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Projekt für mehr Fluss- und Auennatur
Der NABU macht sich stark für einen Rhein, der nicht nur Schifffahrtsstraße, sondern auch Naturlandschaft ist. Mit dem Projekt „Fluss- und Auenoptimierung Emmericher Ward“ der NABU-Naturschutzstation Niederrhein soll ein Beitrag zur stärkeren Verknüpfung zwischen der meistbefahrenen Binnenwasserstraße Europas und seiner Aue geleistet werden. Erstmals entsteht eine flussnahe Nebenstromrinne in Verbindung mit der Entwicklung von Auenwald.
Die Projektidee
Die Idee wurde bereits zwischen 2001 und 2008 im Projekt „Fluss der tausend Inseln“ als eine von 15 möglichen Maßnahmen entwickelt. Zwischen 2012 und 2017 folgt mit diesem großen Modellprojekt im Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen nun die konkrete Umsetzung. Dafür stehen rund drei Millionen Euro zur Verfügung, die größtenteils durch das EU-Förderinstrument LIFE+ Natur (50 Prozent) und das Land NRW (49 Prozent), sowie zu kleineren Anteilen durch die Kurt Lange Stiftung, die HIT Umwelt- und Naturschutzstiftung und den Projektträger NABU-Naturschutzstation Niederrhein zur Verfügung gestellt werden.
Lebenswerter Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere
Durch die Unterbrechung (Schlitzung) mehrerer aufeinander folgender Buhnen und die Vertiefung einer natürlichen Geländesenke in den verlandeten Buhnenfeldern durch Ausheben des Bodens soll auf etwa 2 Kilometern Länge ein parallel zum Rhein verlaufendes Nebengerinne entstehen. Es wird die überwiegende Zeit im Jahr durchströmt sein. Seltene, durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützte Lebensräume wie schlammige Flussufer mit einjähriger Vegetation (FFH-Lebensraumtyp 3270) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (FFH-Lebensraumtyp 3260) sollen sich ausbilden.
Zielarten wie der bereits im Gebiet vertretene Steinbeißer und weitere Wanderfischarten wie Groppe, Barbe und der zurzeit in einem Wiedereinbürgerungsprogramm befindliche Maifisch werden profitieren. Für sie entsteht ein vor den Auswirkungen der Schifffahrt (Wellenschlag, Hub und Sunk) geschütztes, durchströmtes, sich dynamisch entwickelndes Gewässer, das sich als Kinderstube für Jungfische und für viele Arten auch zum Laichen eignet. Hiervon profitiert auch der Eisvogel, der ein reichhaltiges Nahrungsangebot und Nistmöglichkeiten finden wird. Auch die an die Nebenrinne angrenzenden Hochstaudenfluren werden von der stärkeren Überflutungsdynamik profitieren und den Lebensraum des Blaukehlchens verbessern.
Entwicklungshilfe für Auenwald am Niederrhein
Die im Osten der Emmericher Ward in der Aue bereits vorhandenen Baumgruppen und Gebüsche sollen zu einem Auenwald erweitert und verbunden werden. Dies soll durch inselartige Pflanzung von Bäumen und Sträuchern erreicht werden. Auf den übrigen Flächen soll die Grasnarbe aufgerissen werden, um eingetragenen Samen eine Keimung und Entwicklung zu Bäumen zu erleichtern und somit die spontane Ansiedlung von Gehölzen zu fördern. Auf diese Weise sollen sich vielfältige Übergangsstadien zum Auenwald aus gebietsheimischen Baum- und Straucharten entwickeln, die mittelfristig zu einem arten- und strukturreichen Komplex aus Weich- und Hartholzauenwald (FFH-Lebensraumtypen 91 E0 und 91 F0) werden.
Der Stand der Dinge
Die Planung und Umsetzung von großen Naturschutzmaßnahmen wie in der Emmericher Ward erfordert detaillierte Planungsleistungen im Vorfeld. Alle Maßnahmenideen wurden in mehreren Planungsschritten konkretisiert, beschrieben und in Plänen dargestellt. Für das Projekt wurden umfangreiche Prüfungen zu den möglichen Auswirkungen auf besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten erarbeitet und Maßnahmen zur Minimierung von Beeinträchtigungen des empfindlichen Naturschutzgebietes daraus abgeleitet.
Ein Bodengutachten stellt den korrekten Umgang mit den auszuhebenden Böden sicher und ein hydraulisches Gutachten soll gewährleisten, dass keine negativen Auswirkungen auf Hochwasserabfluss und Wasserstraße stattfinden. Die umfangreichen Unterlagen wurden fertig gestellt und im Juni 2013 bei der genehmigenden Behörde eingereicht. Nun wird auf die Erteilung der Genehmigung gewartet, damit der Bau der Nebenrinne und die Vorbereitung der Flächen für die Auenwaldentwicklung beginnen können. Das wird aufgrund umfangreicher Beteiligungsverfahren etwa ein Jahr dauern.
Maßnahmen abgeschlossen, Ziele erreicht?
Um beurteilen zu können, ob die durchgeführten Maßnahmen erfolgreich und geeignet waren, um die formulierten Ziele zu erreichen, ist eine wissenschaftliche Erfolgskontrolle notwendig. Diese begann zur Erfassung des Ausgangszustandes bereits 2012 vor Durchführung der Maßnahmen. Die Erfolgskontrolle (Monitoring) findet kontinuierlich während der gesamten Projektlaufzeit statt und wird auch nach Projektende weitergeführt.
Eine umfassende Fotodokumentation erfasst alle visuell feststellbaren Veränderungen im Bereich der zukünftigen Nebenstromrinne und den Entwicklungsbereichen für Auenwald. Durch die Erfassung der brütenden und rastenden Vogelarten, der Funktionen der Gewässer für Fische und Kleinlebewesen (Makrozoobenthos) und der Vegetation, kann bewertet werden, inwieweit die neue Nebenstromrinne und der Auenwald die Entwicklung dieser Tiere und Pflanzen fördert und die gesteckten Naturschutzziele erreicht wurden. Somit kann bewertet werden, inwieweit die Maßnahmen des Projektes geeignet waren, um das Naturschutzgebiet und NATURA 2000-Gebiet Emmericher Ward zu optimieren.
Weiter Informationen zum Projekt finden Sie unter www.life-rhein-emmerich.de
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