Space for Nature: 10 Gründe für 10 Prozent - Foto: Rainer Sturm
Space for Nature: 10 Gründe für 10 Prozent
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#1 Mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft- Foto: Lehic/stock.adobe.com
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#2 Artensterben stoppen - Foto: Matthias Schäf
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#3 Die Ernährung langfristig sichern - Foto: Clint Scholz
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#4 Auf die Wissenschaft hören - Foto: NABU/Volker Gehrmann
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#5 Jeder Betrieb, jede Fläche zählt - Foto: Rainer Sturm
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#6 Keine Zeit mehr Verschwenden - Foto: RHJ/stock.adobe.com
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#7 Agrarprobleme europaweit beheben - Foto: artjazz/stock.adobe.com
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#8 Agrargelder für alle Landwirtinnen der EU - Foto: PointImages/stock.adobe.com
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#9 Space for Nature als Vorreiter - Foto: Ryan Cuss
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#10 Geldverschwendung beenden - Foto: MACLEG/stock.adobe.com
Warum brauchen wir Space for Nature?
Die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft geht rapide zurück. Wir können diese Entwicklung nur aufhalten, indem wir der Natur wieder mehr Platz in der Agrarlandschaft einräumen. Nicht-bewirtschaftete Flächen wie Blühstreifen, Brachen, und Hecken oder Kleingewässer erfüllen genau diese Funktion. Studien zeigen, dass mindestens zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche hierfür notwendig sind. Aktuell verfügen wir in Deutschland über ungefähr 1,5 Prozent.
10 Gründe für 10 Prozent
#1 Mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft
Nicht-produktive Flächen können uns helfen, die Landwirtschaft klimafreundlicher zu machen. Dabei geht es sowohl um die Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen als auch um die Anpassung an das geänderte Klima. Besonders mehrjährige Brachen, Hecken und Randgehölze binden durch ihre Vegetation viel CO2. Nicht-produktive Flächen senken ebenfalls den CO2-Verbrauch durch weniger Sprit-, Pestizid- und Düngereinsatz.
#2 Artensterben stoppen
Ein wichtiger Faktor beim Artensterben in der Agrarlandschaft ist der Verlust von Brut- und Nistmöglichkeiten und das Verschwinden von Nahrungsquellen. Ob Feuchtwiesen für den Kiebitz, Brachen für Feldlerche und Feldhasen, ohne „Space for Nature“ können viele Tierarten nicht ausreichend Nachwuchs aufziehen. Ähnliches gilt für Jungvögel: Sie brauchen nicht-produktive Flächen und Landschaftselemente zum Schutz vor Witterung und Beutegreifern. Vielen Tieren in der Agrarlandschaft fehlt schlicht die nötige Nahrung zum Überleben. Der flächendeckende Einsatz von Herbiziden zieht den Verlust von Wildkräutern mit ihren Blüten und Samen nach sich – fatal für unzählige Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Auch der übermäßige Düngereinsatz führt zu einer immer monotoneren Agrarlandschaft, da viele Wildkräuter mit der Überdüngung des Bodens und der Konkurrenz durch andere Pflanzenarten nicht standhalten können.
#3 Die Ernährung langfristig sichern
Seit jeher geht es bei der EU-Agrarpolitik auch darum, die Produktion unserer Ernährung sicherzustellen. Dies ist nicht möglich, ohne die wichtigsten Grundlagen für diese Produktion zu schützen: gesunde Böden, sauberes Wasser, stabile Populationen von Bestäubern und anderen Nützlinge sind dabei von zentraler Bedeutung. Die Natur spielt eine fundamentale Rolle in der Produktion unserer Nahrung, die zu lange vernachlässigt wurde. Wir können und müssen noch viel aktiver mit der Natur arbeiten, um sie als Produktionsgrundlage zu schützen. Die Landwirtschaft darf ihre langfristige Existenzsicherung nicht kurzfristigem Profitdenken opfern. Space for Nature kann Landwirt*innen helfen, so mit der Natur zu arbeiten, dass sie auch langfristig weiter wirtschaften können. Zur gleichen Zeit erfüllen Landschaftselemente, wenn sie auf den landwirtschaftlichen Flächen strategisch gut angelegt werden, wichtige Funktionen, zum Beispiel gegen Wind- und Wassererosion oder auch bei der Förderung von Nützlingen. In diesem Sinn ist Space for Nature eine Risikoabsicherung und keine Bedrohung für die Wirtschaftlichkeit.
Zehn Prozent Space for Nature bedeutet nicht automatisch, dass die Erträge auch um zehn Prozent zurückgehen. Erstens zeigen Studien, dass eine erhöhte Biodiversität die Erträge steigern kann. Zweitens besteht ein Teil dieser Flächen jetzt schon. Drittens ist davon auszugehen, dass vor allem weniger produktiven Flächen als Space for Nature genutzt werden. Am Ende gilt die NABU-Forderung auch für die ganze Agrarlandschaft, was bedeutet, dass manche bisher nicht förderfähige Flächen in die Förderung fallen sollten. Somit würden nur wenige Flächen extra aus der Produktion genommen.
