Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!Biotoplenkende Maßnahmen
Kluge Konzepte für die Natur
Grünlandmanagement
Die Entwässerung der Auen hat Biotope zerstört und viele Pflanzen- und Tierarten gefährdet. Ein Großteil des Havel-Projektgebiets ist Teil des Schutzgebietssystems Natura 2000. Hinzu kommen die Verpflichtungen aus der Ramsar-Konvention: Das ist ein UN-Vertrag zum Schutz von Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung, zu der die Untere Havelniederung zählt. Diese rechtlichen Vorgaben bedeuten, dass die Wiesen und Weiden wieder zu artgerechten Lebensräumen gemacht werden müssen. Dazu entwickelt der NABU mit seinen Partner*innen ein Grünlandkonzept.
Es legt fest:
- wie die Flächen zukünftig genutzt werden sollten
- wann Landwirt*innen die Flächen mähen, um z.B. brütende Vögel ungestört zu lassen
- wie und welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel sie ausbringen
- und dass Landwirt*innen Gewässer bei der Beweidung auszäunen sollten.
Dies wird dann auch in die jeweiligen Schutzgebietsverordnungen übernommen werden. Das Ziel: wieder sichere und arttypische Biotope für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Viele Arten werden davon profitieren – allen voran Wiesenbrüter wie Kiebitz und Brachvogel.
Wassermanagement
Hochwasser im Winter und Niedrigwasser im Sommer – das wäre der natürliche Jahresverlauf an der Unteren Havel. Heute bestimmen jedoch nicht Jahreszeiten und Wetter den Wasserstand, sondern fünf Stauwehre (Quitzöbel, Garz, Grütz, Rathenow und Bahnitz).
Der NABU entwickelt und erprobt daher mit den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt ein dynamisches Staukonzept. Von Juni 2016 lief der Probebetrieb, der laufend beobachtet und optimiert wurde. 2024 wird das Staukonzept vorraussichtlich in den Regelbetrieb übernommen.
Wie funktioniert das genau?
Konkret werden durch Anstau die Auen im Winter länger überflutet und im Sommer genügend Wasser in der Unteren Havel gehalten. Zudem werden bei Hochwasser die gehaltenen Wasserstände an den Wehren gesenkt (Abfluss wird erhöht) und bei Niedrigwasser die Wasserstände an den Wehren hochgehalten (weniger Abfluss). So entsteht eine Fließdynamik. Einerseits können so die natürlichen Verhältnisse nachgeahmt werden und andererseits ist im Sommer trotzdem die Bewirtschaftung der Äcker und WIesen gewährleistet.
Gewässerunterhaltung
Früher konnten sich auf der Unteren Havel in der breiten und mindestens 2,20 Meter tiefen Fahrrinne zwei große Güterschiffe begegnen. Seit 2005 darf der Fluss nur noch von Fahrgastschiffen und Sportbooten genutzt werden.
Gewässerunterhaltung kurz erklärt
Bei der Havel-Renaturierung bedeutet Gewässerunterhaltung, dass man den Flussabschnitt zum einen für den vorgesehenen Sport- und Freizeitschiffsverkehr erhält, dazu gehört eine ausreichend breite und tiefe Fahrrinne. Andererseits soll auch die Funktion zur Abführung von Hochwasser gewährleistet werden. Durch ein Unterhaltungskonzept stellt der NABU sicher, dass diese Anforderungen mit dem Renaturierungsziel, eine natürliche Entwicklung des Gewässerbettes und eine naturraumtypische Wasserstand-Dynamik an der Unteren Havel zu gestalten, vereint werden.
Der geringe Schiffsverkehr auf der Unteren Havel benötigt nur noch eine schmale Fahrrinne mit einer Mindesttiefe von 1,60 Metern. Eine ideale Situation, um den Fluss wieder so naturnah wie möglich gestalten zu können. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung muss die Fahrrinne nicht mehr so tief ausbaggern bzw. gar nicht mehr ausbauen. Auch die Ufer müssen nicht mehr so stark befestigt werden. Totholz kann liegen bleiben.
Diese reduzierte Gewässerunterhaltung verbessert die Wasserqualität enorm. Davon profitiert dann wiederrum die Natur. Auch entstehen im Fluss unterschiedliche fließgewässertypische Strukturen, zum Beispiel Strömungen und ein Wechsel von flachen und tiefen Bereichen. Das Gewässerbett und die Ufer dürfen sich wieder frei entfalten. Die Lebensbedingungen für Arten im und am Fluss verbessern sich: Fische, Muscheln, Insekten, Säugetiere, Pflanzen und Vögel finden wieder ein zu Hause an der Unteren Havel.
Renaturierte Flächen dauerhaft für die Natur sichern
Mit Flächenkauf und Flächentausch sichert der NABU und die NABU Stiftung Nationales Naturerbe langfristig naturschutzfachlich wertvolle Gebiete, welche oft auch schwer zu bewirtschaften sind. Der Erwerb hilft bei der Realisierung eines naturnahen Wasserhaushaltes und beim Erhalt der wertvollen, renaturierten Landschaft für zukünftige Generationen. Bisher sind über 835 ha in den Besitz des NABU übergegangen.
Mehr zur Havel-Renaturierung
Gemeinsam mit dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt hat der NABU begonnen, den stark gestörten Wasserhaushalt des Flusses wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Mehr →
Wie renaturiert man einen Fluss? Wir zeigen, was sich hinter den einzelnen Maßnahmen verbirgt. Mehr →
Der NABU konzentriert sich auf einen 90 Kilometer langen Flussabschnitt in der Unteren Havelniederung. Das Fördergebiet liegt in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, eine gute Autostunde westlich von Berlin. Mehr →