Sorgen Sie gemeinsam mit uns dafür, dass Tiere und Lebensräume in Nord- und Ostsee eine Zukunft haben. Werden Sie jetzt Meeres-Pate oder Patin!
Mehr Informationen zur Patenschaft!NABU-Fachgespräch „Meeresschutzgebiete in der Ostsee“
Austausch über Management und Umsetzung
Der stetig wachsende Bedarf an marinen Ressourcen und der voranschreitende Verlust der biologischen Vielfalt führen zu erheblichen Veränderungen mariner Ökosysteme. Schutzgebiete sind dabei ein anerkanntes Instrument, um natürliche Lebensräume und ihre Arten vor den Auswirkungen menschlicher Eingriffe zu bewahren. Während die Konvention zum Schutz der Biologischen Vielfalt (engl. CBD) das Ziel vorgegeben hat, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Meere unter Schutz zu stellen (Aichi-Ziel 11), fordern Wissenschaftler und Naturschutzverbände, gestützt vom jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES), sogar 30 Prozent.
Deutschland hat dieses Ziel in der Ostsee bereits erfüllt. Etwa 51 Prozent der deutschen Ostsee sind Teil des Natura-2000-Schutzgebietsnetzwerkes. Zudem stehen 36 Prozent der deutschen Ostsee unter dem Schutz des regionalen Meeresschutzübereinkommens HELCOM (HELCOM MPAs). Dennoch schreitet der Verlust von Arten und Habitaten auch hier unaufhaltsam voran. Ein Drittel der Ostseearten steht auf der deutschen Roten Liste.
Die Gründe sind weitreichend: fehlende Regulierung menschlicher Aktivitäten, unzureichendes Management der Schutzgebiete, inkohärente Umsetzung von Maßnahmen und deren Erfolgskontrolle und unzureichendes Wissen über ökosystemare Prozesse.
Das NABU-Fachgespräch „Meeresschutzgebiete in der Ostsee – Umsetzung und Best Practice“ fand im Ozeaneum Stralsund statt und gliederte sich in drei thematische Blöcke, in denen Naturschutzexperten über internationale, regionale und nationale Ansätze des Schutzgebietsmanagements und deren Umsetzung berichteten.
Erfahrungsaustausch und Diskussionen
Engagiert diskutierten die Veranstaltungsteilnehmer über ihre vielschichtigen Erfahrungen, aber auch über die Hürden bei der Umsetzung von Meeresschutzgebieten und identifizierten dabei eine Reihe von unterschiedlichen Ansätzen zwischen Bund und Ländern.
Dies betrifft sowohl die Erarbeitung von Managementplänen für die Natura 2000-Schutzgebiete als auch die darin enthaltenen Maßnahmen, welche aus Sicht des NABU häufig nicht den festgeschriebenen Schutz- und Erhaltungszielen entsprechen. Für die deutsche AWZ fehlen Managementpläne derzeit noch völlig. Anders als zum Beispiel Schleswig-Holstein oder der Bund hat Mecklenburg-Vorpommern keine weiteren Managementpläne für marine Vogelschutzgebiete ausgearbeitet und nutzt ein eigenes Bewertungssystem, um den Zustand geschützter Arten zu verfolgen. Der Zustand der Population wird dabei nicht berücksichtigt. Schleswig-Holstein setzt dagegen auf das Instrument freiwilliger Vereinbarungen, um zum Beispiel Fischerei oder Wassersport zu regulieren. Ein nach Auffassung des NABU unzureichender Ansatz.
Fehlende Kohärenz zwischen Bund und Ländern gibt es auch hinsichtlich der marinen Raumordnung und im Zusammenhang mit HELCOM. So hat Mecklenburg-Vorpommern zwar raumordnerisch Vorranggebiete für den Naturschutz ausgewiesen, aber es bislang versäumt die Natura 2000-Schutzgebiete an HELCOM zu melden. Nach aktuellem Stand wird das HELCOM-Ziel eines ökologisch kohärenten, gut gemanagten Schutzgebietsnetzwerks nicht erfüllt.
Neben den identifizierten Unterschieden waren sich alle Vertreter einig, dass es weiteren Handlungsbedarf bei der Erfüllung der verschiedenen Berichtspflichten gibt. Noch greifen die unterschiedlichen Instrumente wie Natura 2000, Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie oder HELCOM hier nicht ineinander, was zu zusätzlichen Belastungen führt und das ohnehin knappe Personal im Meeresnaturschutz stark stapaziert.
Der NABU begrüßt den offenen Dialog der Veranstaltungsteilnehmer und möchte einzelne Fragestellungen der Diskussion in zukünftigen Formaten aufarbeiten. Neben einer stärkeren Kohärenz von Bund und Ländern soll es dabei auch um Zonierungskonzepte und ungenutzte Flächen – sogenannte no-take-areas – in Meeresschutzgebieten und das effektive Schutzgebietsmanagement gehen.
Die Vorträge der Veranstaltung können hier heruntergeladen werden:
Block 1 – Europas Meeresschutzgebiete
Block 2 – Schutzgebiete in der deutschen Ostsee
Block 3 – Diskussion: Ein gut gemanagtes Schutzgebietsnetz in der deutschen Ostsee
Fast 45 Prozent der nationalen Meeresfläche sind ausgewiesene Schutzgebiete. Doch bis heute mangelt es an wirksamen Schutzmaßnahmen für ihre Arten und Lebensräume. Was sie wirklich bräuchten: Ruhe vor Fischerei, Schiffen und Co. – streng geschützte Flächen sind essenziell. Mehr →
Meeresschutzgebiete können und sollen Refugien für seltene und bedrohte Arten und Lebensräume sein. Doch angesichts fehlender wirksamer Managementmaßnahmen werden sie dieser Funktion in der deutschen Nord- und Ostsee noch nicht gerecht. Mehr →