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Durchblick beim Durchblick
Tipps für die Anschaffung von Ferngläsern und Spektiven
Den ersten Blick durch mein neues Spitzenfernglas werde ich nie vergessen. Es war ein Hausrotschwanz, der im ersten Morgenlicht auf dem Dachgiebel sang, aus voller Kehle und am ganzen Körper vibrierend. Jedes Detail der Federn war bestens zu erkennen. Ein Fernglas ist das wichtigste Hilfsmittel zur Vogelbeobachtung. Wer sich für Vögel und ihr Verhalten interessiert, braucht früher oder später eines. Nur mit ihm erkennt man für die Bestimmung relevante Details wie Gefiederfarbe, Überaugenstreif oder Schnabelform. Aber welches Fernglas eignet sich dafür? Bei der Auswahl kommt man um einige technische Details nicht umhin.
Vergrößerung und Linsen-Durchmesser
Erste Informationen über die Leistung gibt auf jedem Fernglas eine Zahlenkombination wie etwa „10 x 40“. Die erste Zahl ist die Bildvergrößerung – im Beispiel zehnfach – und beschreibt, um wie viel näher ein Objekt dem Betrachter erscheint. Ein 100 Meter entfernter Weißstorch erscheint beim Blick durchs Glas so groß, als sei er nur zehn Meter entfernt. Zum Beobachten sind sieben- bis zehnfache Vergrößerungen ideal. Bei höheren Werten lässt sich ein Fernglas nicht ausreichend ruhig halten, das Bild zittert und wackelt. Manche Hersteller bieten heute Kombinationen mit umschaltbarer 10- und 15-facher Vergrößerung.
Nach dem Multiplikationszeichen steht der Durchmesser der Frontlinse – im Beispiel 40 Millimeter –, von dem zwei wesentliche Qualitäten abhängen: der Lichteintritt ins Glas und das Sehfeld. Je größer die Frontlinse, desto mehr Licht sammelt das Glas. Für Tagbeobachtungen eignen sich 20 bis 32, für ungünstige Lichtverhältnisse 40 bis 80 und mehr Millimeter.
Sehfeld, Lichtstärke und Dämmerungszahl
Ergänzend sind nicht sofort ersichtliche Angaben wichtig, die erfragt werden müssen:
- Das Sehfeld beschreibt die Größe des überschaubaren Bereiches auf 1000 Meter Distanz. Je stärker die Vergrößerung, umso kleiner ist das Seh- oder Gesichtsfeld und umso schwieriger ist ein Zielobjekt zu finden. Fliegende Vögel sind mit einem größeren Sehfeld besser auszumachen.
- Die Lichtstärke errechnet sich, indem man die Frontlinsengröße durch die Vergrößerung teilt und das Ergebnis mit sich selbst multipliziert (im Beispiel 40 durch 10 = 4 mal 4 = 16). Je größer die Zahl, umso größer die Lichtstärke und desto heller und detailreicher das Bild. Die Lichtstärke des Fernglases lässt sich von einer bei Dämmerung maximal geweiteten Pupille nur ausnutzen, wenn das Okular eine große Austrittsöffnung hat. Bei kleinerem Okulardurchmesser tritt weniger Licht aus und ein dunkleres Bild ist die Folge.
- Die Dämmerungszahl beschreibt die Leistungsfähigkeit des Glases bei Dämmerung und sollte zwischen 12 und 25 liegen. Je höher die Zahl, umso brillanter und heller erscheint das Bild.
- Besondere Beschichtungen der Linsen („Vergütung“) zur Verringerung von Reflexionen nehmen ebenfalls Einfluss auf Helligkeit und Farbechtheit.
- Die optische Qualität hochwertiger Ferngläser zeichnet sich ferner aus durch hohe Auflösung und hohen Kontrast, Fehlen von störendem Streulicht, einer guten Schärfentiefe, geringem Farbfehler, hoher Randschärfe des Bildes und fehlenden Farbsäumen.
Akzeptable Gläser ab 150 Euro
Bessere Werte bei Frontlinse, Okular, Lichtstärke, Dämmerungszahl, Vergütung und Abbildungseigenschaften machen sich natürlich beim Preis bemerkbar. Ferngläser kosten zwischen 25 und 2000 Euro, in brauchbarer Qualität mindestens 150 Euro. Für den Einstieg reicht das völlig aus. Wenn einen das Birdwatch-Virus gepackt hat, kann man mehr investieren, denn ein Spitzenklassen-Fernglas ist ein Begleiter über Jahre oder Jahrzehnte. Einen Spaziergang ohne Fernglas kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Bautechnisch unterscheidet man Ferngläser mit Umkehr- und Dachkantprismen. Erstere sind eckiger, stoßanfälliger und billiger, letztere schlanker, handlicher und leichter. Gute Ferngläser lassen sich auch im Nahbereich bis vier Meter scharf stellen, was die Beobachtung von Kleinvögeln erleichtert. Für intensiven Einsatz empfehlen sich eine Innenfokussierung sowie Gummiarmierung gegen Stöße und Feuchtigkeit. Bei Brillenträgern entscheidet der Abstand zwischen Okular und Brille über die volle Sehfeldnutzung. Qualitätsferngläser verfügen über verstellbare Okularblenden, sodass das Blickfeld mit Brille nicht kleiner wird als ohne.
