Ökolandbau
Erhalt der Artenvielfalt und Beitrag zum Klimaschutz
Der Ökolandbau gilt als eine besonders umweltschonende Anbauform und nimmt eine zentrale Rolle in den Nachhaltigkeitszielen der Bundesregierung ein. Ein Ziel: 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis zum Jahr 2030 ökologisch zu bewirtschaften.
Derzeit macht der Ökolandbau jedoch nur etwa elf Prozent der Anbaufläche in Deutschland aus und spielt deshalb bislang immer noch eine eher untergeordnete Rolle im Agrarsystem. Daher unterstützt und fördert auch der NABU die Ausweitung des Ökolandbaus, beispielsweise durch Projekte wie „Gemeinsam Boden gut machen“.
Ökolandbau und Naturschutz
Der Ökolandbau hat viele positive Wirkungen auf Natur, Mensch und Tier: Neben dem Erhalt der Artenvielfalt leistet die ökologische Bewirtschaftungsform auch einen Beitrag zum Klimaschutz – um so wichtiger ist es, dass der Anteil des Ökolandbaus steigt.
Basisinfos zur ökologischen Bewirtschaftungsform
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher für den Artenrückgang in der Kulturlandschaft: Synthetische Stickstoffdünger, Pestizideinsatz, Flurbereinigungen, Drainagen und Verbesserungen in der Produktionstechnik haben zwar einerseits zu gewaltigen Ertragssteigerungen geführt. Die Nebenwirkungen der heute üblichen Landbewirtschaftung sind jedoch Belastungen von Boden, Wasser und Luft, ein Zerfall der historisch gewachsenen Kulturlandschaften und ein drastischer Rückgang der biologischen Vielfalt. Verantwortlich für diese Situation sind jedoch keinesfalls die Landwirt*innen allein – die verfehlte Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte drängte vielmehr die Landwirtschaft dazu, immer mehr und immer billiger zu produzieren.
Die Entstehung und Verbreitung des ökologischen Landbaus in der Mitte des letzten Jahrhunderts kann als eine Reaktion auf diese Entwicklung gewertet werden. Denn der Ökolandbau versteht sich als ein auf natürlichen Prozessen und ökologischen Belastungsgrenzen beruhendes System. Dabei wird ein geschlossener Betriebskreislauf angestrebt und versucht, Belastungen von Boden, Wasser und Luft durch die Bewirtschaftung weitestgehend zu vermeiden. Im Jahr 2023 wurde in Deutschland eine Fläche von geschätzt 1,9 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet, dies entspricht 11,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Gesetzliche Regelungen der Europäischen Union
Seit 1991 ist der ökologische Landbau in einer gesetzlichen Grundlage auf EU-Ebene geregelt. Die Basis-Verordnung und ihre Ergänzungen enthalten Regeln für die Umstellung und Bewirtschaftung eines Betriebs. Der Import von Erzeugnissen des ökologischen Landbaus aus Staaten, die nicht der EU angehören, unterliegt ebenfalls der Verordnung. Die Öko-Betriebe müssen sich einmal im Jahr einem routinemäßigen Kontrollverfahren unterziehen. Dies wird von unabhängigen Kontrollstellen durchgeführt, die einer staatlichen Zulassung bedürfen und der Überwachung durch die jeweilige Landesbehörde unterliegen.
Für die Umweltwirkungen wichtige Vorschriften im Ökolandbau:
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kein Einsatz von chemisch-synthetischem Pflanzenschutz
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keine Verwendung leicht löslicher mineralischer Düngemittel
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keine Gentechnik
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angepasste Fruchtfolgen mit hohem Leguminosenanteil
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Ausbringung von organischem Stickstoff vorwiegend als Mist oder Mistkompost oder Gründüngungen
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Auswahl angepasster Sorten
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flächengebundene Tierhaltung
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Fütterung der Tiere möglichst mit hofeigenem Futter
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Begrenzung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung
Die Verbandsrichtlinien
Fast zwei Drittel der Bio-Betriebe in Deutschland bewirtschaften ihre Höfe nicht „nur“ nach den EU-Mindeststandards für den ökologischen Landbau, sondern sind auch Mitglied in einem der Bio-Anbauverbände wie Demeter, Naturland oder Bioland. Damit werden fast 70 Prozent der ökologischen Anbaufläche Deutschlands nach strengeren Öko-Kriterien der verschiedenen Anbauverbände bewirtschaftet.
Denn die Verbandsrichtlinien gehen in vielen Bereichen noch über die EU-Richtlinie hinaus. So ist beispielsweise festgelegt, dass stets der gesamte Landwirtschaftsbetrieb auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt werden muss. Betriebe, die nach EU-Richtlinien wirtschaften, können dagegen auch nur einzelne Betriebszweige umstellen. Stärker beschränkt sind die Verbandsrichtlinien meist auch hinsichtlich der Düngemittel und konventionellen Futtermittel, die im Bedarfsfall zugekauft werden dürfen.
