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Mehr Informationen zur Patenschaft!HELCOM verabschiedet neue Empfehlung
Letzte Chance für den Schutz des Schweinswals in der Ostsee
Die Gefahrenquellen für den Schweinswal in der Ostsee sollen demnach stärker eingedämmt werden. Die Empfehlungen, die HELCOM ausspricht, sind allerdings nicht rechtlich bindend. Trotzdem haben alle Vertragsparteien – sprich alle Ostseeanrainer und die EU – sich dazu verpflichtet, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Ökosystem Ostsee zu schützen. Dazu gehört auch das regelmäßige Berichten über die Umsetzung der HELCOM-Empfehlungen. Deutschland setzt mit einem vergleichsweise umfangreichen Schweinswalmonitoring und Todfunduntersuchungen einen Teil der Empfehlung angemessen um. Wesentliche Punkte, die unbedingt nötig sind, um die stark gefährdeten Tiere zu schützen, werden aber regelrecht ignoriert. Somit wird Deutschland seiner Verantwortung gegenüber internationaler Schutzvereinbarungen nicht gerecht.
HELCOM’s Empfehlungen zum Schutz des Schweinswals in der Ostsee
- Beifangrate nahe Null erreichen, um eine der Hauptbelastungen zu unterbinden (z.B. durch Beifang-sichere Fanggeräte, akustischen Vergrämung und die Erfassung von Risikogebieten)
- Wissenschaftliche Datengrundlage über Auswirkungen des Klimawandels und menschgemachter Belastungen (z.B. Beifang, Unterwasserlärm, Schadstoffe) auf die Tiere und ihren Lebensraum verbessern, um Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen
- Regelmäßige, umfassende Überwachung der Anzahl und Verbreitung von Schweinswalen, um den Zustand der Populationen bewerten zu können
- Informationen zum Verhalten der Tiere, ihrem Lebenszyklus und Gesundheitszustand durch Lebendbeobachtungen und Obduktionen gestrandeter und beigefangener Exemplare erfassen, um die Schutzbedürfnisse der Tiere besser zu verstehen
- Meeresschutzgebiete für Schweinswale einrichten, um Ruhe- und Rückzugsräume für die Tiere zu schaffen
- Mit anderen kompetenten Organisationen zusammenarbeiten (z.B. OSPAR, ASCOBANS)
Ein trauriges, aktuelles Beispiel, das von vielen Umweltschützern stark kritisiert wird, ist die Genehmigung des Offshore Windparks „Gennaker“. Auch Minensprengungen im August 2019 im Schutzgebiet Fehmarnbelt, das ein wichtiges Nahrungs- und Wanderungsgebiet für Schweinswale ist, zeigen, dass Naturschutzbestimmungen und gesunden Meeren leider immer noch wenig Bedeutung beigemessen wird. Weiterhin wird es immer noch versäumt, Fischereibeifänge geregelt zu überwachen und Maßnahmen zur Beifangvermeidung umzusetzen.
Im Jahr 2020 bieten sich Deutschland durch die bevorstehende EU-Ratspräsidentschaft und den HELCOM-Vorsitz die einmalige Chance, Lehren aus bislang verfehlten Meeresnaturschutzzielen zu ziehen und durch verantwortungsvolles Handeln zum guten Zustand unserer Meere beizutragen (siehe auch Meeresoffensive 2020).
Die Schweinswale der zentralen Ostsee stehen kurz vor dem Aussterben
Die Schweinswale der Ostsee lassen sich in zwei Populationen einteilen: die westliche Population, die im Gebiet vom Kattegat bis zur Insel Rügen vorkommt, und die östliche Population, die in der „zentralen“ Ostsee östlich von Rügen lebt und zu der nur noch ca. 500 Exemplare gehören. Auch wenn in der westlichen Ostsee noch mehr Schweinswale gezählt werden, ist auch diese Population in keinem guten Zustand. Die Rote Liste Deutschlands stuft die Art daher als „stark gefährdet“ ein. Auch HELCOM betrachtet die kleinste Walart Europas als erhaltenswerten Bestandteil des Ökosystems und hat sie auf die Rote Liste der Ostseearten gesetzt. Dabei hebt HELCOM besonders hervor, dass die Schweinswale der zentralen Ostsee sogar noch stärker gefährdet sind als ihre Artgenossen im Westen und daher umso dringender sofortige Schutzmaßnahmen brauchen.
Was tut HELCOM, um den Schweinswal zu schützen?
Um zu verhindern, dass die Tiere in der Ostsee aussterben, erarbeitet HELCOM konkrete Empfehlungen darüber, was getan werden muss, um den Schweinswal zu schützen. Eine HELCOM-Gruppe von Experten aus dem Ostseeraum trifft sich einmal im Jahr, um neue Erkenntnisse über die heimischen Meeressäugetiere auszutauschen, zu denen auch die Schweinswale gehören. Den Fachleuten kommt es vor allem auf die Bestandsentwicklung, die Verbreitung und den Gesundheitszustand der Tiere an.
Diese Informationen nutzen die Wissenschaftler*innen und Sachkundige aus Naturschutzbehörden, um zu beratschlagen, wie die Situation für die Tiere verbessert werden kann. Da die Fischerei eine der größten Gefahren für Schweinswale birgt, ist sie eine der wichtigsten „Stellschrauben“ für die Erholung der Schweinswalbestände. Fischereivertreter werden deshalb in die Diskussionen bei HELCOM eingebunden. Es gibt sogar eine Arbeitsgruppe, die sich ausschließlich mit nachhaltiger, naturverträglicher Fischerei beschäftigt.
Was macht der NABU?
Der NABU engagiert sich dafür, dass die Schweinswale in der Ostsee ihre Lebensräume nicht durch die „Verlärmung“ des Meeres verlieren und hat Widerspruch gegen den Bau des Offshore Windparks Gennaker eingelegt. Der Bau würde aus mehreren Gründen gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen. Sollte die Errichtung des Windparks gestoppt werden, wird nicht nur verhindert, dass Tiere direkt verletzt oder getötet werden, es bleiben auch wichtige Kinderstuben der Schweinswale erhalten.
Zudem appelliert der NABU an Behörden und Politik, damit sich Vorfälle wie die Minensprengungen im Fehmarnbelt nicht wiederholen und arbeitet mit dem Fährunternehmen Scandlines an geräuscharmen Fähren. Der NABU beteiligt sich in Kooperation mit Fischern an der Entwicklung alternativer, Beifang-sicherer Fanggeräte und fordert auf politischer Ebene 50 Prozent der Fläche von Meeresschutzgebieten von menschlichen Nutzungen freizuhalten, um für bedrohte Arten, wie den Schweinswal, echte Rückzugsräume zu schaffen.
Die politischen Umbrüche im Jahr 2020 bieten eine Chance, die Weichen für einen wirksamen Meeresnaturschutz zu stellen. Auch in diesem Jahr wird der NABU entscheidende Prozesse begleiten und sich dafür einsetzen, dass diese Chance auch genutzt wird. Für die Schweinswale der zentralen Ostsee ist es wohlmöglich die letzte.
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