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Jetzt spenden!Die Bedeutung der Bodenbiodiversität für einen gesünderen Planeten
Neue Studie von NABU und Boston Consulting Group
Boden ist die Grundlage des Lebens auf der Erde. Er bedeckt 30 Prozent der Erdoberfläche und unterstützt alle Ökosysteme, von landwirtschaftlichen Flächen und Wäldern bis hin zu Grasländern und Feuchtgebieten. Boden spielt eine entscheidende Rolle bei der Speicherung von Kohlenstoff, der Regulierung des Wasserkreislaufs und der Bereitstellung von Nährstoffen für das Pflanzenwachstum. 95 Prozent der Nahrungsmittel, die wir konsumieren, sind auf einen gesunden Boden angewiesen, was ihn für die Landwirtschaft und die globale Ernährungssicherheit unerlässlich macht.
Während die „Grüne Revolution“ des 20. Jahrhunderts die Nahrungsmittelproduktion durch Pflanzenzucht und landwirtschaftliche Praktiken (darunter Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel) erheblich steigerte, rückt die wichtige Rolle der Bodengesundheit und Biodiversität erst in jüngster Zeit in den Fokus: Gesunder Boden, reich an organischer Substanz und einer Vielfalt von Organismen, ist nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion entscheidend, sondern auch für das Wassermanagement, die Kohlenstoffbindung und die Verringerung von Treibhausgasemissionen.
Was macht einen gesunden Boden aus?
Gesunder Boden besteht aus einer Mischung aus Mineralien, Luft, Wasser und einem kleinen, aber entscheidenden Anteil an organischer Bodensubstanz (englisch: soil organic matter bzw. SOM). SOM ist entscheidend für die Schaffung einer stabilen Bodenstruktur, den Schutz vor Erosion, die Regulierung des Wasser- und Luftflusses und die Speicherung von Nährstoffen. Sie bietet auch Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Organismen, von winzigen Mikroben bis hin zu größeren Lebewesen, wie Regenwürmern und Ameisen.
Diese Biodiversität ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der drei Hauptkreisläufe, die das Leben auf der Erde erst möglich machen:
- Der Kohlenstoffkreislauf: Pflanzen absorbieren CO₂ und geben Kohlenstoff in den Boden ab, wo Mikroorganismen ihn in Humus fixieren, was zur Kohlenstoffspeicherung und Bodenfruchtbarkeit beiträgt.
- Der Nährstoffkreislauf: Mikroorganismen helfen, atmosphärischen Stickstoff und mineralischen Phosphor in Formen umzuwandeln, die Pflanzen aufnehmen können, was die Bodenfruchtbarkeit und Ernteerträge steigert.
- Der Wasserkreislauf: Organische Bodensubstanz hilft, Wasser zu speichern, unterstützt das Pflanzenwachstum und reguliert das lokale Klima, indem sie die Verdunstungsraten moderiert.
Ökonomische und ökologische Vorteile gesunder Böden
Gesunde Böden bieten zahlreiche ökonomische und ökologische Vorteile, darunter:
- Erhöhte Ernteerträge: Eine verbesserte Bodenbiodiversität führt zu einem stärkeren Pflanzenwachstum und höheren Erträgen, was den Bedarf an chemischen Düngemitteln und Pestiziden reduziert.
- Wassermanagement: Gesunde Böden verbessern die Wasserspeicherung und verringern den Bedarf an Bewässerung, wodurch Pflanzen widerstandsfähiger gegen Dürre und Überschwemmungen werden.
- Kohlenstoffbindung: Durch die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre und dessen Speicherung im Boden trägt gesunder Boden zur Minderung des Klimawandels bei.
Die gemeinsame Studie des NABU und der Boston Consulting Group, die sich auf Deutschland konzentriert, kommt zu dem Ergebnis, dass eine Erhöhung der organischen Bodensubstanz um nur ein Prozent über zehn Jahre zu wirtschaftlichen Gewinnen von etwa 14,7 Milliarden Euro pro Jahr führen könnte. Darunter entfallen allein zehn Milliarden Euro auf die Kohlenstoffbindung und weitere 3,3 Milliarden Euro auf verbesserte Nährstoffgehalte und Wassermanagement. Darüber hinaus hat die Förderung der Bodenbiodiversität auch noch nicht quantifizierbare positive Auswirkungen auf die oberirdische Biodiversität, Nährstoffintegrität der produzierten Lebensmittel und damit auch gesamtgesellschaftliche positive Auswirkungen.
Förderung gesunder Böden – wichtige Maßnahmen:
Um das volle Potenzial gesunder Böden zu erschließen, sind mehrere Maßnahmen erforderlich:
- Bewusstsein schaffen: Weiterbildung der Landwirt*innen, Unternehmen und der Öffentlichkeit über die Vorteile gesunder Böden und Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken.
- Investitionen in Forschung: Verbesserung unseres Verständnisses der Bodenbiodiversität, ihrer Prozesse und ihrer Auswirkungen auf Ökosysteme durch verstärkte Forschung und bessere Datenerhebung.
- Unterstützende Politik und Anreize: Umsetzung von politischen Maßnahmen und finanziellen Anreizen, die Praktiken fördern, die die Bodengesundheit verbessern, wie reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, weite Fruchtfolgen und ökologischer Landbau.
Über die Studie
Im Zuge der Studie wurden die Böden von mehr als 95 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland untersucht, um den Einfluss von Mikroorganismen und organischen Substanzen auf die Bodenbeschaffenheit zu analysieren. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der organischen Bodensubstanz in der obersten Bodenschicht, die 15 bis 25 Zentimeter umfasst. Sie macht mit einem Anteil von drei bis sieben Prozent zwar nur einen kleinen Teil des Mutterbodens aus, ihre Zusammensetzung ist aber entscheidend für die Bodenqualität.
Die Basis des Reports bildet eine Metastudie, die verschiedene Quellen und Paper nutzt, um Effekte abzuleiten. Im Zuge dessen wurden 15,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland analysiert. 11,4 Millionen Hektar davon sind Ackerland, darunter 0,7 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftetes Ackerland und weitere 0,7 Millionen Hektar für den Anbau von Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben. Darüber hinaus gibt es 4,1 Millionen Hektar Grünland, davon 0,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftetes Grünland.
Fazit der Studie
Gesunder Boden ist die Grundlage für das Leben auf der Erde. Durch Investitionen in die Bodengesundheit durch nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, Forschung und unterstützende Politik können wir ein widerstandsfähigeres Lebensmittelsystem, geringere Kohlenstoffemissionen und ein besseres Wassermanagement gewährleisten. Die Vorteile sind klar: Gesunder Boden führt zu gesünderen Pflanzen, einer gesünderen Umwelt und letztendlich zu einem gesünderen Planeten.
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