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Mehr Informationen zur Patenschaft!Tödliche Stellnetze
Jährlich sterben bis zu 400.000 Vögel
Bis zu 400.000 Vögel werden jedes Jahr Opfer von Stellnetzen der europäischen Fischerei. So das alarmierende Ergebnis einer Literaturstudie des NABU-Dachverbandes BirdLife International im Mai 2013. In der Ostsee sind es ca. 76.000.
Stellnetze werden in der Ostsee insbesondere für den Fang von Dorsch und Plattfischen, in den Bodden auch auf Zander, Hecht und Flussbarsch eingesetzt. Entsprechend einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2010 fordern allein die Stellnetze an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns jährlich bis zu 20.000 Seevogel-Opfer. Insbesondere tauchende Seevögel, z.B. Eider- und Eisente, aber auch Fischjäger wie Seetaucher oder Säger verenden immer wieder unbeabsichtigt in den feinen Maschen, insbesondere in den kalten Monaten von Dezember bis April. Die Situation ist Besorgnis erregend, da die Bestände von überwinternden Eisenten (minus 65%) und Eiderenten (minus 51%) in der Ostsee seit 1992 stark rückläufig sind. Eiderenten stehen seit 2012 auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN.
Auch Schweinswale verenden immer wieder in den Stellnetzen. Die Bestandssituation von Deutschlands einzigem heimischem Wal in der Ostsee ist dramatisch. Die Population der westlichen Ostsee inklusive der dänischen Beltsee ist zwischen 1994 und 2005 um 60 Prozent auf etwa 11.000 Tiere zurückgegangen, zeigt heute aber Zeichen der Erholung. Dagegen leben in der zentralen Ostsee östlich der Darsser Schwelle nur noch weniger als 400 Tiere. Häufigste Todesursache für Schweinswale ist verschiedenen Studien zufolge das Ertrinken in Stellnetzen, worauf Netzmarken der Walkadaver hinweisen. Das Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS legte bereits im Jahr 2000 eine Beifangobergrenze von 1,7 Prozent der jeweiligen Population fest, damit der Bestand sich erholen kann. Diese Grenze wurde 2013 in der zentralen Ostsee um mehr als das Vierfache überschritten.
Weitere Fangmethoden
Nicht nur Stellnetze stehen im Konflikt mit den Schutzgebietszielen entlang der deutschen Nord- und Ostseeküsten. Weitere Fangmethoden belasten die sensiblen Ökosysteme:
- Treibnetz: Wandartiges freischwimmendes Netz für den Fang von Dorsch, Hering oder Scholle, das durch Schwimmer über Wasser gehalten und durch Gewichte gespannt wird, Das Beifangrisiko für Meeressäuger und fischfressende Vögel ist sehr hoch. In EU-Gewässern sind Treibnetze seit 2002 verboten.
- Schleppnetz: Trichterförmiges Netz, das ein Trawler hinter sich herschleppt. Man unterscheidet Grundschleppnetze für den Fang von Scholle, Heilbutt oder Seezunge, die über den Meeresboden gezogen werden, und Schwimmschleppnetze für den Fang von Hering, Sprotte oder Kabeljau, die bis zu 1.500 Meter lang sein können. Das Beifangrisiko für Meeresvögel ist gering, für Fische und Meeressäuger jedoch hoch. Grundschleppnetze ebnen Sandbänke ein und verändern die Korngrößenverteilung. Die schweren Scherbretter hinterlassen tiefe Schleifspuren, so dass eine Erholung des Habitats Jahre dauern kann. Zahllose Wirbellose wie Seesterne, Seeigel oder Muscheln werden mitgefangen und geschädigt oder getötet.
- Ringwadennetz: Dem Treibnetz ähnliches, von der Wasseroberfläche herabhängendes Netz für den Fang von Makrele, Sardine oder Thun, mit dem der Fischschwarm jedoch hufeisenförmig eingekreist wird. Werden Ringwaden korrekt eingesetzt, lässt sich mit ihnen selektiv und schonend fischen.
NABU, GRD und GSM zeigen in einer Studie Lösungsmöglichkeiten auf, die den grausamen Tod von Hunderttausenden Meeressäugern und Seevögeln in der Ostsee durch Stellnetze verhindern könnten. Mehr →
In Stellnetzen verenden bis heute unzählige Schweinswale und Seevögel als unbeabsichtigter Beifang. Schleswig-Holstein versucht nun, mit einer freiwilligen Vereinbarung die Stellnetzfischerei einzuschränken. Der NABU hält das Instrument für ungeeignet. Mehr →