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Naturkundliche Ausflüge auf die Insel Spiekeroog
Ein Mittwochmorgen im Sommer 2022: Treffpunkt ist die Anlegestelle Neuharlingersiel im Krabbenfischerhafen. Dort stechen wir mit der Gorch Fock in See. Dabei handelt es sich nicht um das bekannte Segelschulschiff aus Kiel, sondern um einen Fischkutter. Uns nimmt heute Silke Kreusel mit auf Kuttertour, die schon mal eins mit der Gorch Fock gemeinsam hat: das Geburtsjahr 1971. Schon seit 16 Jahren fährt sie mindestens 17-mal im Sommer raus und bietet naturkundliche Ausfahrten an, gemeinsam mit der Fischerfamilie Jacobs, die seit den 70er Jahren solche Ausflugsfahrten im Programm hat. Über den NABU Oldenburg werden die Ausfahrten beworben und sind immer ausgebucht.
Silke Kreusel ist in Soest geboren, in Nordrhein-Westfalen, was ja bekanntlich nicht am Meer liegt, aber ihre Liebe zum Wasser hat sie immer an die Küste gezogen. Zum Studium ist sie dann in Oldenburg gelandet und letztendlich geblieben. Kurios: Als eineiige Zwillinge werden sie und ihre Schwester manchmal verwechselt, denn auch die hat es ans Meer gezogen. Sie arbeitet bei den Wattwelten auf Norderney und bietet dort auch unter anderem Wattführungen an. Beide Schwestern waren schon als Schülerinnen im Naturschutz aktiv.
Seehunde und Schaufang
Was direkt überzeugt, ist Silke Kreusels ruhige und besonnene Art, sie kann gut reden und muss gar nicht laut werden, damit ihr die Besucher*innen an den Lippen hängen. Das Besondere an den Touren ist, dass Fischer Willi Jacob sich genau auskennt, wie weit er an die Seehundbänke heranfahren kann, um die Tiere nicht zu stören. Mit im Programm ist ein Schaufang, bei dem die Besucher*innen viel über die Lebewesen im Meer lernen. Die Fische und Krabben werden natürlich wieder frei gelassen. „Viele finden das eventuell im ersten Moment komisch, aber nur wer sich mit den Lebewesen im Meer beschäftigt, nicht nur auf dem Papier, bekommt einen ganz anderen Blick auf die zu schützenden Arten“, sagt Kreusel.
Auch unsere Gruppe ist bunt gemischt. Tourist*innen sind dabei, vor allem Familien mit Kindern, die sich begeistert über die Eimer mit den Tieren beugen. Während des Vorgangs wird Sauerstoff in die Eimer gepumpt, damit den Tieren nichts passiert, den Tank hat Fischer Jacob mit an Bord. Ganz aufgeregt sind aber auch einige Erwachsene, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine echte Scholle, eine Nordseegarnele- oder Strandkrabbe begutachten. Während unsere Fahrt begegnen uns noch ein Regenbrachvogel auf Durchzug und ein Löffler.
Silke Kreusel ist außerdem Wattführerin und bietet neben den Kuttertouren nach Spiekeroog auch Wattwanderungen über das Nationalparkhaus Carolinensiel an. „Der Wattboden hat so viel Leben, er produziert etwa so viel Biomasse wie der tropische Regenwald“, so Kreusel. „Und alle Tiere sind auf die Gezeiten angepasst, ein Wattwurm kommt neun Stunden ohne frischen Sauerstoff klar, denn er kann über das viele Hämoglobin in seinem Blut große Vorräte anlegen. Statt bei Ebbe zu ersticken, halten sie einfach die Luft an.“
Einen ganzen Tag dauert so ein Kutterausflug, mit Hin- und Rückfahrt nach und von Spiekeroog. Dort bietet Kreusel eine naturkundliche Führung über die Insel an. Die verschiedenen Landschaften der Insel und ihre Pflanzen und Vögel stehen auf dem Programm. Schon teilt sich die Gruppe. Da die Führung optional ist, gehen einige lieber was essen oder auf eigene Faust los. Dabei kann Silke noch so viel über die Insel erzählen. Durch Umlagerung großer Sandmengen „wandern“ die Ostfriesischen Inseln im Laufe der Jahrhunderte von West nach Ost, sodass die Inseldörfer in der Vergangenheit mehrfach verlegt werden mussten. Die Zusammensetzung der Pflanzen auf der Insel ist an die Bedingungen angepasst. Wir entdecken zuerst Strandwermut: Wer die Pflanze zwischen den Fingern verreibt, nimmt gleich den unverwechselbaren Duft wahr. Sie ist neben Strandflieder typisch für Salzwiesen. Die Salzwiesen befinden sich im Süden einer jeden ostfriesischen Insel. Laut Infos des Nationalparks Wattenmeer gehören sie zu den wenigen natürlichen Salzwiesen der Nordhalbkugel. Zusammen mit den vorgelagerten Wattflächen sind sie einer der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel auf den Ostfriesischen Inseln, da sie hier verhältnismäßig wenigen Störungen ausgesetzt sind.
Nach so einem vollen Tag muss sich wohl auch Silke mal entspannen. Daher die Frage, was sie für Hobbys hat? „Im Grunde habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, ansonsten bin ich noch Qigong-Lehrerin, und das kann man ja auch prima draußen machen.“
Nicole Flöper (Naturschutz heute 1/23)
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