Kim Detloff und Olaf Tschimpke setzen junge Störe in die Oder aus - Foto: NABU
Störprojekt Blumberger Mühle
Der NABU beteiligt sich an der Wiederansiedlung des Baltischen Störs
Gemeinsam mit der Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) und der Teichwirtschaft Blumberger Mühle beteiligt sich der NABU, gefördert durch Mittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), an dem nationalen Wiederansiedlungsprojekt Stör. In den vergangenen Jahren sind bereits mehr als 700.000 Jungstöre auf ihre gefahrvolle Reise in die Ostsee gegangen, im Herbst 2014 erstmals auch fast 15.000 Tiere aus der Blumberger Mühle. Sie sollen langfristig den Grundstock einer neuen, sich selbst erhaltenden Population in Deutschland bilden.
Ca. drei Monate im Sommer ist das historische Bruthaus der Teichwirtschaft Blumberger Mühle im brandenburgischen Angermünde das Zuhause für tausende junger Störe. So lange dauert die Aufzucht von der nur wenige Millimeter großen Larve bis zur Besatzgröße von etwa zehn Zentimetern Körperlänge. In dieser Zeit werden die Fische gehegt und gepflegt. Ständig müssen sie mit kaltem sauerstoffreichem Wasser versorgt und mit Salinenkrebsen und später mit Zuckmückenlarven gefüttert werden. Die jungen Störe werden dabei im Wasser des Flusses Welse aufgezogen, ein entscheidender Schritt zur Anpassung der Tiere an ihre zukünftigen Heimatgewässer vor dem Besatz, um sie fit zu machen für das Leben in freier Wildbahn. Neben der Jungenaufzucht werden im Rahmen des NABU-Projektes auch die zukünftigen Elterntiere aufgezogen, die für die Vermehrung in kommenden Jahren benötigt werden. Die bis mehr als 10 Jahre alten Tiere haben bereits eine Körperlänge von ca. 1,5 Metern erreicht.
Das Störprojekt und die notwendigen begleitenden Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen wird als zentraler Bestandteil in das Bildungs- und Informationsangebot des NABU-Erlebniszentrums Blumberger Mühle aufgenommen. Die Besucher können im Aquarium junge Störe beobachten und heranwachsen sehen und sich über die Biologie des Urzeitfisches, seine Gefährdung sowie das Wiederansiedlungsprojekt informieren. Der NABU koordiniert sich dabei in seiner Arbeit eng mit regionalen Partnern wie zum Beispiel der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern oder der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal.
Ende der 1960er Jahre wurde der letzte Baltische Stör in der Oder gefangen. Fischerei, Gewässerverschmutzung und die Verbauung der Flüsse hatten die einst reichen Bestände ausgelöscht. Heute versuchen Fischereibiologen und Naturschützer den wohl ursprünglichsten aller Knochenfische mit viel Aufwand zurückzuholen.
„Ein Stör benötigt acht bis zehn Jahre, bis er ausgewachsen ist. In diesem Zeit-raum sollen die Jungtiere nun ihren Weg in die Ostsee finden. Wir hoffen, dass möglichst viele Fische dann ihren Rückweg in ihr Besatzgebiet finden, um dort zu Laichen. Ziel ist es, einen eigenständig überlebensfähigen Bestand des Baltischen Störs in unseren Gewässern aufzubauen“, so Detloff.
Der Baltische oder auch Atlantische Stör (Acipenser oxyrinchus) ist eine kälteresistente Art, die einst die Ostsee und ihr Einzugsgebiet besiedelte. Die Wanderfische ziehen zum Laichen aus dem Meer flussaufwärts in die Laichgründe ihrer Geburt, beim Baltischen Stör von der Ostsee in die Niederungen von Oder, Weichsel, Memel, Daugava, Narva und Neva. Die Jungfische wachsen dort einige Jahre heran und wandern anschließend ins Meer ab.
Neben dem Baltischen Stör war auch der nah verwandte Europäische Stör ursprünglich im Elbeeinzugsgebiet Deutschlands heimisch. Auch er soll zurückkehren. Mehr Informationen zum Nationalen Aktionsplan Stör finden Sie hier.
Das Projekt des NABU wird gefördert durch die deutsche Bundesstiftung Umwelt.