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Mehr Informationen zur Patenschaft!Schäden im EU-Vogelschutzgebiet
Windparks in der Östlichen Deutschen Bucht haben dramatische Effekte auf Seetaucher
Der NABU hatte den Bau des Windparks Butendiek vor der Küste Sylts von Anfang an abgelehnt. Der Grund: Er liegt mitten im Vogelschutzgebiet „Östliche Deutsche Bucht“ und zwar genau dort, wo sich alljährlich tausende Seetaucher versammeln, um zu rasten und Fettreserven für den langen Zug in ihre Brutgebiete aufzubauen.
Um mögliche Effekte auf die Seetaucher zu untersuchen, wurden im Rahmen einer Auftragsstudie des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste der Universität Kiel (FTZ) sämtliche Seetaucher-Monitoringdaten systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen nun, dass die Tiere die Windenergieanlagen weiträumig meiden – in einem Umkreis von bis zu 16 Kilometern. Damit wurden frühere Prognosen um das Achtfache überschritten.
Durch das Meiden der Windparkgebiete hat sich der Verbreitungsschwerpunkt der beiden Seetaucherarten aus dem Schutzgebiet heraus verlagert. Sind die neuen Rastgebiete fischärmer, ist zu befürchten, dass der Bruterfolg der Seetaucher zukünftig sinkt. Mittel- bis langfristig ist eine Verkleinerung der Population dieser streng geschützten Arten die Folge. Der NABU hat die Ergebnisse der FTZ-Studien in einem eigenen Hintergrundpapier zusammengefasst.
20 Prozent des Vogelschutzgebiets gehen durch Windparks verloren
Legt man allein den Windpark Butendiek zugrunde, so gehen den Vögeln etwa zehn Prozent des Schutzgebietes als Totalverlust verloren. Bei dem nachgewiesenen signifikanten Meideradius von 16 Kilometern ist jedoch eine Fläche von 970 Quadratkilometern betroffen, das entspricht etwa 30 Prozent der Schutzgebietsfläche. Gleichzeitig wirken auch die Windparks des Helgoland-Clusters im Süden und der Windpark Dan Tysk im Westen in das Schutzgebiet hinein, sodass insgesamt von einem Totalverlust von rund 20 Prozent des EU-Vogelschutzgebietes auszugehen ist.
Damit ist zu befürchten, dass das Schutzgebiet seine Ziele, wichtige Nahrungs- und Rasthabitate für die nach EU-Vogelschutzrichtlinie geschützten Arten zu sichern, nicht erfüllen kann. Deutschland verstößt hier gegen das sogenannte Verschlechterungsverbot der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Der NABU hat daher eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.
Was können wir tun?
Der Umweltschaden, der durch Bau und Betrieb von Butendiek entstanden ist, muss umgehend saniert werden. Der NABU fordert die zuständigen Behörden, das Bundesamt für Naturschutz und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie auf, sofort zu handeln. Eine Verlegung der Schutzgebietsgrenzen wird vermutlich nicht ausreichen, wenn die angrenzenden Gebiete etwa zu wenig Nahrung für die Vögel bieten oder andere Nutzungen, v.a. die Seeschifffahrt, dem entgegen stehen. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, die Fischerei oder den Rohstoffabbau im Vogelschutzgebiet zu reduzieren, um den Vögeln bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Als letzte Konsequenz muss auch über einen (Teil-)Rückbau des Windparks nachgedacht werden.
Lernen aus Butendiek
Die Ergebnisse des Seevogelmonitorings müssen von den Fachbehörden umfangreich analysiert und bei den weiteren Offshore-Planungen beachtet werden. Dazu gehört auch, dass Monitoringdaten, die die Windparkbetreiber erheben und mit dem BSH austauschen, zugänglich gemacht werden. Die Erkenntnisse um die Meideeffekte sind ausschlaggebend, wenn entschieden wird, ob ein Standort für Windparks geeignet ist oder auch nicht.
Angesichts der dramatischen Auswirkungen, zu denen zusätzlich das Kollisionsrisiko von Zugvögeln und der Unterwasserlärm beim Bau der Anlagen gehören, überraschen die Forderungen der Küstenländer, die Ausbauziele des Erneuerbare-Energien-Gesetzes massiv zu erhöhen. Deutschland droht so die Naturverträglichkeit der Energiewende aus den Augen zu verlieren.
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Der Offshore-Windpark Butendiek vertreibt tausende Seevögel aus einem für sie ausgewiesenen Vogelschutzgebiet in der deutschen Nordsee. Nach mehreren Jahren Rechtsstreit hat der NABU nun seine Beschwerde bei der Europäischen Kommission aktualisiert. Mehr →
Im Sommer ist das Sylter Außenriff Heimat der Schweinswale. Doch seit 2014 vertreibt der Baulärm des Windparks Butendiek die streng geschützten Tiere. Eine Klage des NABU sollte das verhindern, doch keine Behörde fühlt sich zuständig. Mehr →