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Auch die Ostseeinsel Fehmarn ist mit Mikroplastik belastet
Bei Proben ist auf Fehmarn Mikroplastik, und zwar die doppelte bis vierfache Belastung im Vergleich zu einer Studie von der Nordseeinsel Norderney, gefunden worden. Untersucht hat die Strände Julian Hennig, Geologie-Student aus Berlin und die Ergebnisse in seiner Bachelorarbeit veröffentlicht. „In jeder meiner Proben habe ich Mikroplastik nachweisen können, das bedeutet, dass das marine Ökosystem der Ostsee schon jetzt durch das Mikroplastik gefährdet ist und die Belastung in Zukunft immer höher wird“, sagt Julian.
Julian hat sich in der Vorarbeit zu seiner Arbeit mit schon vorliegenden Studien für die Nordsee befasst. Da es für die Ostsee bislang keine Studien zur Belastung mit Mikroplastik gab, musste er ein eigenes Vorgehen planen. Zunächst definierte er Mikroplastik als „alles, was kleiner als ein Millimeter ist.. „In meiner Bachelorarbeit konnte ich natürlich nur eine Grundlagenforschung durchführen, trotzdem waren die Ergebnisse alarmierend“, so Julian. Durchschnittlich 20 Mikropartikel pro Kilogramm Sand hat Julian gefunden. Im Vergleich: In einer Studie an einem Strandabschnitt auf der Nordseeinsel Norderney waren es nur ein bis zwei Mikropartikel, maximal vier pro Kilogramm. Der Maximalwert in Wallnau betrug 28 Partikel pro Kilogramm.
Für die Proben hat Julian 100 Meter-Abschnitte am Strand mit GPS abgemessen und in den einzelnen Abschnitten vier Proben genommen. Dafür hat er vorher die obere Sandschicht abgetragen. Jede Einzelprobe betrug 250 Gramm. Die untersuchten Strandabschnitte befanden sich in den Naturschutzgebieten Grüner Brink, Krummsteert Sulsdorfer Wiek und Wallnau. Dort liegt auch das NABU Wasservogelreservat. Warum Wallnau und die Ostsee? „Ich habe einmal bei einem Spülsaummonitoring des NABU teilgenommen, bei dem Müll gesammelt und die Daten erfasst werden, daher habe ich sofort an Fehmarn gedacht.“ Seit vier Jahren führt der NABU hier ein standardisiertes Umweltmonitoring durch, um Müllbelastungen zu erfassen. Durchschnittlich finden Sie auf der beliebten Ostseeinsel 82 Müllteile auf 100 Meter Küste.
Die Probenentnahme war noch das einfachste an der Studie. Zurück im Labor in Berlin musste er das Plastik aus dem Sand herausfiltern. Plastik ist leichter als Sand, daher mischte er die Probe mit Salzwasser zur ersten Trennung. Der Sand sackt nach unten ab und alles was oben überschwappte fing er auf. Dieser Lösung fügte er Natriumiodid zu, durch das Dichteverhältnis setzen sich alle schweren Partikel unten ab. Diesen Vorgang hat er öfters wiederholt. Die übrig gebliebenen Körner untersuchte er unter dem Mikroskop, um herauszufinden, was wirklich Plastik ist. „Das ist schwierig, aber im Laufe der Zeit habe ich ein Auge dafür entwickelt. Bei Unsicherheiten habe ich die Kügelchen an eine Flamme gehalten, denn Plastik zieht sich zusammen“, erklärt Julian. Auch können in Plastik mit einer Mininadel Dellen gedrückt werden. Das Ergebnis: Von allen gefundenen Mikroplastik-Komponenten waren durchschnittlich ca. 66 Prozent Fasern und 33 Prozent Partikel.
Er fand insgesamt im Durschschnitt 2/3 Plastikfasern und 1/3 Mikropartikel. „Es wohnen 80 Millionen Menschen im Einzugsgebiet der Ostsee, da passt die höhere Menge an Fasern zu meiner Theorie, dass viele Plastikpartikel über die Flüsse ins Meer kommen.“ Gerade Fasern von Synthetik-Kleidern gelangen über den Waschvorgang ins Abwasser und so auch häufig ins Meer.
Wie kommt ein Geologie-Student dazu, sich mit dem Thema Mikroplastik zu beschäftigen? Und zwar so intensiv, dass er sich dazu entscheidet seine Bachelorarbeit darüber zu schreiben? Julian Hennig studiert seit 2011 an der Freien Universität Berlin Geologie. „Zum Thema bin ich tatsächlich nicht selber gekommen, sondern mein Professor Reinhold Leinfelder hat es mir vorgeschlagen“, gibt der 26-Jährige zu. Denn der Mensch ist geologisch gesehen ein großer Einflussfaktor, sein Einwirken ist eindeutig als Epoche messbar und bringt die Forschung zu einer Geologie der Gegenwart. Mittlerweile ist Julian Feuer und Flamme für die Welt der Kleinstpartikel im Meer und hat vor, sich auch in seiner Masterarbeit mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich möchte gerne untersuchen, wie viele Rückstände der Mikropartikel in Tieren gefunden und welche Giftstoffe durch die Partikel übertragen werden. Aufschlussreich in diesem Zusammenhang wäre auch der Zusammenhang mit den Einlagerungen aus den Flüssen.“
Bereits im Jahr 2010 initiierte der NABU sein Meeresschutzprojekt. Neben regelmäßigen Reinigungsaktionen und der Initiative Fishing for Litter erarbeitet der NABU auf der Insel Fehmarn auch präventive Maßnahmen, um den Mülleintrag in die Meere zu verhindern.
Dieser Text ist 2016 im Mitgliedermagazin Naturschutz heute erschienen. Autor Nicole Flöper
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