Neue Agrarpolitik JETZT! Unsere Forderungen für die Agrarwende
Um das Artensterben in der Agrarlandschaft zu stoppen, brauchen wir dringend eine neue EU-Agrarpolitik. Wir fordern: Space for Nature, Money for Nature und Change for Nature. Mehr →
Im Frühjahr wenn die Krokusse und Weidenkätzchen blühen, sind Hummeln – die zur Familie der Echten Bienen gehören – oft die ersten Insekten, die den Beginn der wärmeren Jahreszeit einläuten . Brummend fliegen sie bei ihrer Nahrungssuche von Blüte zu Blüte und tragen zur Bestäubung bei, indem sie den Pollen von einer Pflanze zur nächsten transportieren.
Fast 80 Prozent der Wild- und Nutzpflanzen in Deutschland sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Ohne Insekten würden die blühenden Pflanzen aus der Landschaft verschwinden und auch viele Nahrungsmittel, wie Obst und Gemüse, aber auch Raps zur Ölgewinnung oder Leguminosen, wie Erbsen oder Bohnen, gäbe es nicht mehr. Der ökonomische Wert der Bestäubung beläuft sich schätzungsweise 3,8 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland (Stand 2020).
Darüber hinaus sind Insekten für die Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenresten oder auch toten Tierbestandteilen zuständig und sorgen somit dafür, dass Böden fruchtbar bleiben. Viele andere Tiere, wie Vögel oder Fledermäuse , sind auf Insekten als Nahrung angewiesen. Wenn die Insekten sterben, geht auch die Anzahl der Vögel und anderer Tiere zurück.
Auch wenn die Erdhummeln noch häufig sind, geht die Anzahl der Wildbienen und der Insekten insgesamt zurück. So sind von den 560 bekannten Wildbienenarten 50 Prozent gefährdet oder bereits ausgestorben.
Nicht nur die Familie der Bienen, auch die gesamte Klasse der Insekten ist bedroht. Den dramatischen Insektenschwund bezweifelt mittlerweile niemand mehr. Dabei steht dieses Thema noch gar nicht so lange im Mittelpunkt. Denn erst 2017 wurde die Öffentlichkeit durch eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld auf das Insektensterben aufmerksam. Dieser hatte jahrzehntelang an verschiedenen Standorten Insekten gezählt und gefangene Insekten gewogen. Die alarmierende Meldung: Zwischen 1989 und 2013 verzeichneten die Insektenforscher*innen bei Fluginsekten einen Biomasse-Rückgang von 80 Prozent! In den vergangenen Jahren bestätigten mehrere Studien den Insektenschwund immer wieder.
Alleine in den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Insekten über Wiesen und Weiden um ein Drittel zurückgegangen.
Einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der Insekten ist der Verlust von Blumen und Blüten in der Landschaft. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit dem Einsatz von Herbiziden – also „Unkraut“-vernichtungsmitteln – wird die Anzahl der Nahrungspflanzen für Insekten in den Ackerflächen drastisch verringert. Blühten früher noch Kornblumen und Klatschmohn in den Getreidefeldern, so findet man heute im inneren Bereich der Ackerflächen meist keine Kräuter mehr. Und den Insekten fehlt schlicht die Nahrung.
Insektizide – also Insektenvernichtungsmittel – hingegen töten Insekten direkt und wirken häufig auch auf Arten, wie Wildbienen, die eigentlich nicht getötet werden sollen. Auch die hohen Düngermengen sorgen dafür, dass Kräuter von stickstoffliebenden Gräsern verdrängt werden. Insgesamt führt auch der Verlust an Hecken, Ackerrainen und Randstrukturen dazu, dass die Insekten immer weniger Nahrung und geeignete Überwinterungsplätze finden.
Auch die zunehmende Intensivierung der Grünlandnutzung mit hohen Düngergaben und dem häufigen Schnitt von Wiesen hat zur Folge, dass es auf diesen Flächen kaum noch blütende Kräuter gibt und im besten Fall noch Löwenzahn für bunte Tupfer auf den Flächen sorgt. Auf intensiv bewirtschafteten Wiesen mit wenigen Grasarten können nur wenige Insekten leben.
Besonders große Arten wie Hummeln leiden unter dem Rückgang der Blütenpflanzen. Aus diesem Grund sind die Hummelindividuen in den letzten 200 Jahren auch immer kleiner geworden.
