Neue Agrarpolitik JETZT! Unsere Forderungen für die Agrarwende
Um das Artensterben in der Agrarlandschaft zu stoppen, brauchen wir dringend eine neue EU-Agrarpolitik. Wir fordern: Space for Nature, Money for Nature und Change for Nature. Mehr →
Kaum ein Vogel symbolisiert die Liebe so sehr wie die Turteltaube. „Turteltäubchen“ ist ein gebräuchliches Kosewort für Verliebte. Außerdem steht die Turteltaube für Glück, Liebe und Frieden. Häufig wurden sie auch wegen ihres schönen Gefieders gehalten oder dem Volksglauben, dass sie die Krankheiten der Menschen an sich ziehen würden und diese daraufhin gesunden.
Während die Turteltaube Anfang des 20. Jahrhunderts noch Bestandszuwächse verzeichnete und sich sogar weiter ausbreitete, gingen die Bestände seit den 1980er Jahren in Großbritannien und Frankreich um mehr als 50 Prozent zurück, in Deutschland in diesem Ausmaß seit zwanzig Jahren. Die vorher ungefährdete Turteltaube ist heute eine der am stärksten von Bestandsrückgängen betroffenen Vogelarten Europas. Sie übersprang 2015 auch auf der weltweiten Roten Liste die Vorwarnstufe und landete direkt in der Kategorie „gefährdet“.
Der europäische Turteltaubenbestand wird auf 3,2 bis 5,9 Millionen Brutpaare geschätzt (Stand 2015). Die mit Abstand größten Bestände gibt es noch in Spanien mit 41 Prozent, gefolgt von Frankreich und der Türkei. Doch in über der Hälfte der Länder Europas nimmt sie ab, in keinem einzigen zu. Großbritannien ist mit einem Verlust von 93 Prozent in nur 40 Jahren nahezu Turteltauben-frei.
In Deutschland ist die Turteltaubenpopulation von 1980 bis 2016 um 89 Prozent auf einen Rest von etwa 16.500 Brutpaaren geschrumpft. In vielen Gebieten, vor allem im Nordosten Deutschlands, die um 1980 noch besiedelt waren, gibt es gar keine Turteltauben mehr.
Was der kleinen Taube fehlt, sind geeignete Lebensräume wie strukturreiche Wald- und Feldränder. Besonders durch die industrielle Landwirtschaft haben sich die Bedingungen für die Turteltaube verschlechtert. Denn die kleine Taube ernährt sich ausschließlich pflanzlich und dabei hauptsächlich von feinen Samen. Durch den Einsatz von Herbiziden, durch effektive Saatgutreinigung und weitere Maßnahmen zur Reduktion von „Unkräutern“ gehen viele Ackerkräuter verloren und somit auch die Samen, die die Taube als Nahrung für sich und ihren Nachwuchs braucht.
In vielen Gebieten gibt es durch den Verlust von Feldgehölzen außerdem zu wenig geeignete Brutmöglichkeiten. Und auch Kleingewässer werden in unserer Landschaft immer seltener. Die sind wichtig für die Taube, denn sie muss jeden Tag trinken und benötigt hierfür Wasserstellen.
Außerhalb des Brutgebiets ist die Turteltaube ebenfalls bedroht. Als einzige Langstreckenzieherin unter unseren Tauben verbringt sie ihren Winter in Afrika. Durch illegale und legale Jagd ist sie auf ihrem Zugweg jedoch massiv gefährdet.
Denn auch wenn die EU-Vogelschutzrichtlinie das wirksamste Rechtsinstrument zum Erhalt der Vogelbestände in Europa ist, erlaubt sie für 24 Vogelarten die Jagd in der gesamten EU und nach Artikel 7 für weitere 58 in einigen Ländern. Die Turteltaube gehört leider dazu. Sie darf in zehn EU-Staaten gejagt werden. Die Mitgliedstaaten mit einer solchen Lizenz müssten dabei eigentlich sicherstellen, dass die Art selbst und Schutzbemühungen für sie nicht gefährdet werden. Dennoch kommen in der EU jährlich mindestens 1,4 bis 2,2 Millionen Turteltauben zum Abschuss. Die offensichtlich viel zu hohen Quoten sind ein gravierendes Defizit der ansonsten guten Vogelschutzrichtlinie. In Österreich und Frankreich darf sogar bis in die Brutperiode hinein gejagt werden. Besonders dramatisch für die Bestandsentwicklung ist die Jagd auf dem Frühjahrszug, denn sie trifft Vögel, die den Winter überlebt haben und bald brüten würden.
Zum Schutz der Taube ist es notwendig, den Anteil an Hecken, Brachen und Kleingewässern in der Landschaft zu erhöhen. Zum einen braucht sie genügend Brachen mit einer entsprechenden Anzahl an Wildkräutern, die als Futter für die erwachsenen Tauben zur Verfügung stehen. Auch die Förderung von Feldgehölzen in der Landschaft hilft der Taube, da sie hier gute Brutplätze findet. Am Beispiel der Turteltaube zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig eine kleinstrukturierte Landschaft mit einer Vernetzung von Waldrändern, kleinen Gewässern und artenreichen Brachen ist.
