Die Bühler Frühzwetschge - nicht nur zum Backen geeignet - Foto: Stadt Bühl
Streuobstsorten des Jahres 2024
Bühler Frühzwetschge
Streuobstsorte des Jahres in Baden-Württemberg
25. Januar 2024 - Die Bühler Frühzwetschge wurde vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) zur Streuobstsorte des Jahres 2024 für Baden-Württemberg gewählt. Sie ist eine sehr bekannte, mittelfrühe Zwetschge mit hohen Erträgen und guter Baumgesundheit aus Mittelbaden.
Riegel, ein Ortsteil von Kappelwindeck, gilt als Ursprungsort der Bühler Frühzwetschge. Um das Jahr 1840 wurde diese Frucht dort als Zufallssämling entdeckt und trug daher zunächst den Namen Kappler Zwetschge. Weitere Synonyme sind Bühlertaler Frühzwetschge und Frühe aus dem Bühler Tal. Schnell hatten sich die positiven Eigenschaften der Bühler Frühzwetschge herumgesprochen und die Baumanzahl respektive die Vermarktung nahm schnell und stetig zu. Die Verbreitung begann zunächst in Mittelbaden, ab 1890 wurde die Zwetschge europaweit bekannt und vermarktet. Gerade zu dieser Zeit war die Armut aus verschiedenen Gründen groß und die Bühler Frühzwetschge war für viele Bauersfamilien eine große Hilfe um die Lebensumstände zu verbessern.
Die Dankbarkeit und die Hochachtung für diese Zwetschge klingt in der Stadt Bühl und der gesamten Obstregion bis heute noch nach. So hatte die Erfolgsgeschichte der Bühler Frühzwetschge einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Obstbaus im mittelbadischen Raum. Die Bühler Frühzwetschge ist heute noch besonders in Süddeutschland und der Schweiz zu finden, sie hat allerdings, auch aufgrund der vielen Neuzüchtungen, an Bedeutung deutlich verloren.
In den ersten Jahren der stetig wachsenden Bedeutung wurde sie oft über Ausläufer vermehrt, aber auch die Aussaat spielte eine Rolle. Die generative Vermehrungsmethode bewirkte, dass es verschiedene Typen gibt, die in der Fruchtform und Reifezeit variieren können.
Die Bühler Frühzwetschge neigt etwas zur Alternanz, wobei die Scharkaanfälligkeit aber eher gering ist. Die selbstfruchtbare Sorte blüht relativ spät, was sie etwas weniger anfällig für Spätfröste machen kann.
Der Baum wächst, besonders in seiner Jugendphase, stark, was auch den relativ späten Ertragsbeginn erklärt. Die Reifezeit liegt zwischen Juli und Mitte August. Die Früchte sind mittelgroß und je nach Typ (siehe oben) rundlich bis eirund oder länglich oval, stark bereift mit dünnem Stiel. Das Fruchtfleisch ist grünlich-gelb und löst sich meist gut vom Stein. Aufgrund der hohen Säuregehalte bei mittleren Zuckerwerten ist ihr ein typisch säuerlich-aromatischer Geschmack eigen. Gerade in Zeiten, wo alles immer süßer schmecken muss und der Markt sich danach ausrichtet, kann diese Geschmacksrichtung eine Alternative sein. So ist die Bühler Frühzwetschge fürs Kuchenbacken und als Tafelfrucht ein echter Tipp, aber auch als Konserve oder Saft gut geeignet.
=> Weitere Infos beim LOGL Baden-Württemberg
Text: Rolf Heinzelmann, LOGL
Literaturangaben: Hartmann, W.: Farbatlas Alte Obstsorten, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2015
Weißer Winterglockenapfel
Apfel des Jahres für Norddeutschland
14. Februar 2024 – Das Gremium aus BUND, Pomologen-Verein, Umwelthaus im Rockenhof und Universität Hamburg haben den Weißen Winterglockenapfel zum Apfel des Jahres 2024 in Norddeutschland gewählt.