Umweltwirkungen des Ökolandbaus
Der Ökolandbau erbringt – auch aufgrund seines fest definierten Regelwerks – diverse wertvolle Umweltleistungen und nimmt somit aus Sicht des Naturschutzes eine wichtige Rolle in der Transformation der Landwirtschaft ein.
Das zentrale Element des Systems Ökolandbau ist die Nutzung ökologischer Wechselwirkungen. Dazu gehört der Aufbau nahezu geschlossener Nährstoffkreisläufe. Dabei werden betriebsinterne und regionale Ressourcen genutzt, statt aufwändige externe Ressourcen, wie chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche Mineraldünger, einzusetzen – hiermit wird ein systemorientierter Ansatz verfolgt. Dazu gehört die Einbindung von Leguminosen und der Anbau angepasster Sorten in breiten Fruchtfolgen, die Verbindung von Tierhaltung und Ackerbau, die Förderung nützlicher Organismen und die mechanische Unkrautregulierung. Diese Effekte zeigen sich in den Auswirkungen des Ökolandbaus auf einzelne Schutzgüter, wie im Folgenden zu sehen ist.
Leistungen des Ökolandbaus
Biodiversität
Verschiedene Vergleichsstudien zwischen ökologischen und konventionellen Anbausystemen zeigen, dass der Ökolandbau durch seine extensive Anbauform positive Auswirkungen auf die Vielfalt von Flora und Fauna hat. So gibt es auf ökologisch bewirtschafteten Feldern im Durchschnitt 95 Prozent mehr Pflanzenarten, 35 Prozent mehr Feldvögel und 36 Prozent mehr Insektenarten (vgl. Sanders et al., 2023).
Klima
Das Klimaschutzpotenzial der ökologischen Landwirtschaft ergibt sich durch den Verzicht auf Mineraldünger und synthetische Pflanzenschutzmittel, den geringen Zukauf von Futtermitteln und den Fokus auf Humusaufbau, unter anderem durch den Anbau humusfördernder Pflanzen. Auf die Fläche bezogen besteht Einigkeit, dass der Ökolandbau in Bezug auf seine Klimawirkung besser abschneidet, so werden durch Ökolandbau durchschnittlich rund eine Tonne CO₂-Äquivalente pro Hektar und Jahr eingespart.
Da Treibhausgase weltweit wirken, ist jedoch eine Betrachtung in Abhängigkeit des Ertrags sinnvoll. Hier liegen bisher leider nur wenige Daten vor, und die vorliegenden Ergebnisse sind häufig aufgrund der Ertragsunterschiede hinsichtlich der Vorteile eines Anbausystems nicht eindeutig (Sanders et al., 2023).
Boden
Vergleichende Studien zeigen die Vorteile des ökologischen Landbaus in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit. Bei den Parametern Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff, Abundanz und Biomasse der Regenwürmer, Bodenacidität, Phosphorgehalt und Eindringwiderstand als ein Maß für die Verdichtung des Bodens, zeigen die Ergebnisse fast durchgängig bessere Werte der ökologischen Landwirtschaft oder gleiche Werte beider Systeme. So gibt es zum Beispiel durchschnittlich zwischen 78 beziehungsweise 94 Prozent mehr Regenwürmer.
Ein einschränkender Punkt in Bezug auf Bodenfruchtbarkeit im ökologischen Landbau ist die Bodenbearbeitung. Für das Bodenleben ist eine schonende Bodenbearbeitung mit möglichst wenig Störungen besonders wichtig. Dies stellt sich durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im Ökolandbau als eine größere Herausforderung dar als im konventionellen Landbau, da die Unkrautbekämpfung vornehmlich durch die mechanische Bodenbearbeitung, unter anderem mit dem Pflug, geschieht. Die dadurch resultierende hohe Intensität kann das Bodenleben negativ beeinflussen. Immer mehr Studien zeigen jedoch die positiven Wirkungen auf die Qualität des Bodens, die eine Kombination aus reduzierter Bodenbearbeitung und Ökolandbau haben kann, auch wenn dies herausfordernd umzusetzen ist (Jung und Schmidtke 2019; Gattinger et al., 2012).
Wasser
Am Beispiel der Nitratbelastung von Gewässern durch die Landwirtschaft zeigt sich die positive Wirkung des Ökolandbaus in diesem Bereich. So wurden in einem 20- jährigen Systemvergleich im Mittel 60 Prozent geringere Stickstoffüberschüsse im Vergleich zu konventionell wirtschaftenden Betrieben nachgewiesen (Hülsenberger et al. 2023).
Ein gutes Beispiel ist das Wassergut Canitz. Dort konnte der Nitratgehalt in Grund- und Oberflächengewässern durch die Umstellung auf ökologischen Landbau innerhalb von 30 Jahren um 50 Prozent gesenkt werden.
