Gemeinsame Enthüllung der Infotafel zum NABU-Obstsortenparadies mit Vertretern des NABU und der Kommunal- und Landespolitik – Foto: NABU/Berthold Langenhorst
Große Ehrung für Streuobst-Vielfalt
NABU Bad Nauheim erhält Auszeichnung als NABU-Obstsortenparadies
19. Juni 2024 - Der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zeichneten am 5. Mai Streuobstwiesen des NABU Bad Nauheim als erstes hessisches NABU-Obstsortenparadies aus. Bundesweit ist es die vierte Hochstamm-Anlage, die diesen Titel erhielt. „Damit haben wir bundesweit 665 verschiedene Obstsorten gesichert, davon aktuell 235 Sorten auf mindestens zwei Hochstämmen. Die Bad Nauheimer Streuobstwiesen leisten damit einen bundesweit vorbildlichen Beitrag zum Erhalt der regionalen Sortenvielfalt “, begründete Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und Vertreter der NABU-Stiftung, bei der Einweihung die besondere Ehrung. Ziel der 2018 eingeführten Auszeichnung ist es, auf die Bedeutung von Obstsorten und Hochstamm-Obstbäumen für die Biodiversität und gesunde Ernährung aufmerksam zu machen.
In seinem Grußwort bedankte sich Landwirtschaftsminister Ingmar Jung besonders bei allen Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren. „Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft, wertvolle Lebensräume und Garant für die Erzeugung regionaler Lebensmittel. Die große ehrenamtliche Arbeit, die für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen geleistet wird, verdient unsere Anerkennung.“
Der NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage gratulierte der NABU-Gruppe Bad Nauheim zur Auszeichnung: „Insgesamt 450 Hochstamm-Bäume auf zwei Streuobstwiesen mit 180 verschiedenen Sorten, das ist eine große Leistung. Dabei darf man nicht vergessen: Streuobstwiesen sind zudem ein Hotspot der Artenvielfalt.“
Auch der Bürgermeister von Bad Nauheim, Klaus Kreß, freute sich über die Ehrung der Naturschützer: „Das heute ausgezeichnete Engagement des NABU Bad Nauheim ist ein starkes Zeichen der Zuversicht und auch Ansporn für uns alle, stets hoffnungsvoll auf ein Morgen zu setzen. Ganz im Sinne Martin Luthers, dem gerne der berühmte Satz „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ zugeschrieben wird.“
„Mit unserem Engagement für die Obstsorten möchten wir einen Beitrag zur Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie leisten. Obstsorten gehören zur biologischen Vielfalt, die heute mehr und mehr verloren geht“, erklärte Mirko Franz, Mitglied im Vorstand des NABU Bad Nauheim. Dabei verwies er auf die vielfältigen Bedeutungen der Streuobstwiese: „Wer weiß, ob nicht eine unserer Sorten später bei der Obstsortenzüchtung wichtig wird, beispielsweise bei der Suche nach Resistenzen oder als Hoffnungsträger im Klimawandel.“
4 Hektar Streuobstwiesen Bad Nauheim
Der NABU Bad Nauheim betreut seit über 30 Jahren zwei knapp vier Hektar große Streuobstwiesen mit dem Ziel, den Lebensraum Streuobstwiese und die Obstsortenvielfalt zu erhalten. Auf den Streuobstwiesen „Am Steinweg“ und „Erbe“ stehen insgesamt 450 hochstämmige Obstbäume aller heimischen Obstarten: Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Reineclauden, Quitten, Walnüsse und Wildobst wie Speierling und Elsbeere. Die NABU-Gruppe betreut über 180 verschiedene Obstsorten, darunter allein über 120 Apfelsorten, wie z.B. die Lokalmatadore 'Friedberger Bohnapfel', 'Dorheimer Streifling', 'Gacksapfel' und 'Weilburger'. Durch die gute fachliche Pflege ist der komplette Bestand trotz eines hohen Befallsdrucks aus der Umgebung mistelfrei. Mittlerweile sind drei Viertel der Obstbäume nachgepflanzte Jungbäume, die teilweise bereits die Hauptertragsphase erreicht haben. Was diese Streuobstwiesen zusätzlich besonders macht: Hier wurden von Anbeginn als Ersatz für abgängige Altbäume und in Bestandslücken Jungbäume alter und erhaltenswerter Obstsorten nachgepflanzt.
=> Mehr beim NABU Bad Nauheim
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