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Tipps für Anreise, Unterkunft und Reiseprogramm
Sanfter Tourismus – das klingt nach Umweltschutz, aber auch ein bisschen verstaubt. Tatsächlich hat der Begriff seine Wurzeln in den 1980er Jahren. Der Zukunftsforscher Robert Jungk prägte ihn für eine Art des Reisens, die möglichst geringe ökologische und soziale Belastungen mit sich bringt. Sanfter Tourismus soll die Umwelt schonen und zugleich den Menschen und der Wirtschaft im bereisten Land nützen. Heute spricht man eher von „nachhaltigem Tourismus“, meint damit aber etwas Ähnliches. Tourismus ist nachhaltig, wenn er „seine gegenwärtigen und zukünftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen in vollem Umfang berücksichtigt“ und „dabei die Bedürfnisse von Besuchern, der Industrie, der Umwelt und der Gastgeber“ im Blick hat. So definiert es die United Nations World Tourism Organization (UNWTO).
Anreise – aber wie?
Reisen heißt unterwegs sein. Das ist ja das Schöne – aber auch das Schwierige, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Bis zu acht Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes (CO2-Emissionen) entfällt auf den Tourismus. Je nach Studie und Art der Berechnung schwanken die Zahlen. Vor allem An- und Abreise belasten das Klima. Ihr Anteil am gesamten CO2-Fußabdruck des Tourismus liegt zwischen 50 und 75 Prozent. Betrachtet man nur die Fernreisen, sind es sogar bis zu 95 Prozent. Flugreisen verursachen – wenig überraschend – den größten Teil der Emissionen, gefolgt vom Auto. Und der Trend zu einer stärkeren Klimabelastung setzt sich fort: Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie nimmt die Zahl der Reisetage und der gereisten Kilometer wieder zu. Laut einer Prognose der UNWTO werden die klimaschädlichen Emissionen aus dem touristischen Verkehr – insbesondere von Flugzeug und Auto – bis 2030 weiter ansteigen.
Böser Massentourismus oder vernünftige Konzentration?
Immer mehr Menschen sind unterwegs, viele auch zwei- oder dreimal im Jahr. Weil der Andrang in den Urlaubsregionen zunimmt, greift der herkömmliche Gegensatz von „bösem“ Massentourismus und „gutem“ sanften Tourismus nicht mehr. „Bei der heutigen Zahl der Reisenden und der Reisen ist es ökologisch gesehen besser, wenn sich Menschen an bestimmten Orten konzentrieren“, sagt Wolfgang Strasdas, Professor für Nachhaltigen Tourismus an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
So können beispielweise die Emissionen aus dem Transport beim Ressorturlaub am Meer niedriger sein als bei einer Rundreise durch einzigartige Naturgebiete. Denn dabei werden viele Kilometer mit dem Auto zurückgelegt – in unwegsamen Gegenden womöglich im schweren Jeep. Auch Treckingurlaube in abgelegenen Gebieten erfordern oft lange Autofahrten. Strasdas nennt das Beispiel Mallorca: „Eines der Hauptprobleme dort sind inzwischen Individualtouristen im Mietwagen, die Staus und Emissionen verursachen.“
Langsamer unterwegs
Nachhaltiger und vor allem klimaschonender reist es sich mit Bus oder Bahn. Das gilt für Ausflüge am Urlaubsort ebenso wie für die Hin- und Rückfahrt. Das Angebot von „Natur und Reisen“ setzt darum auf Busreisen innerhalb Europas. Hervorgegangen ist das Programm aus dem NABU Niedersachsen, die erste Reise ging vor 25 Jahren nach Cornwall. Inzwischen stehen auch Schottland, Masuren, die Provence, die Vogesen und viele andere Ziele auf dem jährlich wechselnden Programm.
Selbst radeln, entweder direkt von zu Hause aus oder in Kombination mit der Bahn, ist eine der nachhaltigsten Formen des Reisens. Die Emissionen sind verschwindend gering, und weil Radfahrer*innen langsam unterwegs sind, lernen sie Land und Leute kennen. In Deutschland und Europa gibt es ein gut ausgebautes Netz an Fernradwegen, das auch Ungeübten den Radurlaub erleichtert.
