondenswasser. Verhindern lässt sich dies, indem man Kamera und Objektive in Plastiktüten einwickelt, bevor man in die Wärme geht. Feuchtigkeit bildet sich dann nur an der Außenseite der Tüte.
Der Winter bietet Naturfotografen eine Menge toller und einzigartiger Motive, man muss sie nur suchen. Fällt Schnee, dann sollte man diese Chance auf jeden Fall nutzen und seine Kamera zur Hand nehmen. Auch wenn der weiße Zauber nach nur wenigen Stunden wieder vorbei ist – es lohnt sich immer!
Sebastian Hennigs
Verwandte Themen
Schon auf einem kleinen Grundstück oder notfalls selbst auf einem Balkon lassen sich unsere heimischen Vögel im Winter gut in unsere Nähe locken und wenn dabei ein paar Tipps beherzigt werden, sind mit Leichtigkeit die erwünschten Bilder geschossen. Mehr →
Eine Naturfotografin, die muss doch im Wald wohnen, oder jedenfalls nah an der Natur. Bei Sandra Bartocha trifft das nur teilweise zu. Die 36-Jährige wohnt in Potsdam in einem Plattenbau, der jedoch glücklicherweise direkt an ein Waldgebiet grenzt. Mehr →