Damit die Anzahl der Wildbienen und Insekten wieder zunimmt, muss das Blütenangebot in der Landschaft steigen. Neben Blühflächen sollte es vor allem Brachen mit einem lockeren Bestand an Pflanzen geben, in dem die Insekten Nahrung, aber auch Brutplätze finden. Gerade viele Wildbienen benötigen lockere und warme Böden, in denen sich ihre Nachkommen entwickeln können.
Da viele Insekten sehr eng an eine spezielle Futterpflanze als Nahrungsgrundlage gebunden sind, ist es besonders wichtig, die Pflanzen zu fördern, die natürlicherweise an einem Standort vorkommen. Auch eine extensive Wiesennutzung oder Altgrasstreifen, die bei der Mahd wechselweise stehen gelassen werden, helfen den Insekten.
Der NABU will, dass die europäische Landwirtschaft natur- und umweltverträglicher wird. Das bedeutet, dass auch der Artenvielfalt endlich Priorität eingeräumt werden muss. Deshalb fordern wir mit „Space for Nature“ in unserer Agrarkampagne, dass auf jedem Betrieb zehn Prozent der Fläche aus der Produktion genommen werden und wieder für die Natur freigegeben werden sollen. Auf diesen Flächen können sich zum Beispiel Brachen entwickeln oder mehrjährige Blühstreifen angelegt werden. Und Insekten würden wieder Nahrung und Lebensraum finden.
Außerdem fordert der NABU, dass im Zuge der Ackerbaustrategie die Fruchtfolge verbreitert – also vielfältiger – wird und die Düngung reduziert wird. Auch Leguminosen wie Erbsen oder Bohnen als Teil der Fruchtfolge sind sinnvoll für Wildbienen, besonders Hummeln würden davon profitieren. Eine Reduktion der Düngung führt dazu, dass sich langfristig wieder mehr Kräuter auf Ackerrainen und Blühflächen ansiedeln.
Mit seinen vielen Gruppen vor Ort sorgt der NABU für den Schutz arten- und blütenreicher Lebensräume , wie Trockenrasen, die vielen Insekten eine Heimat bieten.
Vor allem die Dunkle Erdhummel kommt in Europa häufig vor. Sie bevorzugt offene Lebensräume aller Art und ist auch in lichten Wäldern anzutreffen. Mit bis zu 600 Individuen in einem Nest erreicht sie die größten Volksstärken unter den heimischen Hummelarten. Die Nester werden meist unterirdisch gebaut, gerne in verlassenen Mäusenestern. Dank ihres kräftigen Körperbaus mit starken Muskeln und ihrer dichten pelzigen Behaarung können Hummeln auch die kühleren Regionen besiedeln und schon früh im Jahr bei einstelligen Temperaturen unterwegs sein.
Die Dunkle und die Helle Erdhummel zählen zu den häufigsten Arten in Mitteleuropa. Beide Arten sind schwarz, haben ein weißes Hinterleibsende und zwei charakteristische gelbe Querbinden: eine auf dem zweiten Hinterleibssegment und eine auf dem ersten Brustsegment. Bei den Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) sind die Querstreifen meist dunkler als bei der Hellen Erdhummel (Bombus lucorum). Es bedarf einiger Übung, um beide richtig unterscheiden zu können.
Erdhummeln sind schwarz behaart und vor allem an ihren gelben Binden gut zu erkennen. Diese sind bei der Dunklen Erdhummel dunkelgelb und bei der selteneren Hellen Erdhummel zitronen- bis weißgelb gefärbt. Die letzten beiden Segmente ihres Hinterleibs sind weiß. Erdhummeln zählen zu den Kurzrüsslern, bei der Dunklen Erdhummel ist der Rüssel nur etwa halb solang wie ihr Körper. Männliche Dunkle Erdhummeln erreichen eine Körperlänge von bis zu 17 Millimetern, Arbeiterinnen werden bis zu 16 Millimeter lang und Königinnen bis 23 Millimetern.
Erdhummeln sind reine Vegetarierinnen und ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Sie zählen zu den wichtigsten Bestäuberinsekten. Sie sind nicht sehr wählerisch und nutzen für ihre Ernährung eine große Vielzahl von Blüten, darunter unter anderem Rotklee, Rote und Schwarze Johannisbeere, Stachelbeere, Brombeere, Himbeere, Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge, Pflaume, Mirabelle und Tomate, um nur einige zu nennen. Bei den Tomaten sitzen die Pollenkörner ziemlich fest in Kapseln. Da passt es gut, dass sich die Erdhummeln an der Blüte festbeißen und ihre Muskeln so stark vibrieren, dass sie die Pollen herausschütteln (Vibrationsbestäubung).
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