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Was bringt Carbon Farming?
Gefahren und Potenziale für den Natur- und Klimaschutz
Carbon Farming wird derzeit vielfach als Lösungsansatz präsentiert, der die Landwirtschaft befähigen soll, ihrer Verantwortung in der Klimakrise gerecht zu werden. Als Carbon Farming wird das Management von Treibhausgasflüssen in der Landwirtschaft verstanden. Ziel ist, die Emissionen zu reduzieren und die Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre und -speicherung in Böden, Materialien und Vegetation zu erhöhen.
Im NABU-Standpunkt zu Carbon Farming wird der sozio-ökologische Kontext umrissen und im Anschluss der sozio-ökonomische und politische Kontext beschrieben. Daraufhin werden drei Carbon-Farming-Ansätze vorgestellt, verglichen und bewertet. Abschließend formuliert der NABU Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen. Wie können private und öffentliche Instrumente sinnvoll in eine biodiversitätsfördernde Carbon-Farming-Strategie integriert werden, so dass diese zu einer sozial-ökologischen Transformation des Ernährungssystems beitragen kann?
Die Analyse legt zunächst dar, dass Carbon Farming zurzeit als Sammelbegriff verstanden werden sollte, hinter dem sich vielfältige Ansätze verbergen. Diese verbindet zwar das erklärte Ziel des Aufbaus von organischem Bodenkohlenstoff in Böden, sie sind ansonsten aber sehr unterschiedlich.
Gefahren von Carbon-Farming-Ansätzen
Carbon-Farming-Ansätzen wohnen Gefahren inne, wenn sie die negativen Rückkoppelungsschleifen der Landnutzung und die Markt- und Machtasymmetrien im Ernährungssystem verstetigen. Wenn methodische Mindestanforderungen sowie soziale und biodiversitätsberücksichtigende Kriterien von Ansätzen nicht betrachtet werden, werden möglicherweise nicht erbrachte Ökosystemleistungen entlohnt, „Landgrabbing“ gefördert und/oder Naturzerstörung fortgesetzt.
Derartige Ansätze zeichnen sich meist durch eine große Konzentration von Informationen und Marktmacht in den Händen privater Interessengemeinschaften aus. Ansätze, die eine Landnutzung fördern, die Ungerechtigkeit und ökologische Probleme verstetigen oder gar verschärfen, sollten per Ordnungsrecht verhindert und keinesfalls öffentlich gefördert werden.
Potenziale von Carbon Farming
Gleichzeitig bieten die Überwachungs-, Berichts- und Verifizierungslösungen (monitoring, reporting and verification, kurz MRV) rund um Carbon Farming Potenziale, ergänzt durch ein neues Interesse an der Bodengesundheit für eine progressivere Ernährungssystempolitik. Organischer Bodenkohlenstoff (Corg) ist die erste Kennzahl, dessen MRV und Bewertungsskala die Inwertsetzung einer Ökosystemleistung in der ganzen landwirtschaftlich genutzten Fläche effizient ermöglichen kann.
Vereinfacht bedeutet dies: Je größer der Corg-Aufbau, desto größer die positiven Effekte für beispielsweise die Bodenfruchtbarkeit und die Wasser- und Kohlenstoffspeicherkapazität des Bodens. Corg bietet damit die Chance, ökologisch gezielte Förderung und Regulierung in der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche effizient umzusetzen. Eine regulierte Inwertsetzung kann positive Übertragungseffekte für die Biodiversität und soziale Parameter kreieren.
Der NABU möchte basierend auf der im NABU-Standpunkt dargelegten Analyse folgende politische Empfehlungen in die Diskussion rund um Carbon Farming im Spannungsfeld von Klima-, Naturschutz- und Agrarpolitik einbringen:
Mindestanforderungen an private Carbon-Farming-Ansätze
- Die Stärkung der Biodiversität sollte bei dem Ziel, Emissionen zu reduzieren und die Kohlenstoffentnahme und -speicherung zu erhöhen, nicht nur eine verpflichtende Nebenleistung sein, sondern in den Handlungsstrategien als „Enabler“ begriffen und in den Maßnahmen integriert sein.
- Fachlich anerkannte methodische Anforderungen zur Bestimmung der Corg-Veränderungen (Probenahme, Analytik, Bestimmung Corg-Vorrat) müssen gegeben sein.
- Die Langfristigkeit des im Boden sequestrierten atmosphärischen Kohlenstoffs muss adressiert beziehungsweise die mögliche Reversibilität der Senke einkalkuliert werden.
- Verschiebungseffekten muss zum Beispiel durch gesamtbetriebliche Optimierungsstrategien vorgebeugt werden.
- Zertifikate basierend auf Corg dürfen keine Landspekulationen ermöglichen, sondern sollten regionale Wertschöpfungsstrukturen stärken. Die Nutzung dieser Zertifikate sollte Regulatorien unterliegen, die ausschließen, dass Konsument*innen fehlgeleitet oder Emissionsreduktionen verzögert werden.
Empfehlungen an Politik für biodiversitätsfördernde Carbon-Farming-Strategie
- Aufbau eines staatlichen Förder- und Regulierungsprogramms, das standort- und nutzungsspezifisch relative Corg-Veränderungen reguliert, relative Verbesserungen und den Erhalt optimaler Corg-Vorräte honoriert sowie langfristig Bodenbiodiversitätsindikatoren in die MRV mit einbezieht.
- Förderung von Schulung und Beratung von Landwirt*innen zur ökologischen und ökonomischen Resilienzförderung von Agrarökosystemen durch das Vermitteln von Handlungsfähigkeit und -Wissen für eine regenerative Bodennutzung.
- Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in Technologielösungen für Bodenanalyse und -nutzung, die die Handlungsautonomie und Selbstlernförderung von Landwirt*innen unterstützen.
- Integration aller Treibhausgasflüsse landwirtschaftlicher Betriebe in Carbon-Farming-Ansätze.
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