Der Apfel wird auch Glockenapfel, Altländer Glockenapfel oder Schweizer Glockenapfel genannt. Die genaue Herkunft der Sorte ist ungeklärt. Die Ersterwähnung erfolgte im Praktischen Ratgeber 1909/1910. Vermutungen legen nahe, dass entweder die Schweiz oder das Alte Land in Nordniedersachsen der Entstehungsort der Sorte ist.
Heute zählt der Weiße Winterglockenapfel zu den Standardsorten, da die Bäume überall in Deutschland zahlreich zu finden und auch im Obstbaumschulen vorrätig sind. Er gilt als einer der geschmacklich besten Winterlageräpfel, der kaum mürbe wird und sich gleichermaßen für den Hausgarten wie die Streuobstwiese eignet. Die Früchte sind etwas schorfanfällig, daher sind geschlossene Lagen zu meiden.
Erntezeit der Früchte ist Mitte Oktober, genussreif sind sie ab Januar bis Mai. Die mittelgroße bis große Frucht, die kegel- bis glockenförmig ausfällt, ist oft zum Kelch etwas eingeschnürt, stielbauchig, im Querschnitt fast rund. Die hellgrüne Grundfarbe hellt auf dem Lager nach zitronengelb auf. Schattenfrüchte können ganz ohne Deckfarbe ausfallen, meist findet sich aber ein leuchtend roter Hauch, der bis zu 1/3 der Frucht überziehen kann. Das weißliche Fruchtfleisch ist fest, wird kaum mürbe und hat eine angenehme zitronenartige Säure.
Der Baum wächst stark und bildet aufstrebende Kronen.
Beschreibung zusammengestellt von Jan Bade, Kaufungen
Korbacher Edelrenette
Hessische Lokalsorte 2024
22. Januar 2024 - Mit der Korbacher Edelrenette hat die hessische Landesgruppe des Pomologen-Vereins eine nordhessische Apfelsorte zur Lokalsorte des Jahres gekürt, die um 1880 durch den Lehrer Heinrich Münch erstmals namentlich erwähnt wurde. Der genaue Ursprung der Sorte ist unbekannt – es wird vermutet, dass die Sorte älter ist und möglicherweise durch aus Frankreich vertriebene Hugenotten eingeführt wurde. Nachdem der Apfel ein Dutzend verschiedener Namen erhielt, beschied Rudolph Goethe, Direktor der Lehranstalt in Geisenheim: „Ein guter Tafelapfel, von reinem, edlem Geschmack. Da der Name dort eingeführt ist, so nennen Sie ihn ruhig weiter Corbacher Edelreinette.“ Im benachbarten Wittgensteiner Land (NRW) ist die Sorte unter dem Namen „Jagdapfel“ bekannt; die Identität konnte durch die pomologisch-genetische Untersuchung bestätigt werden.
Bei der Korbacher Edelrenette handelt es sich um eine am Baum hellgrüne Frucht, die Schale verfärbt mit zunehmender Reife gelb und wird dann als fettig wahrgenommen. Die früh reifende und nicht lange haltbare Tafel- und Wirtschaftssorte besitzt einen guten süßsauren Geschmack und einen hohen Polyphenolgehalt. Die Bäume wachsen relativ stark, sind gesund und widerstandsfähig, mögen aber keine trockenen und warmen Lagen.
Ende Oktober 2023 wurde die Jahressorte auf den „Hessischen Pomologentagen“ im nordhessischen Naumburg offiziell vorgestellt. Anfang Dezember folgte eine – wegen des Dauerfrostes – symbolische Pflanzaktion unter Federführung des NABU Korbach und unter Beteiligung weiterer Kooperationspartner. Bei diesem Termin konnte auch das neue SOMSO-Fruchtmodell vorgestellt werden (Nummer 03/192). Das ausführliche Faltblatt zur Sorte steht auf der Website des Pomologen-Vereins als Download zur Verfügung.
Text: Pomologen-Verein, Hessen