Wasser sparen
Nicht nur bei der Wahl des Transportmittels, auch bei der Unterkunft sollten Urlauber*innen genau hinschauen. Umweltfreundliche Baumaterialien, regenerative Energien und ein sparsamer Wasserverbrauch unterscheiden nachhaltige von weniger nachhaltigen Unterkünften. Vor allem in südlichen Urlaubsländern ist Wasser ein knappes Gut. Aufs sparsame Duschen kann jede*r selbst achten. Aber auch Golfplätze, Pools und üppige Grünanlagen schlucken viel Wasser. Hotels, die Außenanlagen mit einheimischer Vegetation gestalten und keinen oder nur einen kleinen Pool betreiben, sind ökologisch also die bessere Wahl.
Beim Essen und Trinken hört für viele Tourist*innen die Entdeckerfreude auf. Doch wer sich auf die Esskultur des Gastlandes einlässt, verhält sich gleich doppelt nachhaltig. Lebensmittel aus der Region haben kürzere Transportwege und sind daher ökologischer. Der Einkauf bei heimischen Produzent*innen stärkt außerdem die Wirtschaft vor Ort.
Reisen in der Natur
Nachhaltig reisen bedeutet auch, die Natur zu schonen. Wo zu viele Menschen noch unberührte Orte stürmen, leiden Tiere und Pflanzen. Dass es anders geht, zeigen Naturreservate mit klaren Regeln für die Besucher*innen und verantwortungsvolle Reiseanbieter*innen. Rüdiger Wohlers von „Natur und Reisen“ betont: „Nationalparks und Naturschutzgebiete werden selbstverständlich nur auf den Wegen betreten, sensible Bereiche zudem nur in Begleitung der fachkundigen örtlichen Führung.“ Auch so könne man viel entdecken, sagt Wohlers und schwärmt von Wanderfalken im Pfälzerwald und den üppig bewachsenen Steilküsten Cornwalls. Viele Nationalparks im In- und Ausland legen ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit. „Sind die Gebiete gut gemanagt, kann sich der Tourismus sogar positiv auf die Natur auswirken“, so Strasdas. Weil Besucher*innen Geld in die Region bringen, lohnt sich der Schutz besonderer Landschaften, Tiere und Pflanzen auch wirtschaftlich.
Hilfreiche Gütesiegel
Wie nachhaltig ein Nationalpark oder ein Hotel gemanagt wird, ist für Lai*innen allerdings nur schwer zu beurteilen. Die weltweit über 200 Gütesiegel erleichtern den Überblick nicht unbedingt. Damit sich Tourist*innen im Labeldschungel zurechtfinden, nimmt der „Tourismus Label Guide“ eine Auswahl von rund 60 Siegeln genauer unter die Lupe. 24 davon werden als besonders überzeugend und nachhaltig empfohlen. Hinter dem Labelführer steht ein Bündnis von Non-Profit-Organisationen, darunter Tourism Watch bei Brot für die Welt.
Doch selbst überzeugende Siegel sind keine Garantie für eine nachhaltige Urlaubsreise, wie das Beispiel TourCert zeigt. Das Label wird an Reiseveranstalter*innen und Destinationen vergeben, die bestimmte Vorgaben umsetzen: ihren Kohlendioxidausstoß verringern, Ressourcen nachhaltig nutzen, faire Löhne zahlen zum Beispiel. Damit gehen die Unternehmen einen großen Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit. Wie ökologisch oder sozial die einzelne Urlaubsreise ist, wird durch das Siegel aber nur zum Teil abgebildet.
Immer nachhaltiger?
Es gibt keine eindeutige Definition, wann eine Reise nachhaltig ist und wann nicht“, sagt Strasdas. Es gehe vielmehr darum, dass sich die Tourismusbranche in die richtige Richtung entwickle. Dabei müssen sich alle auf den Weg machen – von Anbieter*innen für Fernreisen über das Hotel an der Costa Brava bis hin zum deutschen Nationalpark. Denn: Nachhaltiger als bisher geht es immer – obwohl klimaschädliche Emissionen bei langen Strecken ein Problem bleiben werden. Nachhaltigkeit ist eben auch eine Frage des Vergleichs.
Ann-Kathrin Marr
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