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Strategie für den Ackerbau gegen des Artensterben
Forderungen an die Bundesregierung
Die Berichte über den Rückgang der Artenvielfalt besonders in unserer Agrarlandschaft nehmen kein Ende. Der Verlust von Ackerwildkräutern ist dramatisch und vollzieht sich meist unbemerkt. Plötzlich fehlen die Kornblumen und der Klatschmohn in den Feldern. Von den typischen Ackerwildkräutern ist ein Drittel gefährdet, direkt in der Fläche ist ein Schwund von bis zu 71 Prozent der Arten zu beklagen. Noch schlechter sieht es bei den Populationen aus. Die Populationsdichte ist im Feldinneren teilweise um 95 Prozenten zurückgegangen – oft gibt es nur noch fünf bis sieben Arten in der Fläche und bei diesen handelt es sich um Generalisten, die häufig zu Problemunkräutern werden.
Erst fehlen die Kräuter, danach verschwinden kaskadenartig die von diesen Pflanzen abhängigen Tiere wie Insekten, die oftmals nur eine Pflanzengattung nutzen, und darauffolgend Amphibien, Vögel und Säugetiere. Besonders bei den Feldvögeln wird der Verlust deutlich und hörbar. Die Feldlerche, Vogel des Jahres 1998 und 2019, hat Bestandsverluste von über 25 Prozent in den letzten 15 Jahren zu verzeichnen. Noch schlechter sieht es beim Rebhuhn aus, dessen Bestände um 94 Prozent in den letzten 15 Jahren zurückgegangen sind. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN geht davon aus, dass der Verlust der Biodiversität eine der größten Bedrohungen unserer Zeit darstellt.
Empfindliche Kulturpflanzen
Die heute genutzten Kulturpflanzensorten haben bei entsprechender Düngung meist ein hohes Ertragspotenzial und werden deshalb gerne von den Landwirt*innen genutzt. Sie sind aber häufig auch empfindlicher und ihr hoher Nährstoffbedarf zieht den Einsatz von weiteren Produktionsmitteln nach sich. Durch die Düngung wachsen die Pflanzen und die Beikräuter schneller, was wiederum den vermehrten Einsatz von Herbiziden (Mitteln gegen Gräser und Kräuter) zur Folge hat.
Gleichzeitig erhöht der dichte Bestand die Anfälligkeit der Pflanzen für Pilze und Schädlinge, weswegen mehr Insektizide (Mittel gegen Insekten) und Fungizide (Mittel gegen Pilze) eingesetzt werden. Außerdem führt die intensive Düngung zu einer Verdrängung von Pflanzen , die auf nährstoffarme Standorte spezialisiert sind, durch konkurrenzstarke Generalisten oder nährstoffliebende Pflanzen wie Gräser und Brennnesseln.
Moderne Insektizide, wie Neonikotinoide, wirken akut tödlich, aber auch schleichend, indem sie zum Beispiel in Folge ihrer Wirkung auf das Nervensystem die Orientierung der Tiere beinträchtigen. Jedes Insektizid tötet aufgrund seiner allgemeinen biologischen Wirkungsweise sogenannte Nicht-Zielorgansimen wie Laufkäfer. Hatte das DDT, dessen Einsatz zu der Gefährdung vieler Greifvögel führte, da ihre Eierschalen zerbrechlicher wurden, noch eine relativ niedrige Toxizität für Honigbienen, so ist die Toxizität von Neonikotinoiden je Gramm Wirkstoff um den Faktor 8.000 höher. Die Insektizide sind also im Laufe der Zeit immer giftiger geworden.
Unsere Forderungen
Den alarmierenden Entwicklungen in der Landwirtschaft muss die Bundesregierung mit einem Bündel von Maßnahmen begegnen, unter anderem mit einer ambitionierten Ackerbaustrategie sowie einer Änderung der EU-Agrarpolitik. Ohne die Änderung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist es im gegenwärtigen politischen Umfeld äußerst unwahrscheinlich, dass die notwendigen zusätzlichen Mittel für die Umsetzung einer ambitionierten nationalen Strategie mobilisiert werden können.
To do: Leitbilder
- Landwirtschaftlich genutzte Flächen dürfen benachbarte Flächen nicht nachhaltig negativ beeinträchtigen.
- Äcker sind nicht nur Produktionsstätten. Sondern sie sind auch Agrarökosysteme mit wichtigen Schutzfunktionen für Boden, Grundwasser und Biodiversität. Es darf zu keiner Verschlechterung dieser gesellschaftlich wichtigen Schutzgüter kommen.
- Nahrungsmittel müssen nachhaltig, umwelt- und klimaverträglich produziert werden.
Ziel der Ackerbaustrategie muss die Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft sein. Dazu müssen zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für nicht-produktive Maßnahmen wie Brachen oder Blühstreifen zur Verfügung stehen. Außerdem muss es mehr Strukturen wie Hecken, Feldgehölze, Raine und Kleingewässer geben, die Lebensräume vernetzen.
Fruchtfolgen müssen wieder vielfältiger gestaltet werden, dies trägt zu mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft, aber auch zum Bodenschutz und zum Aufbau von Humus bei. Zum Schutz der Tiere und Pflanzen müssen Pestizide auf ein Minimum reduziert werden und die Düngeüberschüsse müssen endlich gestoppt werden. Dafür müssen Gelder für die Forschung zu naturverträglichen und bodenschonenden neuen Methoden zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren muss in die Ausbildung und unabhängige Beratung der Landwirt*innen zum Boden- und Biodiversitätsschutz investiert werden.
Mit diesen Maßnahmen und einem Kurswechsel in der europäischen Agrarförderung haben wir eine Chance, den dramatischen Artenrückgang in unserer Agrarlandschaft zu stoppen.
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Wir engagieren uns mit vielen Kampagnen, Projekten und Aktionen dafür, dass aus artenarmen, monotonen Agrarlandschaften wieder artenreiche, lebendige Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen werden. Mehr →
Unsere Landwirtschaft muss dringend umsteuern: Denn nur durch eine natur- und umweltverträgliche Landbewirtschaftung kann der dramatische Artenverlust aufgehalten werden. Eine umweltschonende Landwirtschaft muss zukünftig entsprechend honoriert werden. Mehr →
Um das dramatische Artensterben in der Agrarlandschaft zu stoppen, brauchen wir eine neue EU-Agrarpolitik. Unsere Kernforderungen: 10 Prozent der Betriebsflächen für die Artenvielfalt, 15 Milliarden reserviert für besondere Naturschutzleistungen und ein umweltverträglicher Umbau der Landwirtschaft statt pauschaler Flächenprämien. Mehr →