Tolles Geschenkpaket für die Natur:
Fernglas plus NABU-Mitgliedschaft
Sie denken darüber nach, ein Fernglas zu verschenken? Wenn Sie der beobachteten Natur ebenfalls ein Geschenk machen wollen, verschenken Sie doch eine NABU-Mitgliedschaft gleich dazu. Die Beschenkten werden sich darüber freuen, wenn sie aktiv zum Naturschutz beitragen können.
Jetzt Mitgliedschaft verschenken!NABU-Ferngläser
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Vor dem Kauf beim Händler ausprobieren
Ein Fernglas wird zum „dritten Auge“ des Beobachters, sein Kauf ist deshalb eine individuelle Sache, die eine sorgsame Auswahl erfordert. Am besten geht man zum Fachhändler, der gut berät und mehrere Varianten vorstellen kann. Testen Sie gleich an der Ladentür das Glas und achten Sie auf Gewicht, Handlichkeit, Bedienungsfreundlichkeit, Ergonomie und optische Qualität. Für gelegentliches Beobachten reicht ein Glas mit 7 x 42, 7 x 50 oder 8 x 42, für leidenschaftliche Beobachter ist ein 10 x 40 oder 10 x 50 optimal und in der Dämmerung ein 8 x 56 vorteilhaft. Kompakt- und faltbare Taschenferngläser mit 8 x 25 oder 10 x 25 eignen sich zum Beispiel für Bergtouren.
Zum „Fernsehen“ ist Vorbereitung nötig: Beide Okulare werden auf den Augenabstand des Benutzers eingestellt und leichte Fehlsichtigkeiten mit der Dioptrienkompensation beim Blick auf einen fernen Punkt entweder am Okular oder Mitteltrieb eingestellt. Brillenträger blicken besser mit Brille durchs Fernglas und entfernen dazu die Okularblenden. Zielanpeilung und schnelles Scharfstellen sind reine Routine und müssen trainiert werden - dann wird das Fernglas zum unentbehrlichen, nützlichen Helfer beim Beobachten.
Spektive: Einäugiger Naturgenuss
Eine wertvolle Ausrüstungsergänzung ist ein Fernrohr beziehungsweise Spektiv. Mit ihm lassen sich ungestört Nester, an der Küste Watvögel oder auf Gewässern Wasservögel aus größerer Distanz beobachten. Schwierig zu bestimmende Arten sind leichter zu identifizieren. Für ambitionierte Vogelbeobachter ist ein Spektiv ein Muss und das „nah-dran-sein“ ein einmaliger Naturgenuss.
Fernrohre sind meist einäugig (monokular), nur wenige, teure und schwere Modelle bieten beidäugigen Einblick. Je nach wählbarem Okular vergrößern Spektive 20- bis 60fach. Allerdings machen extreme Vergrößerungen oft wenig Sinn, denn die Bildqualität leidet darunter. Günstig und handhabbar ist eine 25- bis 30fache Vergrößerung. Bereits in diesem Bereich ist das Sehfeld sehr klein und erfordert genaue Zielpeilung. Diese ist mit geraden Spektiven leichter, wenn man die Optik auf Augenhöhe vor sich hat. Für große Menschen und bei niedrigem Stativ eignen sich Spektive mit um 45 Grad abgewinkeltem Schrägeinblick, der kein Bücken erfordert. Fantastische Möglichkeiten eröffnet die Fotografie mit Digitalkameras durchs Spektiv (Digiscopieren). Mit einem solchen Super-Teleobjektiv entstehen Fotografien von erstaunlicher Qualität.
Wackelfreie Bilder nur mit Stativ
Ohne Stativ geht es aber nicht. Je standfester und damit schwerer das Stativ, umso besser das Bild. Stative gibt es mit Klemmvorrichtung fürs Autofenster oder als Dreifuss, dessen Beine verstellbar sein sollten, um sich der Körpergröße oder Witterung (Wind) anzupassen. In der Regel ist ein Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht nötig: Schwere Holzstative stehen felsenfest, Leichtmetallmodelle sind handlicher. Praktisch ist ein Schnelladapter zum Befestigen des Fernrohrs auf dem Stativ. Stativköpfe müssen leichtgängig, schwenk- und neigbar sein. Wer mit Spektiv arbeitet, dem bleibt ein gewisser Trageaufwand nicht erspart, er wird aber mit atemberaubenden Naturerlebnissen in einer neuen Dimension belohnt. Das Zielsuchen und Scharfstellen erfordert etwas Übung.
Nützliches Zubehör für Gläser und Spektive sind Tragegurte, Schutztaschen und Okularkappen gegen Regen. Zur Vogelexkursion gehören gute Bestimmungsbücher, ein Notizbuch und Verpflegung in den Rucksack. Zur Pflege werden regelmäßig Objektiv- und Okularlinsen mit einem Brillenputztuch gereinigt, Sand gegebenenfalls mit Druckluftspray weggeblasen und Scharniere und Fokussierungsgetriebe von Schmutz befreit.
Stefan Bosch
Wer sich als Anfänger*in ein Fernglas zur Vogelbeobachtung kaufen möchte, hat die Qual der Wahl. Grundsätzlich sollte man sich vor einen Fernglaskauf ausführlich informieren, welche Preisklasse und welches Modell infrage kommen könnten. Mehr →
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