Porzenapfel - Foto: Monika Lambert-Debong
Streuobstsorten des Jahres 2016
Ulmer Butterbirne
Obstsorte des Jahres in Baden-Württemberg
19. Januar 2016 - Die aus der Ulmer Gegend in der Nähe von Albeck im Alb-Donau-Kreis stammende und daher regional auch als „Albecker Butterbirne“ bezeichnete Tafelbirne ist für den Streuobstbau gut geeignet. Ausgewählt wurde sie vom Arbeitskreis Streuobst des Landesverbandes Obstbau, Garten Landschaft (LOGL) in Baden-Württemberg.
Die Birne wurde 1957 in dem vom Verlag Ulmer verlegten Sortenbüchlein „Farbtafeln der Birnensorten“ beschrieben. Interessant ist, daß sie dort im Gegensatz zu manch anderen Literaturquellen als schorfanfällig beschrieben wird.
Der Baum selbst ist anfangs schwächer wachsend, großkronig, hochgebaut, später breit überhängend. Die Birne wird als klein bis mittelgroß, rundlich bis eiförmig sowie grünlich-gelb bis intensiv rot (!) beschrieben. Der Stiel ist lang, dünn, das Fruchtfleisch weißlich, saftig, schmelzend, süß und leicht würzig.
Die Erntezeit der kaum alternierenden Birnensorte ist Ende September bis Mitte Oktober, der Fruchtertrag hoch. Für den Erwerbs-obstbau besitzt die Ulmer Butterbirne keine Bedeutung, da sie druckempfindlich und nur kurz lagerfähig ist. Für den Liebhaberobstbau ist sie aufgrund ihrer geringen Ansprüche und Frosthärte auch im rauem Klima wie Mittelgebirgslagen geeignet.
Horneburger Pfannkuchen
Apfel des Jahres 2016 in Hamburg
20. Januar 2016 - Ein Gremium aus BUND, Freilichtmuseum am Kiekeberg, Pomologen-Verein, Streuobstwiesen- und Baumschulbetreibern sowie Mostereien aus Hamburg und Umfeld haben den Horneburger Pfannkuchen zum Apfel des Jahres 2016 für Hamburg gewählt. Die Sorte ist als Zufallssämling vom Horneburger Marschdamm um 1840 entstanden, entdeckt und vermehrt vom Altländer Obstbauern Jacob Köpke im benachbarten Neuenkirchen.
Die großen bis sehr großen Früchte können im Oktober gepflückt werden und weit über den Jahreswechsel hinaus bis in den März hinein gelagert werden. Sie sind breitrund, oft unregelmäßig, um die Blüte gerippt mit glatter bis leicht rauer Schale, vorwiegend grün, später gelb mit etwas roter Deckfarbe. Das Fruchtfleisch ist zunächst fest und sehr säuerlich, später milder. Die Bäume sind sehr robust und starkwüchsig, auch auf feuchten moorigen Standorten, triploid d.h. kein Pollenspender.
Der Horneburger Pfannkuchen war früher an der Niederelbe und in den angrenzenden Gebieten stark verbreitet. Er ist vor allem als lagerbarer Back- und Musapfel sehr beliebt.
Quelle: E. Brandt, Von Äpfeln und Menschen, Fischerhude 2014
Weilburger
Hessische Lokalsorte 2016
17. März 2016 - Die Landesgruppe Hessen des Pomologen-Vereins hat die äußerst seltene Apfelsorte ´Weilburger´ zur Lokalsorte des Jahres 2016 gekürt. Als erster beschrieb der nassauische Arzt und Pomologe Dr. Diel den ´Weilburger´ in seinem Kernobstsorten-Werk von 1799. Er scheint die Sorte sehr empfohlen zu haben, insbesondere wegen seiner langen Haltbarkeit und der fast jährlichen und großen Fruchtbarkeit. So verwundert es nicht, wenn Jahre später viele namhafte Pomologen wie Aehrenthal, Oberdieck und Engelbrecht die Sorte beschrieben und abgebildet haben. Im krassen Gegensatz zur häufigen Nennung in der Vergangenheit steht die heutige Verbreitung: Die Sorte galt lange Zeit als verschollen. Erst 2009 konnte der ‘Weilburger‘ durch einen Suchaufruf wiederentdeckt werden. Dabei hat sich ein einziger Baum in Hünfelden als Treffer ergeben. Laut molekulargenetischen Untersuchungen handelt es sich wahrscheinlich um einen Abkömmling des echten ‘Edelborsdorfer‘.
