Neue Agrarpolitik JETZT! Unsere Forderungen für die Agrarwende
Um das Artensterben in der Agrarlandschaft zu stoppen, brauchen wir dringend eine neue EU-Agrarpolitik. Wir fordern: Space for Nature, Money for Nature und Change for Nature. Mehr →
Den Hamster kennen die meisten Menschen nur als Haustier. Der bekannte Goldhamster etwa stammt ursprünglich aus Syrien. Es gibt aber auch bei uns eine wildlebende Hamsterart: den Feldhamster. Allerdings ist dieser mittlerweile so selten geworden, dass nur wenige von ihm wissen.
Hamster legen für den Winter Nahrungsvorräte an – sie „hamstern“. Bis zu 50 Gramm können sie auf einmal in ihren sehr dehnbaren Backentaschen transportieren. Das entspricht ungefähr zehn Prozent ihres Körpergewichts. Bei einem 75 Kilogramm schweren Menschen wären das analog 7,5 Kilogramm!
Um über den Winter zu kommen, tragen sie in der Regel rund fünf Kilogramm Nahrung zusammen, vorliegend Getreide. Davon benötigen sie zwar oft nur die Hälfte, haben so aber noch Puffer, um auch in extremen Jahren zu überleben. Hamstern liegt es in den Genen, möglichst viele Vorräte zu sammeln. Es wurden auch schon Tiere beobachtet, die 50 Kilogramm Vorräte angelegt haben!
Von menschlichem „Hamstern“ sprach man im übertragenen Sinn verstärkt nach den Weltkriegen. Um nicht hungern zu müssen, fuhren viele Städter damals zu den Bauern aufs Land, um Kartoffeln, Eier oder Speck einzutauschen, zu verdienen oder zu erbetteln.
In Extremsituationen wie jetzt in der Corona-Krise neigen viele Menschen nach wie vor zum Hamstern. Oft handelt es sich dabei um eine Übersprungshandlung aufgrund der Verunsicherung. Durch das mitunter irrationale Hamstern scheint man die Kontrolle wieder zu erlangen. Hinzu kommt ein Herdentrieb. Wer andere beim Hamstern beobachtet und viele leere Regale sieht, kauft sicherheitshalber auch viel ein.
Nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster leben in Deutschland. Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht und hat daher einen Platz weit oben auf der Roten Liste. In vielen Bundesländern ist er bereits ausgestorben. Dabei war der Feldhamster bis in die 1970er-Jahre noch häufig. Er galt in der Landwirtschaft sogar als Schädling und wurde deshalb systematisch vergiftet.
Dass der Feldhamster in West- und Mitteleuropa kaum noch vorkommt, ist seit längerem bekannt. Deshalb ist er in der EU streng geschützt.
Bisher hatten die Expert*innen angenommen, dass es in Osteuropa und Russland noch genügend Tiere gibt. Das ist laut eines neuen Berichts der Weltnaturschutzunion (IUCN) aber offenbar völlig falsch: Aktuell ist der Feldhamster in seinem gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht.
Heute ist die größte Bedrohung für den Feldhamster die Intensivierung der Landwirtschaft. Problematisch ist etwa die immer effektivere Getreideernte. Weil kaum mehr Getreidekörner auf der Fläche zurückbleiben, hat es der Feldhamster schwer, genügend Vorräte für den Winter einzusammeln. Auch wenn Stoppelfelder früh umgebrochen werden, gefährdet das den Lebensraum des Feldhamsters.
Auf großen, monotonen Feldern fehlt es dem Feldhamster an Verstecken und an Stellen, wo er seine Baue graben kann. Zudem findet er hier durch die geringe Pflanzenvielfalt nur eine sehr einseitige Nahrung. Der Mangel an Nährstoffen führt dazu, dass er immer weniger Junge erfolgreich aufziehen kann.
