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Mehr Informationen zur Patenschaft!Sand wird knapp
Sand und Kies werden zunehmend abgebaut
Mangels einer zentralen Erfassung ist nicht bekannt, wie viel Sand und Kies weltweit aus dem Meer entnommen wird. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt den jährlichen Verbrauch auf 40 Milliarden Tonnen. Im Jahr 2012 waren es in Europa 93,5 Millionen Kubikmeter - eine Menge, die die berühmte Cheops-Pyramide in Ägypten 37Mal füllen könnte. Mehr als ein Drittel davon versickerte in Sandvorspülungen an der niederländischen Küste, um den natürlichen Erosionsprozessen entgegenzuwirken. Ein Jahr zuvor waren es in Deutschland 2,5 Millionen Kubikmeter. Wir brauchen also riesige Mengen Sedimente, um unsere Küsten vor den nagenden Kräften insbesondere der Nordsee zu schützen.
Weniger bekannt ist, dass der Sand aus dem Meer auch in der Baubranche reißenden Absatz findet. Seine mechanischen Eigenschaften machen ihn im Gegensatz zu Wüstensand mit seinen rundgeschliffenen, glatten Körnern in der Betonherstellung so beliebt. Und so löste der globale Bauboom einen Run auf die marinen Rohstoffe aus. Hinzu kommen die vielen künstlichen Inseln, die zum Beispiel in Dubai oder Hongkong aufgeschüttet werden oder weitere Anwendungen in Glas, Keramik und Putzmitteln. So wird der Sand aus dem Meer – sonst eher ein Synonym für Unendlichkeit – zur Mangelware.
Wirtschaftswachstum auf Kosten der Natur
Die Auswirkungen der Sandentnahme auf die Meeresumwelt sind vielfältig. In der Regel werden sogenannte Saug-, aber auch Greif- und Schaufelbagger eingesetzt, um die riesigen Sedimentmengen zu bewegen. Vielfach vergessen wird dabei, dass marine Kiese und Sande alles andere als unbelebte Wüsten sind.
Tausende, vermutlich zehntausende Arten von Würmern, Krebstieren, Schnecken und Muscheln leben auf und im Sand und besiedeln das wasserdurchflutete Labyrinth am Meeresboden. Interstitialfauna nennen Wissenschaftler die ganz eigene Lebensgemeinschaft zwischen den Sandkörnern, dem Sandlückensystem. Dem Meer gehen also große Mengen Sand und Biomasse verloren und kaum eines der fragilen Geschöpfe überlebt die Prozedur der Sandentnahme, wenn Spezialschiffe Sand-Wassergemische in Schuten pumpen und an anderer Stelle wieder ausspucken.
Es dauert Jahre, bis sich die Lebensräume davon erholen, je nach Strömungsbedingungen und Artenzusammensetzung. Manchmal sind sie auch für immer zerstört.
Abbau wirkt sich auch indirekt aus
Neben den direkten Auswirkungen auf die Arten am Meeresboden wirkt sich die Sandentnahme auch über die entstehenden Trübungsfahnen und die Resuspension von Schad- und Nährstoffen aus. So verbleiben feine organische Partikel bei den Baggerarbeiten in der Wassersäule oder werden aktiv zurückgeleitet und kilometerweit verdriftet. Wie ein Leichentuch legen sich die Feinpartikel dann auf Tiere und Pflanzen. Gerade filtrierende Organismen wie Seescheiden oder Muscheln bekommen dann Probleme, können sterben. Massive Algenblüten und Sauerstoffmangelsituationen sind häufig eine zusätzliche Folge.
Die Baggerarbeiten sind auch sehr laut. Über 140 Dezibel werden beim Einsatz der Schiffe und der Bagger ins Meer emittiert. Zu laut für Schweinswale und andere Meeressäugetiere, die dann aus für sie wichtigen Lebensräumen vertrieben werden.
Kies- und Sandabbau in der deutschen Nord- und Ostsee
Auch in der deutschen Nord- und Ostsee gibt es heute noch Abbaugenehmigungen für Sand und Kies, allein im Land Mecklenburg-Vorpommern sechs für kommerzielle Zwecke, drei weitere in der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee, dem Seegebiet jenseits der 12-Seemeilenzone. Einige der Abbaugebiete liegen sogar in besonders wertvollen Bereichen, in den Gebieten des Natura-2000-Schutzgebietsnetzwerks. Gegen eine Abbaugenehmigung westlich von Sylt haben die Umweltverbände NABU, BUND und WWF im Jahr 2007 EU-Beschwerde eingelegt; das Verfahren ist bis heute nicht abgeschlossen, jedoch ruhen die Abbauarbeiten.
Der NABU fordert:
- Kein Abbau mariner Sedimente in ausgewiesenen Meeresschutzgebieten.
- Keine marine Sand- und Kiesentnahme für Baumaßnahmen an Land.
- Entnahme mariner Kiese- und Sand für notwendige Küstenschutzmaßnahmen nur außerhalb von Meeresschutzgebieten unter Einhaltung effektiver Umweltstandards.
- Realkompensation der entstehenden Umweltschäden. Kein Abbau allein gegen Ersatzgeldzahlungen.
- Entwicklung einer nachhaltigen Küstenschutzstrategie, die natürliche Erosionsrozesse berücksichtigt und mit minimalen Sedimentumlagerungen auskommt.
marine Raumordnung
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