Mitmachen beim Insektensommer!
Eine Stunde Insekten beobachten und zählen
Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der „Insektensommer“. Mehr →
Den dramatischen Insektenschwund bezweifelt mittlerweile niemand mehr. Dabei steht dieses Thema noch gar nicht so lange im Mittelpunkt. Denn erst 2017 wurde die Öffentlichkeit durch eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld auf das Insektensterben aufmerksam. Dieser hatte jahrzehntelang an verschiedenen Standorten Insekten gezählt und gefangene Insekten gewogen. Die alarmierende Meldung: Zwischen 1989 und 2013 verzeichneten die Insektenforscher*innen bei Fluginsekten einen Biomasse-Rückgang von 80 Prozent! Seitdem ist das Thema in aller Munde, immer mehr Studien werden bekannt.
Und nicht nur die Anzahl an Insekten nimmt dramatisch ab. Auch die Insektenvielfalt ist massiv gefährdet. Die Roten Listen des Bundesamtes für Naturschutz zeigen, dass etwa 30 Prozent der Insektenarten in Deutschland bedroht oder bereits ausgestorben sind. Das sind bei 33.000 Arten also knapp 10.000 Arten.
Besonders bei den Schmetterlingen ist der Verlust der Arten spürbar und offensichtlich. Auf den roten Listen standen 2009 über 30 Prozent aller Schmetterlingsarten. In den meisten Gärten finden sich nur noch die sehr häufig vorkommenden Weißlinge oder Tagpfauenaugen. Noch schlechter sieht es bei den Wildbienen aus. Von den 560 Arten in Deutschland stehen etwa 50 Prozent auf der Roten Liste. Bei den Wasserkäfern gelten sogar über 85 Prozent als bedroht.
Zuletzt warnte der Weltbiodiversitätsrat IPBES in seinem Abschlussbericht 2019 vor einem dramatischen Verlust von bis zu einer Million Arten, darunter auch viele Insektenarten, in den nächsten Jahrzehnten. 150 führende Wissenschaftler aus 50 Staaten hatten für den IPBES-Bericht drei Jahre lang nahezu 15.000 Studien ausgewertet.
Fast jeder bemerkt den Rückgang der Schmetterlinge im Sommer, aber auch die Abnahme von Mücken und anderen Arten ist spürbar. Und auch wenn ein Rückgang von uns lästigen Insekten auf den ersten Blick erfreulich scheint, für unsere Ökosysteme ist der Insektenschwund ein gravierendes Problem. Denn Insekten dienen nicht nur als Nahrungsgrundlage für viele andere Arten wie Vögel, Frösche oder Fledermäuse, sondern sie erbringen noch viele weitere Leistungen, die für uns Menschen nützlich oder auch lebensnotwendig sind.
Rund 80 Prozent unserer Wild- und Kulturpflanzenarten sind von der Insektenbestäubung abhängig. Es sind vor allem die Wildbienen, die einen großen Teil der Bestäubung effektiv erledigen. Wenn man diese Leistung einmal ökonomisch bewertet, kommt man auf einen Gegenwert von etwa 3,8 Milliarden Euro allein in Deutschland (Stand 2020).
Darüber hinaus sorgen Insekten für fruchtbare Böden, in dem sie abgestorbenes Material zersetzen und letztlich zu Humus verarbeiten. Und auch die Selbstreinigung von Gewässern hängt entscheidend von der Insektenaktivität ab. Außerdem spielen Insekten eine wichtige Rolle bei der Kontrolle „Schädlings“-Populationen. Denn nur mit einem ausgeglichenem Ökosystem, in dem auch räuberische Insekten vorkommen, nehmen keine Arten überhand, die Schaden anrichten können.
Die Gründe für den Insektenschwund sind vielfältig. Jedoch spielt die Verschlechterung des Lebensraums durch die Intensivierung der Landwirtschaft eine Hauptrolle. In immer größeren Feldern ohne Ackerwildkräuter finden viele Insekten keine Nahrung mehr. Durch das Verschwinden von Strukturelementen wie Hecken, Feldrainen und blütenreichen Böschungen gehen Lebensräume für zahlreiche Arten verloren.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ist ein weiterer wichtiger Faktor. Herbizide, also Unkrautbekämpfungsmittel, vernichten Kräuter im Acker und somit auch die Nahrungsgrundlage für viele pflanzenfressende Insekten. Durch den Einsatz von Insektiziden werden Insekten direkt getötet.
Auch die großen Düngermengen tragen indirekt zum Insektenschwund bei. Durch ein Übermaß an Düngung werden Böden und Gewässer immer nährstoffreicher, einige wenige stickstoffliebende Arten wie Gräser und Brennnesseln sind im Vorteil und verdrängen die Arten, die auf nährstoffarme Standorte angewiesen sind. Mit den Pflanzenarten verschwinden auch die an sie angepassten Insekten.
Die dramatische Abnahme der Insekten bedroht unsere Ökosysteme, die ohne die enormen Leistungen der kleinen Sechsbeiner nicht funktionieren können. Deshalb ist es jetzt höchste Zeit, etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen. Neben anderen Maßnahmen für mehr Insektenschutz brauchen wir insbesondere ein grundlegendes Umsteuern hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft.
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