Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!Reaktivierung der Havel-Flutrinnen
Wasser marsch für mehr Natur
Ursprünglich breitete sich die Havel bei Hochwasser in die umgebenden Auen aus. Trat der Fluss über die Ufer, füllten sich zuerst die Flutrinnen und von dort aus lief das Wasser in die Aue hinein. Sank der Wasserstand, lief das Wasser wieder zurück in den Hauptstrom. Konkret sind Flutrinnen einstige Flussarme, die heute nur noch als Vertiefung in der Landschaft erkennbar sind und meistens trocken liegen.
Strikte Trennung von Fluss und Aue
Als die Havel für die Schifffahrt ausgebaggert wurde, hat man das Baggergut oft am Ufer aufgeschüttet und damit sogenannte „Verwallungen“ geschaffen. So wurden die Flutrinnen und damit auch die Auen von der Havel abgeschnitten.
Neue Verbindungen zum Schutz von Natur und Siedlungen
Im Zuge der Renaturierung reaktiviert der NABU die alten Flutrinnen. Oft reicht es, die Verwallungen unter Einsatz von Baggern zurückzubauen. Je nach Gelände weitet der NABU die Flutrinnen zusätzlich auf. So kann Havelwasser die Auen wieder besser durchströmen und bringt zugleich Sauerstoff und Nährstoffe. Auch für den natürlichen Hochwasserschutz sind die Flutrinnen wichtig, da sie das Wasser weiträumig verteilen.
Bunte Farbtupfer auf saftigen Wiesen
Mit den reaktivierten Flutrinnen kehrt der ursprüngliche wechselfeuchte Biotopcharakter der Auen zurück. Weißstorch, Bekassine und Kiebitz suchen auf den Feuchtwiesen ihre Nahrung. Amphibien und die seltene Sumpfdotterblume leben hier. Besonders die hohe Pflanzenvielfalt bietet einen schönen Anblick: oftmals stellen sich die Flutrinnen als bunte Blumenwiesen dar, die abhängig von der Jahreszeit mehrfach die Farben wechseln.
An der Havel bilden sich in der Aue – je nach Überflutungsdauer – zwei hervorzuhebende typische Pflanzengesellschaften heraus. Die tiefsten und damit am längsten nassen Bereiche werden von Arten der so genannten „Flutrasen“, wie dem Knick-Fuchsschwanz und dem Kriechenden Hahnenfuß, besiedelt. Große Flächen sind von Röhrichten sowie von Großseggenrieden bedeckt. Eng miteinander verzahnt schließen sich verschiedene Feuchtgrünlandgesellschaften an.
Etwas höher gelegen finden sich die wechselfeuchten Brenndolden-Auenwiesen. Dieser nach der europäischen FFH-Richtlinie geschützte Lebensraumtyp ist besonders wertvoll, da er zahlreiche seltene Pflanzenarten, wie die namensgebende Sumpfbrenndolde, den Langblättrigen Blauweiderich oder die vom Aussterben bedrohte Sibirische Schwertlilie beherbergt.
Gewusst?
Die überfluteten Wiesen haben eine wichtige Funktion als Laich- und Aufwuchsplatz für gefährdete Fischarten der Aue, wie zum Beispiel den Hecht. Durch das angeschlossene Rinnensystem gelingt es den Jungfischen, später mit dem abfließenden Wasser von den Wiesen wieder in den Fluss zu gelangen.
Mehr zum Projekt erfahren
Wie renaturiert man einen Fluss? Wir zeigen, was sich hinter den einzelnen Maßnahmen verbirgt. Mehr →
Die Renaturierungsarbeiten an der Unteren Havel laufen seit 2010. In unserer Soll-Ist-Tabelle dokumentiert der NABU anhand von Zahlen, wie weit das Havel-Projekt bei den einzelnen Maßnahmen voranschreitet. Die Zahlen beziehen sich auf beide Projektstränge. Mehr →
Die sogenannten Flankierenden Maßnahmen bilden neben dem Naturschutzgroßprojekt den zweiten Strang des Havel-Gesamtprojekts. Mehr →