#4 Auf die Wissenschaft hören
Wir können das Artensterben nur aufhalten, wenn wir der Natur wieder mehr Platz in der Agrarlandschaft geben. Nicht-produktive Flächen wie Blühstreifen, Brachen und Hecken erfüllen genau diese Funktion. Studien aus ganz Europa zeigen, dass sich Feldvögel und andere wildlebende Tierarten erholen würden, wenn mindestens zehn bis 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht produktiv wären. Aktuell verfügen wir in Deutschland nur über ungefähr 1,5 Prozent.
#5 Jeder Betrieb, jede Fläche zählt
Egal, ob konventionell oder bio, groß oder klein, jeder Hof kann und muss mithelfen, die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu retten. Studien belegen, dass gerade auch konventionelle Betriebe mit den richtigen Metoden viel für die Artenvielfalt tun können. Das gleiche gilt für unterschiedliche Betriebsgrößen und verschiedene Nutzungsformen, wie Acker, Grünland und Dauerkulturen.
#6 Keine Zeit mehr Verschwenden
Die EU-Agrarpolitik wird immer für sieben Jahre festgelegt – aktuell abzüglich der zwei Jahre für eine Übergangsregelung. Das Artensterben nimmt aber mittlerweile derart dramatische Ausmaße an, dass wir es uns schlicht nicht mehr leisten können, noch einmal sieben Jahre zu warten. Die Wissenschaft sagt, dass die nächsten zehn Jahre entscheidend sein werden für das Klima und die Artenvielfalt. Da der größte Teil des EU-Haushalts für die Agrarsubventionen ausgegeben wird und zur Zeit über die Gelder in Brüssel verhandelt wird, muss sich genau an dieser Stelle jetzt etwas ändern.
#7 Agrarprobleme europaweit beheben
Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen mitmachen, denn nur so können wir die Artenvielfalt Europas bewahren. Viele Arten bei uns sind auch von den Lebensbedingungen in unseren Nachbarländern abhängig. Von wissenschaftlicher Seite werden mindestens zehn Prozent nicht-produktiver Fläche in der gesamten EU als einzig zielführender Weg gesehen, um das länderübergreifende Artensterben zu stoppen. Durch die EU-Osterweiterung intensiviert sich auch die Landwirtschaft in Mittel- und Osteuropa, mit dramatischen Folgen für die Artenvielfalt vor Ort. Eine Regeländerung nur in Deutschland würde viel zu kurz greifen.
#8 Agrargelder für alle Landwirt*innen der EU
Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU ist unser bestes Hilfsmittel, die Probleme der Landwirtschaft in den Griff zu bekommen, denn sie greift in allen EU-Mitgliedsstaaten. Eine große Mehrheit der europäischen Landwirt*innen erhält Subventionen aus der GAP. Und über diese Subventionen lässt sich auch die Art der Landbewirtschaftung steuern. Wir wollen, dass Space for Nature zukünftig zur Voraussetzung für die Zahlung von EU-Agrarsubventionen wird. Nur dann würde diese Regelung in ganz Europa für alle Landwirt*innen gelten und unterschiedlichen Standards in den Mitgliedsstaaten und oder Marktverzerrung könnten vermieden werden.
#9 Space for Nature als Vorreiter
Nur wenn wir die großen ökologischen Probleme in der Landwirtschaft angehen, können wir langfristig Europas Artenvielfalt bewahren. Mindestens 10 Prozent Space for Nature sind ein wichtiger Schritt dahin, aber alleine reicht er nicht aus, denn das Ökosystem ist komplex. Space for Nature muss von weiteren Maßnahmen flankiert werden, z.B. der Reduzierung des Pestizid- und Düngereinsatzes, dem Schutz des Natura 2000-Netzwerkes, der Veränderung der Anbauverfahren zum Beispiel durch eine vielfältigere Fruchtfolge, Flächen mit extensiver Bewirtschaftung und der Bewahrung von Dauergründland. In dieser Hinsicht kann und muss Space for Nature eine Vorreiterrolle innerhalb einer ambitionierteren GAP einnehmen.
#10 Geldverschwendung beenden
Die massiven EU-Agrargelder werden seit Jahrzehnten überwiegend mit der Gießkanne verteilt. Kritik gab es daran sowohl von Seiten des wissenschaftlichen Beirats des Bundeslandwirtschaftsministeriums, als auch vom EU Rechnungshof und von zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Durch den zielgerichteten Einsatz der Fördermittel können wir wichtige Naturschutzziele erreichen und die EU-Agrarpolitik endlich zu einem effektiven Mittel der Veränderung machen: Sie hat über die Subventionen und die sogenannte Konditionalität einen sehr großen und gut gesteuerten Einfluss auf Landwirt*innen in Deutschland und der ganzen EU. Die Konditionalität, also die Bedingungen, die an die Zahlungen von Subventionen geknüpft sind, ist das angemessene Instrument, um eine solche Förderung zu etablieren.
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