Die kleinen bis mittelgroßen, flachrunden Früchte werden hellgelb bis strohgelb in der Grundfarbe und sonnenseits verwaschen hellrot. Der Literatur nach reifen die Äpfel im Dezember und halten sich ohne Qualitätsverlust bis in den Juni. Nach heutiger Einschätzung lässt sich die Pflückreife mit Mitte Oktober und die Genussreife und Haltbarkeit von November bis April angeben. Das Fruchtfleisch ist mittelfest, saftig, schwach säuerlich und wohlschmeckend. Berichten zufolge eignet sich der ‘Weilburger‘ hervorragend als Dämpfapfel. Dabei werden die Früchte im Ganzen gekocht (gedämpft) und mit Zucker und Zimt bestreut. Die Bäume wachsen relativ stark und bilden hochwachsende, gut verzweigte Kronen. Die Sorte kann allgemein als robust und widerstandsfähig bezeichnet werden.
Text: Pomologen-Verein, Landesgruppe Hessen
Porzenapfel
Streuobstsorte des Jahres in Saarland / Rheinland-Pfalz
9. Juni 2016 - Der Arbeitskreis „Obstsorten“ des Verbandes der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. hat den 'Porzenapfel' zur Streuobstsorte des Jahres 2016 für das Verbandsgebiet benannt. Der 'Porzenapfel' soll als Zufallssämling im Raum Trier entstanden sein und ist im Moselraum schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Er wurde im Trierer Raum, in Luxemburg und im Saarland in Streuobstwiesen verbreitet und wurde in Spezialmostobstanlagen auch vereinzelt plantagenmäßig angebaut. Er hat jedoch außerhalb der Region kaum Bedeutung erlangt und ist heute als selten einzustufen.
Der 'Porzenapfel' findet in erster Linie als Mostapfel bei der Saft und Apfelweinherstellung (Viez) Verwendung. Wegen seiner Baumgesundheit und seiner geringen Alternanzneigung gilt er als ertragsstabile Sorte. Die Früchte sind lange haltbar, faulen nach der Ernte kaum und können noch nach der Mostobstsaison – im November bis Dezember – verarbeitet werden.
Die Ernte des 'Porzenapfel' erfolgt in der zweiten Oktoberhälfte. Die Früchte halten auf dem Lager bis in den Spätwinter hinein. Dann erreicht die Sorte sogar eine von Kennern durchaus geschätzte Tafelqualität.
Der Baum des 'Porzenapfel' bildet mittelgroße bis große, breit pyramidale Kronen. Er wächst in der Jugend stark und kommt spät in den Ertrag, trägt dann jedoch reich und regelmäßig. Die Blüte im Frühjahr zeitigt spät. Der Wuchs des Baumes ist dicktriebig, dicht wachsend und flach, ähnlich der Sorte 'Rheinischer Winterrambur'. Eine Stammmitte bildet der 'Porzenapfel' nicht.
Die Sorte gilt als robust, schorffest, frosthart und breit anbaufähig bezüglich Boden und Standort. Er kann auch noch in höheren und rauen Lagen gepflanzt werden. In sehr ungünstigen Lagen kann dann aber Obstbaumkrebs auftreten.
Text: Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V.; Quelle: Äpfel und Birnen aus Luxemburg – Geschichte – Tradition – Sorten – Verwendung