Zum Schutz des Feldhamsters sind besonders extensive Äcker mit doppeltem Reihenabstand, also mit luftig stehendem Getreide, sinnvoll. Pestizide sollten hier gar nicht, Dünger nur reduziert eingesetzt werden. Verbleibt dann noch zumindest ein Teil der Ernte auf dem Feld, findet der Hamster genug Getreide, um seinen Wintervorrat anzulegen.
Hilfreich ist auch, Stoppeläcker erst spät zu bearbeiten und mit Brachen und artenreichen Feldsäumen Rückzugsräume zu schaffen. Einige Bundesländer wie Niedersachsen fördern Hilfsangebote für den Feldhamster als Agrarumweltmaßnahme.
Um den Feldhamster zu schützen, müssen die Landwirt*innen vor Ort wissen, wo genau die Hamsterbaue zu finden sind. Daher helfen beispielsweise Freiwillige der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker in Niedersachen bei der Suche nach Hamsterbauen. In Sachsen arbeitet der NABU aktiv in einer Stiftung zum Schutz des Feldhamsters mit und auch der NABU in Nordrhein-Westfalen engagiert sich für den Feldhamster.
Mindestens genauso wichtig wie dieses Engagement vor Ort, ist der NABU-Einsatz für eine naturverträglichere Agrarpolitik in Europa. Der NABU will, dass die europäische Landwirtschaft natur- und umweltverträglicher wird. Das bedeutet, dass auch der Artenvielfalt endlich Priorität eingeräumt werden muss.
Deshalb fordern wir mit „Space for Nature“ in unserer Agrarkampagne, dass auf jedem Betrieb zehn Prozent der Fläche aus der Produktion genommen und wieder für die Natur freigegeben werden sollen. Auf diesen Flächen können sich zum Beispiel Brachen entwickeln oder mehrjährige Blühstreifen angelegt werden.
Das würde dem Feldhamster helfen. Und nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten.
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) gehört zu den Nagetieren. Er wird auch Europäischer Hamster genannt.
Feldhamster leben in struktur- und artenreichen Ackerlandschaften. Sie brauchen genug Deckung, um sicher unterwegs sein zu können. Ihr Aktionsraum ist mit bis zu 2,5 Hektar eher klein – Feldhamster sind standorttreue Tiere.
Neben ausreichend Nahrung und Deckung ist für den Feldhamster vor allem die Bodenbeschaffenheit von entscheidender Bedeutung. Um seine weitverzweigten, bis zu zwei Meter tiefen Baue graben zu können, braucht der Feldhamster tiefgründige Böden. Optimal sind Löss- und Lehmböden mit niedrigem Grundwasserspiegel. Dieser sollte mindestens 1,2 Meter unter der Erdoberfläche liegen – sonst läuft der Bau voller Wasser.
Größere Vorkommen an Feldhamstern gibt es nur noch in der Mitte Deutschlands, nämlich in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. In West- und Süddeutschland – in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern – sind lediglich kleinere lokale Populationen erhalten.
Feldhamster werden etwa so groß wie Meerschweinchen. Sie haben einen schwarzen Bauch, ein rostbraunes Rückenfell und weiße Flecken an Kopf und Seiten. Damit zählen sie zu den buntesten Säugetieren Europas. Es gibt allerdings auch ausgefallenere Farbvarianten, etwa komplett schwarze Tiere, bei denen lediglich Pfoten und Nase weiß sind.
Von Oktober bis einschließlich März halten Feldhamster Winterschlaf. Alle fünf bis 14 Tage wachen sie auf und müssen dann etwas fressen – daher ist es für Feldhamster so wichtig, ausreichend Vorräte anzulegen. Nachwuchs bekommen sie Ende Mai bis Mitte Juni.
Auf dem Speiseplan des Feldhamsters stehen Feldpflanzen aller Art. Daneben erbeuten sie aber auch kleine Tiere wie Insekten und Regenwürmer. Im Juli beginnen sie damit, Vorräte für den Winter anzulegen. Sie „hamstern“ Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte sowie Stücke von Rüben und Kartoffeln. Um einen Winter überstehen zu können, benötigt ein Feldhamster ein bis zwei Kilogramm Nahrung.
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