Familie Knöfel aus dem Edertal - Foto: Eva Trolp
Mit Unterstützung zum Ökohof
Familie Knöfel baut dank der ABBI-Initiative einen Stall für 6000 Bio-Legehennen
Alexandra und ich stehen auf einer großen Freifläche mit Kiesaufschüttung. Es regnet in Strömen. Wir sind umgeben von sattem Grün, Wiesen und Wäldern. Unsere Schuhe stehen im Schlamm und Snickers, eine Berner Sennenhündin, bellt, denn sie will wieder ins trockene Auto. Ich bin zu Besuch bei Familie Knöfel in Edertal-Anraff in Nordhessen, die einen Plan gefasst hat, und über die ich gerne berichten möchte. Alexandra Knöfel (32) hat sich gemeinsam mit ihrem Mann Jan (30) entschieden, den Landwirtschaftsbetrieb nicht mehr als Nebenerwerb, sondern als Haupterwerb anzugehen, und das auch noch als Bioland-Bauernhof. „In der Region eher selten", sagt Alexandra. "Von den 1748 landwirtschaftlichen Betrieben in der Region werden 594 im Haupterwerb geführt.“ Zur Familie gehören noch die drei Töchter Leonie (5), Franzi (3) und Svenja (16 Monate). Alexandra hat nach ihrem Studium der Agrarwirtschaft erst in der Industrie gearbeitet. 2007 hat sie den Hof von ihrem Großonkel übernommen und umgebaut. Jan, gelernter Landmaschinenmechaniker, bekam den elterlichen Ackerbau Betrieb in 2014 überschrieben. Alexandras Eltern sind auch Bauern, sie haben den konventionellen Milchviehbetrieb an ihren Sohn übergeben.
Wichtig war Alexandra: „Es sollte auf jeden Fall Bio sein.“. Und was ist nun genau geplant? Im Entstehen ist ein Hühnerstall für zweimal 3000 Legehennen. Der Neubau wäre allerdings nicht möglich gewesen, ohne die Alnatura Bio-Bauern-Initiative (kurz ABBI), die gemeinsam von Alnatura und dem NABU getragen wird. Bauern, die von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umstellen wollen, werden mit Fördergeldern unterstützt. Für die ABBI-Auszeichnung müssen sich die Anwärter bewerben. Eine Jury aus Fachleuten wählt dann die zukunftsträchtigsten Projekte aus. Die Begründung der ABBI-Jury zur Förderung von Knöfels Vorhaben lautet: „Die Kombination von Legehennenhaltung mit Imkerei und dem Anbau von Haselnüssen, Holunder und alten Obstsorten verspricht nicht nur eine vielfältige naturnahe Landnutzung sondern auch eine diverse Palette regional erzeugter Produkte.“
Doch bevor es losgehen konnte, war eine intensive Beratung notwendig. „Ich werde erst mal bei einem Imker mitlaufen, um zu lernen, was alles wichtig ist, bevor ich ein Bienenvolk auswähle“, erklärt Alexandra. Wolfgang Lübke vom NABU Edertal berät die Familie bei der Bepflanzung. Die Untere Naturschutzbehörde hat Wünsche geäußert, denn regionale Strauch- und Obstsorten sollen es sein. Im Herbst geht es mit dem Anbau richtig los.
„6000 Hennen sind die magische Grenze, von der man als Familie leben kann, das wurde uns seitens der Beratung von Bioland empfohlen“, so Alexandra. „In der Entscheidungsphase war für uns immer klar: wir wollen es mit den Bioland-Kriterien machen und darüber hinaus die Eier regional vermarkten.“ Die Hühner kommen von einem Ökohof, da Knöfels keine Elterntiere aus industriell geführten Unternehmen haben wollten. Im Oktober sollen die Hennen der Rasse „Lohmann Braun plus“ in den Stall mit Auslauffläche einziehen.
5,6 Quadratmeter pro Huhn stehen den Tieren zur Verfügung. Vorgabe sind vier Quadratmeter. Damit hat jedes Huhn mehr Platz zur Verfügung als eine Tischtennisplatte: „Glückliche Hühner, die jederzeit nach draußen können.“ Die Eier gehen zur Ei.Q. GmbH nach Leuderode, von dort werden Sie über tegut und Naturkostläden verkauft. Natürlich können Käufer die Eier auch direkt ab Hof erhalten, erzählt Alexandra. „Irgendwann würde ich auch gerne mit unseren Produkten einen Stand auf regionalen Märkten, wie Fritzlar, Bad Wildungen oder Edertal betreiben, da kaufen die Leute aus der Region gerne ein.“
Alexandra Knöfel freut sich auf die anstehenden Aufgaben. Schon bei der Anfahrt fällt die idyllische Gegend im Edertal auf, in der es viele kleine Höfe gibt, mit wenigen Hektar Land. „Ich merke, dass sich das Bewusstsein in der Region verändert, viele konventionelle Bauern sind interessiert an unserem Biobetrieb. Wir bewirtschaften jetzt schon 50 Hektar Acker nach den Bioland-Richtlinien und wir sind bemüht ein Öko-Beispiel zu sein, bei dem hoffentlich alles funktioniert obwohl man vor Fehlern nie sicher ist“, sagt Alexandra. Über die Größe würde bei konventionellen Betrieben eher gelacht, aber sie hätten viel Zuspruch erfahren. „Ich interessiere mich auch für das Konzept der solidarischen Landwirtschaft, aber bislang soll erst mal ein Schritt nach dem anderen erfolgen.“ Einen Schritt nach dem anderen, den setzen wir auch auf der mit Pfützen übersäten Baustelle. Schade, dass wir zur Stärkung noch keine Eier braten können.
Nicole Flöper (Nh 3/16)
Über ABBI
Das NABU-Projekt „Gemeinsam Boden gut machen“ hat das Ziel, die Biolandwirtschaft in Deutschland zu stärken. Landwirte, die von konventioneller zu biologischer Landwirtschaft wechseln wollen, erhalten hierbei finanzielle Starthilfe in Form des Förderpreises der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI). Jedes Jahr zwischen März und Ende Juni können sich Landwirte bewerben. Auf Grundlage der Bewerbungen gibt ein Fachgremium aus Landwirten und Ökologen eine Empfehlung an den ABBI-Beirat. Dieser unabhängige Beirat, bestehend aus Landwirten, Naturschutzexperten, Bio-Anbauverbänden, Alnatura-Kunden und Wirtschaftsexperten, entscheidet über die Preisträger und Fördersummen. Bislang sind 15 Betriebe aus sieben Bundesländern im Jahr 2016 mit dem Förderpreis ausgezeichnet worden. Die Fördersumme betrug insgesamt 430.000 Euro.
Mit dem Projekt „Gemeinsam Boden gut machen“ leistet der NABU zusammen mit Landwirt*innen und unterstützenden Firmen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, zur Verbesserung unserer Böden und zum Schutz der Artenvielfalt. Mehr →