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Artenschutz beim konventionellen Obstbau
NABU Bonn, Obstbauer und REWE sorgen für mehr Artenvielfalt
Im Obstbaugebiet südlich von Bonn blühen Wildblumen wie Wiesen-Schafgarbe, Kornblume, Johanniskraut, Acker-Witwenblume und Wilde Möhre, aber auch Nutzpflanzen wie Ringelblume, Koriander, Borretsch und Sonnenblume. Allesamt bilden sie eine wichtige Nahrungsgrundlage für unzählige Insekten.
An mehreren Standorten stehen Nistkästen für Turmfalken und Schleiereulen. Totholz- und Steinhaufen bieten einen Lebensraum für Amphibien, Reptilien oder Kleinsäuger. Das gemeinsam vom NABU und der REWE Group initiierte Pro-Planet-Apfelprojekt macht dies möglich. Daran beteiligt ist auch der NABU Bonn, der seit 2011 eines von bundesweit elf Pro-Planet-Obstanbaugebieten betreut. Im Rahmen des Labels „PRO PLANET“ prüft und kennzeichnet die REWE Group Produkte, die Umwelt und Gesellschaft während ihrer Herstellung, Verarbeitung oder Verwendung deutlich weniger belasten und einen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen leisten. In den Obstbaugebieten heißt das, dass die Landwirte gemeinsam mit dem NABU Maßnahmen für die Artenvielfalt umsetzen.
Wer einmal eine Obstplantage besucht hat, der weiß, dass dort die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf ein Minimum eingeschränkt wurde. Außer akkurat in Reih und Glied angeordneten Apfel- oder Birnbäumen ist weit und breit nichts zu sehen. Grund dafür sind zum Beispiel die auf maximalen Ertrag ausgerichteten Produktionsbedingungen, die wenig Freiflächen oder einen verstärkten Pestizideinsatz erfordern.
Gemeinsam mit 35 Obstbauern, dem Obstbauvertrieb Krings und der Vermarktungsorganisation Landgard will der NABU Bonn das ändern und hat bereits eine Vielzahl praktischer Maßnahmen umgesetzt. „2016 haben wir Nistkästen für Feldsperlinge und Schleiereulen aufgestellt, aber auch Totholzhaufen angelegt, Wildrosen gepflanzt und mehrere Blühstreifen ausgesät. In den vergangenen Jahren haben wir zum Beispiel 58 Turmfalkenkästen aufgestellt und damit mittlerweile sehr guten Erfolg erzielt“, erzählt Monika Hachtel, die das Projekt für den NABU Bonn betreut. In der Saison 2016 waren 14 von 57 Kästen mit insgesamt 51 flüggen Falken belegt. Das erfreut nicht nur den Naturschützer, sondern auch die Obstbauern – schließlich fressen die Turmfalken die Mäuse weg, die oft zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Dazu kommen knapp acht Hektar Blühstreifen, welche die Landwirte rund um die Plantagen ausgebracht haben und pflegen.
Heimisches Saatgut
Für die heimischen Pflanzenarten in den Blühstreifen und Blumenwiesen verwendet der NABU Bonn Regiosaatgut. Das kommt entweder direkt von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft oder wird bei den Spezialisten für heimische Mischungen der Firma Rieger-Hoffmann bestellt. Nur die Nutzpflanzen wie Ringelblumen sind nicht regional. Bei der Auswahl wird aber darauf geachtet, dass sie einen Mehrwert für Vögel und Insekten haben. Die Kosten für das recht teure heimische Saatgut übernimmt die REWE Group, ebenso wie für die Nistkästen und Infoschilder. „So ein Nistkasten für Eulen oder Falken kostet mit Zubehör um die 130 Euro, daher sind die Landwirte natürlich froh, dass sie bei den Maßnahmen durch die REWE Group finanziell unterstützt werden“, sagt Hachtel.
Doch bringt dies wirklich etwas für den Naturschutz, wenn die Landwirte weiterhin Pestizide benutzen dürfen? „Von den Maßnahmen profitieren beide. Die Blühstreifen locken Bienen und andere Bestäuber an, die im Obstbau essenziell für eine gute Ernte sind. Und das finden auch die Landwirte gut“, so Hachtel. Außerdem bringen die Bauern Insektizide oft in der Dunkelheit aus, wenn die Bienen nicht aktiv sind, und die Düsen werden gezielt auf die Bäume ausgerichtet. „Es ist toll, dass durch das Projekt die Blühstreifen angelegt werden. Nicht allen Bauern geht es ja wirtschaftlich wirklich gut, das heißt, wir freuen uns, wenn sie bereit sind, für den Naturschutz auf etwas Anbaufläche und damit bares Geld zu verzichten.“
Heute würden die Bauern von allen Seiten mit Umweltauflagen oder Projekten konfrontiert, doch die Anbaueinstellung habe sich in den vergangenen zehn Jahren auch verändert: „Die jungen Betriebsleiter gehören zu einer anderen Generation, die lassen jetzt gern mal einen Streifen liegen. Sie wollen der Bevölkerung damit auch zeigen, dass die Bereitschaft da ist, etwas zu verändern“, sagt Karl-Günther Schmitz von der Vermarktungsorganisation Landgard. „Mir macht es sehr viel Spaß, das Projekt zu koordinieren.“ Mittlerweile kämen die Obstbauern von sich aus auf Landgard zu, um Ideen mit dem NABU umzusetzen. Dennoch stehen die Erzeugerbetriebe vor großen Herausforderungen, denn der Preisdruck sei enorm. „Es liegt am Verbraucher, ob er bereit ist, für regionale, mit Rücksicht auf die Umwelt produzierte Ware einen entsprechenden Preis zu zahlen, auch wenn regional momentan im Trend liegt“, so Schmitz.
Über PRO PLANET
Mit dem PRO PLANET-Label der REWE Group werden Produkte gekennzeichnet, die ökologisch und sozial nachhaltiger produziert worden sind und erhöhten Tierwohlstandards entsprechen. Die Vergabe des PRO PLANET-Labels erfolgt im Rahmen eines komplexen Prozesses, der durch einen unabhängigen Fachbeirat begleitet wird. Diese erteilen auch am Ende die Freigabe, auf Grund derer dann Produkte das Label tragen dürfen. Bereits während der Entwicklung dieses Prozesses hat die REWE Group verschiedene externe Experten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eingebunden.
Wichtig sei zudem, dass der Verbraucher zugunsten des Naturschutzes auch weniger perfekte Produkte akzeptieren müsse, ergänzt Hachtel. „Schon der kleinste Makel, zum Beispiel von einem Insekteneinstich oder ein bisschen Schorf durch Hagelschaden, führt dazu, dass der Apfel nicht gekauft wird, sodass der Druck, viele Insektizide einzusetzen und Hagelschutznetze aufzubauen, vom Konsumenten und vom Lebensmitteleinzelhandel kommt“, so Hachtel.
Die Zusammenarbeit mit den Obstbauern laufe insgesamt sehr gut. Was Monika Hachtel persönlich toll findet: „Die Bauern sind aufgrund ihres Berufes viel näher dran an der Natur als ein Großteil der Restbevölkerung. Sie wissen meist zuerst, welche Nistkästen schon besetzt sind.“
Nicole Flöper (Nh 4/16)
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