Beeriapfelbaum - Foto: Fructus
Streuobstsorten des Jahres 2022
Schöner aus Haseldorf
Apfel des Jahres 2022 in Norddeutschland
1. März 2022 - Ein Gremium aus BUND, Pomologen-Verein, Umwelthaus am Schüberg und Universität Hamburg haben den Apfel Schöner aus Haseldorf zum Apfel des Jahres 2022 in Norddeutschland gewählt.
Fesefeldt, Haseldorfer Prinz oder Köllns Renette sind weitere Namen für diese Apfelsorte, die einst von Herrn Fesefeldt aus dem Alten Land mit nach Haseldorf gebracht wurde und dort das Interesse der örtlichen Obstbauern fand. Der ursprüngliche Name der Sorte ist unbekannt.
Der Apfel ist Mitte Oktober pflückreif und dann bis Mitte November genussreif. Die Früchte haben eine rundlich-kegelförmige Form, sind schwach kantig, die Stielgrube ist mittelweit und mitteltief, der Stiel meist kurz knopfig. Schattenfrüchte haben nur wenig Deckfarbe, während besonnte Früchte fast komplett rot überzogen sein können. Typisch ist eine feine rosarote Punktierung in der Deckfarbe, die vor allem um die Stielgrube auffällt. Das Fruchtfleisch ist saftig, ausgewogen, aber nur kurz haltbar.
Die Bäume sind starkwüchsig, kommen früh in Ertrag und tragen regelmäßig. In der Haseldorfer Marsch und im nördlichen Umland von Hamburg ist die Sorte noch regelmäßig zu finden. Einzelfunde gibt es aber auch in Mecklenburg und südlich bis Nordhessen.
Friedberger Bohnapfel
Hessische Lokalsorte 2022
16. Januar 2022 - Der Friedberger Bohnapfel alias Winterprinzenapfel wurde von der hessischen Landesgruppe des Pomologen-Vereins als 20. „Hessische Lokalsorte des Jahres“ ausgerufen. Wahrscheinlich ist die Sorte in der Wetterau entstanden, da sie nicht mit dem in Norddeutschland beheimateten Winterprinzenapfel (Engelbrecht, 1889) identisch ist. Zumindest wurde der Friedberger Bohnapfel 1908 vom damaligen Dt. Pomologenverein für das Großherzogtum Hessen empfohlen. Auch in den Obstsortimenten für die Provinzen Oberhessen (1911) und Starkenburg (1915) wird dieser Apfel als Lokal- und Wirtschaftssorte u. a. für den Bezirk Friedberg genannt.
Inzwischen hat sich die Sorte überregional verbreitet, in ganz Süddeutschland vor allem unter dem fälschlichen Synonym Winterprinzenapfel. Es handelt sich um eine äußerst vitale und wüchsige Streuobstsorte, die schon früher als „Massenträger für Mostzwecke“ bezeichnet und empfohlen wurde. Die mittelgroßen bis großen Früchte mit guter Saftausbeute werden zwischen Anfang und Mitte Oktober geerntet. Bei einer Untersuchung konnte ein sehr hoher Polyphenolgehalt (um 2000 mg/kg) festgestellt werden.
Die Lokalsorte 2022 wurde am 16.10.2021 in Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen in Bad Homburg offiziell vorgestellt. Die Schlosskirche, der Schlosspark und der „Tempel der Pomona“ boten dafür das passende Ambiente. Weitere Aktionen sind gemeinsam mit den zahlreichen Kooperationspartnern (siehe Kontakte) geplant. Junge Bäume sind in verschiedenen Baumschulen zu beziehen. Darüber hinaus ist ein naturgetreues SOMSO-Fruchtmodell erhältlich. Alle Informationen über den „Friedberger Bohnapfel“ und über „20 Jahre Aktion Hessische Lokalsorte des Jahres“ finden sich in der Faltblatt-Broschüre, die auf der Website des Pomologen-Vereins als Download zur Verfügung steht.
Text: Pomologen-Verein, Landesgruppe Hessen
Niederhelfenschwiler Beeriapfel
Apfel des Jahres in der Schweiz
29. April 2022 – Der Niederhelfenschwiler Beeriapfel wurde von Fructus zur Obstsorte des Jahres 2022 gekürt. Die Sorte steht stellvertretend für die grosse Zahl lokaler Obstsorten, die trotz guter Eigenschaften nie den Weg über eine Region hinausgefunden haben. Nur noch vereinzelte, von engagierten Landwirten gepflegte Bäume existierten vom Niederhelfenschwiler Beeriapfel, Dank mehrerer Initiativen kehrt er nun aber in die Obstgärten zurück.
Der Beeriapfelbaum wächst eher schwach und eigensinnig. Er neigt dazu, abwechselnd an einzelnen Ästen Früchte zu tragen und reagiert empfindlich auf zu starken Schnitt. Für Pilzkrankheiten ist er wenig anfällig und eignet sich daher gut für den extensiven Obstbau.
Reife Beeriäpfel sind klein, kugel- bis kegelförmig, ihre Grundfarbe ist grüngelb mit roter Deckfarbe und sie duften intensiv. Das Fruchtfleisch ist fest, saftig, mit intensivem Aroma. In den ersten Wochen nach der Ernte ist der Beeriapfel ein fruchtig spritziger Tafelapfel, der sich gut lagern und in der Küche verarbeiten lässt. Er ist zudem ein ausgezeichneter Mostapfel.
Mitte der Neunzigerjahre wurde der Verein Naturschutz Niederhelfenschwil-Zuzwil auf das langsame Verschwinden der Sorte aufmerksam und organisierte die Produktion von 140 hochstämmigen Beeriapfelbäumen, die in der Region problemlos Absatz fanden. Einige Jahre danach finanzierte die Gemeinde Niederhelfenschwil die Virusfreimachung der Sorte, um die Jungbaum-Produktion in den Baumschulen zu ermöglichen und die Qualität der Jungpflanzen sicherzustellen. Dank dieser Aktion sind nun seit 2017 in verschiedenen Schweizer Baumschulen zertifizierte Beeriapfelbäume erhältlich.
Gemeinsam mit der Gemeinde Niederhelfenschwil organisierte FRUCTUS die lokale Verarbeitung und Vermarktung der Beeriäpfel. Das Resultat ist ein sortenreiner Beeriapfelsaft, der in der Region als Spezialität in die Läden kommt und bald auch als vergorene Variante erhältlich sein wird. Darüber hinaus erstellt Fructus jedes Jahr Briefmarken mit der Obstsorte des Jahres.
=> Weitere Infos und Flyer zur Obstsorte