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Verantwortlich für die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist der Mensch
Die in Fachkreisen mittlerweile als endemisch geltende Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Anfang Juli 2022 erneut mehrere Betriebe erreicht. Unter anderem ist ein Schweinemastbetrieb mit etwa 1.300 Tieren in der Uckermark (Brandenburg) betroffen. Zum ersten Mal ist die Schweinepest auch in Niedersachsen nachgewiesen worden, betroffen sei laut Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums ein Sauenbetrieb mit 280 Sauen und rund 1.500 Ferkeln im Emsland. Alle Tiere wurden demnach getötet.
Im September 2020 wurde in Brandenburg der deutschlandweit erste Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest beim Schwarzwild amtlich festgestellt. 2021 wurde die Schweinepest dann auch bei Hausschweinen, wieder in Brandenburg, nachgewiesen. Dies sorgte damals wie heute in Landwirtschaftskreisen für Unruhe. Als Schuldige wurden immer wieder Wildschweine genannt. Das zeigt auch der Fokus der vermeintlichen Schutz- und Vorsorgemaßnahmen. Das ist jedoch falsch. Bei den bisherigen Fällen von Einträgen in Hausschweinbestände konnte der Eintrag durch Wildschweine nicht nachgewiesen werden.
Es ist vielmehr der Mensch, der diese Seuche sowohl eingebracht als auch über weite Strecken verbreitet hat.
Als Reaktion begannen die Bundesländer 2020, feste und auf mehrere Jahre angelegte Zäune an Oder und Neiße zu errichten. Bis heute wurden über 1.000 Kilometer Zaun gebaut. Derzeit werden sogar Truppenübungsplätze eingezäunt. Aktuelle Erkenntnisse zeigen jedoch, diese Maßnahme ist nicht wirksam und damit vor allem eins: unverhältnismäßig. Die Zäune zerschneiden Lebensräume und verhindern natürliche Wanderbewegungen von Wildtieren. Das eigentliche Ziel, Ausbrüche bei Hausschweinen zu verhindern, wurde und wird aber verfehlt. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium angekündigte Seuchenprävention mit gesteigerten Abschussraten ist, wie vom NABU bereits im Vorfeld angemahnt, reine Augenwischerei. Die Schuld liegt beim Mensch und nicht beim Wildschwein.
Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest völlig ungefährlich. Für Wild- und auch Mastschweine jedoch ist sie eine in den meisten Fällen tödliche Erkrankung. Letzteres ist das Hauptproblem der Politik, denn es werden Milliardenschäden in der Masttierhaltung vor allem mit Exportstrategie befürchtet. Es geht dabei also nicht um den Menschen oder das Tierwohl, sondern einzig um den Erhalt einer aus dem Ruder gelaufenen, exportorientierten Landwirtschaftsindustrie. Wirkungsloser und kostspieliger Aktionismus wie die massive, auf mehrere Jahre angelegte Verzäunung der Landschaft sowie die Änderungen von Jagdzeiten- und praktiken vergrößern nur die Anzahl leidtragender Wildtierarten.
Der NABU hat sich des Problems angenommen, es eingehend untersucht und möchte nun mit einem Standpunktepapier Klarheit schaffen und den eigentlichen Kern des Konflikts aufzeigen. Darin wird unter anderem gefordert, die großflächigen, auf mehrere Jahre angelegten Zäune zurückzubauen sowie alle sogenannten Vorsorge- und Schutzmaßnahmen unter Berücksichtigung aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen.
Hintergrund
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Virusinfektion, die Haus- und Wildschweine befallen kann und deren ursprünglicher Verbreitungsschwerpunkt in Subsahara-Afrika liegt. Busch- und Warzenschweine sind ein natürliches Reservoir für die Viren, jedoch selbst resistent gegen den Erreger.
Über Sardinien ist der Erreger nach Europa eingewandert. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Sekrete, Blut, Sperma). Menschen können sich weder durch den Kontakt mit Tieren noch durch den Konsum von tierischen Produkten mit ASP infizieren - der Erreger ist für Menschen ungefährlich. Auch andere Tierarten können nicht erkranken oder Träger des Virus sein. ASP stellt jedoch für Wild- und Hausschweine eine schwerwiegende, meist tödliche Erkrankung dar. Im Jahr 2007 wurde das Virus nach Georgien eingeschleppt und hat sich seitdem in Osteuropa ausgebreitet.
Menschliches Handeln gilt als Hauptursache für die Verbreitung der ASP. Diese erfolgt über Tiertransporte, die Verbreitung kontaminierter Gegenstände wie Kleidung, Geräte, Fahrzeuge sowie auch die Einführung von Lebensmitteln wie Fleisch oder Wurstwaren, deren Reste unsachgemäß entsorgt werden und in Kontakt mit Wild- oder Hausschweinen kommen. Ebenso können Futtermittelimporte oder Jagdtourismus in die von ASP betroffenen Länder Einfuhrpfade darstellen. Beutegreifer wie der Wolf, Vögel oder gar Insekten spielen keine relevante Rolle bei der Ausbreitung des Erregers.
Die Gefahr einer großflächigen Ausbreitung durch die Wildschweine selbst wird als eher unwahrscheinlich eingestuft. Die Tiere gelten als standorttreu und haben meist einen Aktionsradius von nur wenigen Kilometern. Insbesondere erkrankte Tiere sind kaum noch mobil und versterben schnell. Der für die Übertragung von Tier zu Tier notwendige Kontakt ist somit kaum gegeben. Gleichwohl bilden Wildschweinpopulationen, wenn der Virus einmal eingeschleppt wurde, ein dauerhaftes Erregerreservoir.
Die enormen Zuwächse in den Wildschweinbeständen sind insbesondere auf den zunehmenden Raps- und Maisanbau im Zuge der voranschreitenden landwirtschaftlichen Industrialisierung zurückzuführen. Denn Mais- und Rapsfelder bieten den Wildschweinen flächendeckend ausgezeichnetes Mastfutter und auch gute Verstecke. Milde Winter als Folge des Klimawandels tragen zu den ohnehin günstigen Bedingungen der Wildschweine bei.
Es ist also das System, das krankt. Wir leisten uns eine Landwirtschaft, die nach einer Studie der Boston Consulting Group. Umweltfolgekosten in Höhe von jährlich 90 Milliarden Euro verursacht, insbesondere in den Bereichen Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt und Lebensräume. Diese Fakten sollten bei einer langfristigen Strategie zuvorderst bedacht werden. Denn so wie bisher kann es nicht weitergehen.
Offizielle ASP-Informationen:
- Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesinstitut für Tiergesundheit
- Verordnung zum Schutz gegen die Schweinepest und die Afrikanische Schweinepest
- Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
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