Der NABU will, dass die europäische Landwirtschaft natur- und umweltverträglicher wird. Das bedeutet, dass auch der Artenvielfalt endlich Priorität eingeräumt werden muss. Deshalb fordern wir in unserer Agrarkampagne, dass in der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verschiedene Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Auf jedem Betrieb sollen zukünftig zehn Prozent der Fläche als „Space for Nature“ zur Verfügung stehen. Auf diesen Flächen können sich zum Beispiel Brachen entwickeln oder mehrjährige Blühstreifen angelegt werden. Besonders mehrjährige Maßnahmen, die mit Geldern aus der sogenannten „Zweiten Säule“ finanziert werden, spielen hier eine wichtige Rolle, da sie langfristige Nahrungsangebote und Lebensräume schaffen. Auch für die Turteltaube können solche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.
Wenn wir in Deutschland eine Fläche von ungefähr 178.700 bis 357.400 Hektar turteltaubenfreundlich gestalten würden, könnten die Bestände der Turteltaube wieder ansteigen. Turteltaubenfreundlich bedeutet: eine kleinstrukturierte Landschaft mit einer Mischung aus krautreicher Vegetation, Feldgehölzen und Kleingewässern. Dafür benötigen wir passende Agrarumweltmaßnahmen, die die Anlage von Schonstreifen mit einer angepassten Saatgutmischung gezielt fördern. Deutschland und auch die Bundesländer könnten eine solche oder ähnliche Maßnahme in die Strategiepläne zur Umsetzung der GAP aufnehmen und hierfür einen attraktiven Fördersatz anbieten. Davon würden nicht nur die Turteltaube, sondern auch viele andere Feldvogelarten profitieren. Der hohe Anteil an offenen Bodenflächen käme auch vielen bodenlebenden Wildbienenarten, solitären Wespen, Ameisen und Laufkäfern zugute.
Und auch die nationale Agrarpolitik ist gefragt. Im Zuge der nationalen Ackerbaustrategie sollten die Fruchtfolgen erweitert werden. Es gilt, wieder mehr Kulturen, wie zum Beispiel Leguminosen, in die Fruchtfolge einzubauen. Auch der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden muss reduziert werden. Langfristig könnten sich dadurch wieder mehr Kräuter und Blühpflanzen in den Äckern und an den Ackerrainen ansiedeln.
Um den Zug der Turteltaube in die Überwinterungsgebiete zu verfolgen und mehr über die Gefahren auf diesem Weg zu herauszufinden, hat der NABU gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen 2019 ein Besenderungsprojekt gestartet. In unserem Turteltauben-Blog kann die spannende Reise von Francesco, Melanie und Cyril in Echtzeit verfolgt werden.
Darüber hinaus engagiert sich der NABU schon seit vielen Jahren gegen die Zugvogeljagd. Am 14. Februar 2020 übergab der NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger nach der Aktion „Jagdstopp für Turteltauben“mehr als 75.000 Unterschriften von vogelschutzbewegten Menschen an Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit dem dringenden Appell, sich auf europäischer Ebene energischer für einen Jagdstopp einzusetzen.
Im Kampf gegen die Turteltauben-Jagd in der EU gibt es mittlerweile erste Erfolge: Gegen Spanien und Frankreich wurde bereits im Juli 2019 ein EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen des schlechten Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Die Jagdquote wurde daraufhin in Frankreich erstmalig von 90.000 auf 18.000 reduziert. Gegen vier weitere EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor – und das, obwohl auf einem Treffen aller Mitgliedsstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet wurde.
Das Verbreitungsgebiet der Turteltaube erstreckt sich im Westen von den Kanarischen Inseln bis nach Nordwestchina und Afghanistan im Osten. Europa besiedelt sie vom Süden Finnlands, Dänemarks und Großbritannien flächendeckend bis nach Nordafrika und zur arabischen Halbinsel. Ihr Überwinterungsgebiet erstreckt sich über die gesamte Sahelzone von Mauretanien bis Äthiopien. Turteltauben verbringen zwischen Mai und September etwa die Hälfte des Jahres in Europa.
Mit ihren 26 bis 28 Zentimetern Körperlänge ist die Turteltaube kaum größer als eine Amsel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nicht. Die Flügelspannweite beträgt 47 bis 53 Zentimeter und die Vögel wiegen nur 100 bis 180 Gramm. Die geschlossenen Flügeldecken sind schwarz gefleckt auf rostgelbem Grund und der Kopf ist grau. Am Übergang zur rosafarbenen Brust zeigen sich vier markante schwarze Streifen auf einem weißen Halsfleck. Der aufgefächerte dunkle Schwanz zeigt im Flug einen breiten weißen Rand.
Die Turteltaube ist recht scheu und hält sich meist in Bäumen auf. Ihre Nahrung sucht sie fast immer am Boden, auch gern in Gruppen mit anderen Tauben. Im Flug ist sie sehr wendig, bei ihren Balzflügen fliegt sie in hohen Bögen. Auf dem Herbstzug ist die Turteltube fast immer in der Nacht unterwegs.
Die schnurrenden „turrr“-Laute wiederholt die Turteltaube mehrfach, und auch die Weibchen „singen“. Bei Erregung gibt sie einen kurzen Laut ähnlich dem Lösen eines Sektkorkens von sich.
Die Turteltaube lebt fast ausschließlich pflanzlich. Im Brutgebiet frisst sie Samen von diversen Kräutern, Blumen und Gräsern, gern auch Ulmen- und Kiefernsamen am Boden. Ihre Jungen füttert sie wie alle Tauben mit einer Kropfmilch. Die Turteltaube muss täglich trinken.
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