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Mehr Informationen zur Patenschaft!Unsägliche Diskussion um tote Kegelrobben
NABU fordert Aufklärung und Versachlichung
Nach Jahrzehnten der Verfolgung und nur sehr langsam kehren die Kegelrobben in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zurück. In den letzten Jahren wurden im Greifswalder Bodden durchschnittlich 50 bis 60 Tiere gezählt. In Spitzenzeiten, wenn der Hering in seine Laichgebiete zieht, waren es bis zu 100 Robben. Ende 2017 kam dann die traurige Nachricht: Innerhalb kurzer Zeit wurden 23 tote Kegelrobben im Greifswalder Bodden angespült. Das ist die Hälfte des Bestandes! Nie zuvor wurde eine derartige Häufung dokumentiert.
Das Deutsche Meeresmuseum untersuchte die Kadaver und stellte fest, dass die ansonsten gesunden Tiere keines natürlichen Todes gestorben waren, sondern vermutlich als Beifang in der Fischerei ertranken. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz.
Stimmungsmache auf Kosten einer streng geschützten Art
Selbst sechs Wochen nach Aufnahme der Ermittlungen hat die Justiz immer noch nicht ermitteln können, wo und warum die Tiere ertrunken sind. Zeitgleich entbrennt in Gesellschaft und Politik eine Diskussion, die alarmierend ist. Denn in der jüngsten Debatte geht es nicht darum, ob es ein Schwarzes Schaf unter den Fischern gibt, der vielleicht bewusst den Tod von zwei Dutzend Kegelrobben in Kauf genommen hat. Auch nicht darum, ob die Tiere den frisch zurückeroberten Lebensraum wieder aufgeben. Es geht ebenfalls nicht um die berechtigten Fragen des Naturschutzes, sondern im Gegenteil:
Einzelne Politiker und Fischer fordern im Ernst, dass die Kegelrobben dezimiert werden müssten. Denn Kegelrobben seien zur Plage geworden und für Kuttersterben und abnehmende Heringsbestände verantwortlich. Eine Form der Stimmungsmache, die gleichermaßen unangemessen wie unsachlich ist. Schließlich reden wir bei der Kegelrobbe über eine streng geschützte Art, die sich erst langsam von jahrzehntelanger Verfolgung erholt. Schon früher drohte sie auszusterben, weil der Mensch in ihr allein eine Konkurrenz um die Ressource Fisch sah und Jagd auf sie machte.
NABU fordert Schutz der Kegelrobbe und besseres Management
Gemeinsam mit der Fischerei haben sich Umweltverbände und Naturschutzbehörden auf die Notwendigkeit eines Managementplans für die Kegelrobben verständigt. Die wesentlichen Punkte für den NABU sind:
- Kegelrobben gehören zum natürlichen Arteninventar der Ostsee, sie sind u.a. nach FFH-Richtlinie streng geschützt und dürfen nicht bejagt werden.
- Der Fall der ertrunkenen Tiere gehört lückenlos aufgeklärt und bei Bedarf juristisch geahndet.
- Eine Diskussion um eine Obergrenze der Kegelrobben-Population in der deutschen Ostsee ist zum jetzigen Zeitpunkt unnötig und unangemessen.
- Die Populationsentwicklung der Kegelrobbe muss wissenschaftlich begleitet werden. Konflikte mit den Interessengruppen benötigen eine dialogorientierte Diskussion.
- Wir brauchen auch eine Regelung, wie mit jungen und kranken Tieren umgegangen werden soll. Hierüber muss die Öffentlichkeit mit Hilfe von Verhaltensregeln informiert werden.
- Technische und auch operative Maßnahmen zur Vermeidung von Beifang in der Fischerei benötigen dringend eine bessere Förderung und Umsetzung besonders in Konfliktregionen.
- Für mögliche Fraßschäden und Schäden an Fanggeräten müssen Fischer unbürokratisch entschädigt werden.
Hintergrund: Rückkehr der Kegelrobbe
Fast hätten wir sie ausgerottet, nur wenige der ehemals 100.000 Kegelrobben hatten die jahrzehntelange Jagd überlebt. Erst ein ostseeweites Jagdverbot sicherte ihre Zukunft. Heute zählt ihr Bestand nördlich der dänischen Insel Bornholm wieder 30.000 Tiere. Seit einigen Jahren kommen die Robben auch zurück an die deutschen Küsten, fortgepflanzt haben sie sich bisher jedoch hier nicht.
Kegelrobben folgen den Heringsschwärmen in die Boddengewässer und nutzen die Flachwasserbereiche insbesondere im Greifswalder Bodden. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund koordiniert das Monitoring an unseren Küsten. Kegelrobben sind nach FFH-Richtlinie (Anhang II/IV), Bundesnaturschutzgesetz und Bonner Konvention streng geschützt. Das regionale Ostseeschutzabkommen HELCOM führt Kegelrobben als wertvollen Bestandteil des Ökosystems Ostsee, als Indikator für die Umweltqualität und entwickelt Maßnahmen gegen illegale Tötung und ungewollten Beifang.
An der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns wurden 2017 bereits 33 tote Kegelrobben gefunden. In den 50 Jahren, in denen das Deutsche Meeresmuseum für Bergung und Untersuchung der Totfunde von Meeressäugern verantwortlich ist, wurden noch nie so viele Todesfälle gemeldet. Die Gründe sind bislang unbekannt. Mehr →
Jahr für Jahr sterben tausende Seevögel und Meeressäugetiere als ungewollter Beifang in Stellnetzen. Das will der NABU ändern und beteiligt sich an der Entwicklung alternativer und umweltschonender Fanggeräte. Mehr →