Weiterentwicklung des Ökolandbaus
Dennoch gibt es aus Sicht des Naturschutzes Entwicklungspotentiale im Ökolandbau, denn nicht alles wird über die Richtlinien der Anbauverbände und die gesetzlichen Standards geregelt. Dies gilt besonders für die Intensität der Bewirtschaftung des Grünlands, die Bereitstellung von Habitat-Strukturen und für eine bodenschonende Bodenbearbeitung. So fehlen im Ökolandbau beispielsweise Vorgaben zu einer strukturreichen Landschaft, die genügend Habitate und deren Vernetzung gewährleisten. Auch der Schutz von artenreichem Grünland ist im Ökolandbau leider keine Selbstverständlichkeit.
Denn wie in der konventionellen Landwirtschaft wird aus wirtschaftlichem Zwang das Grünland auch im Ökolandbau häufig zu intensiv genutzt. Ein weiterer Punkt ist die generelle Intensivierung des Ökolandbaus. Mit dem Ziel, das Ertragsdefizit auszugleichen, gibt es einen anhaltenden Trend zur Intensivierung und Spezialisierung von ökologischen Betrieben. Diese Maßnahmen zur angestrebten Ertragssteigerung können dabei aber negative Effekte haben, die die positive Wirkung des Ökolandbaus schmälern.
Die Benennung der Grenzen und Entwicklungspotentiale des Ökolandbaus soll jedoch keineswegs seine generellen Vorzüge schmälern. Ziel ist vielmehr, aus Sicht des Naturschutzes den Ökolandbau dabei zu unterstützen, seine Potenziale als eine nachhaltige Landnutzung für die dringend notwendige Transformation der Landwirtschaft zu sicher und weiterzuentwickeln.
Rolle der ökologischen Landwirtschaft im Agrarsystem
Um wichtige Umweltziele, wie den Schutz und die Wiederherstellung der Artenvielfalt, die Verbesserung der Bodenqualität, die Verringerung der Schadstoffbelastung, die Reduzierung von Nährstoffüberschüssen und die Senkung der Anzahl von Tieren durch Flächenbindung, zu erreichen, ist die Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft aufgrund ihres fest definierten Rechtsrahmens und der Akzeptanz der Konsument*innen sowohl sinnvoll als auch notwendig.
Denn auch wenn der Ökolandbau in Teilaspekten keine Spitzenleistungen erbringt, zeigt er doch als Gesamtsystem konstant gute Ergebnisse in Bezug auf Ertrag und Umweltleistungen. Zusätzlich spielt er in einem nachhaltigen Landwirtschaftssystem eine gewichtige Rolle als Innovationstreiber für die konventionelle Landwirtschaft. Gleichzeitig bieten jedoch auch andere alternative Formen der Landwirtschaft eine Inspirationsquelle für den Ökolandbau, damit dieser sich weiterentwickeln kann.
Wie erkenne ich echte Bio-Produkte?
Die ökologischen Anbauverbände in Deutschland sind Bioland, Naturland, Demeter, Biokreis, Biopark, Gäa, Verbund Ökohöfe, Ecovin und Ecoland. Im Juni 2002 wurde der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gegründet. Sein Ziel ist es, unter Zusammenarbeit verschiedenster Akteure aus Anbauverbänden, Lebensmittelverarbeitung und Handel die Entwicklung des ökologischen Landbaus voranzubringen.
Eine große Auswahl an Bioprodukten gibt es heute in vielen Supermärkten, auf dem Markt sowie in Bio- und Naturkostläden, Hofläden oder direkt beim Bio-Bauern. Generell gilt: Der Wortzusatz „Bio“ oder „Öko“ darf für Lebensmittel nicht willkürlich verwendet werden. Nur Hersteller, die den Anforderungen der EU-Bio-Verordnung gerecht werden und sich Kontrollen unterziehen, sind berechtigt, ihre Produkte als „Bio“- oder „Öko“-Waren zu verkaufen. Das heißt: Wo „Bio“ draufsteht, ist auch „Bio“ drin.
Zudem müssen Bio-Produkte, die in Deutschland hergestellt oder verpackt werden, auf dem Etikett die Codenummer ihrer zuständigen Kontrollstelle tragen, beispielsweise „DE-001-Öko-Kontrollstelle“.
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Mit dem Projekt „Gemeinsam Boden gut machen“ leistet der NABU zusammen mit Landwirt*innen und unterstützenden Firmen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, zur Verbesserung unserer Böden und zum Schutz der Artenvielfalt. Mehr →
Mehr als 50 Prozent der Landesfläche werden in Deutschland landwirtschaftlich genutzt. Deshalb hat die Landwirtschaft einen großen Einfluss auf unsere Umweltgüter Boden, Wasser und Luft. Überdüngung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln fügen unserer Umwelt jedoch erheblichen Schaden zu. Mehr →