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Mehr Informationen zur Patenschaft!Was macht Hochwasser mit Tieren und Natur?
Häufig gestellte Fragen zum Hochwasser
Hochwasserereignisse in Deutschland häufen sich. Im Mai und Juni 2013 kam es in Mitteleuropa zu einem dramatischen Jahrhunderthochwasser, das in sieben Ländern zu Überflutungen führte. Auch die Katastrophe im Ahrtal 2021, bei der über 130 Menschen ums Leben gekommen sind, oder das Hochwasser zum Jahresechsel 2023/2024 in mehreren Teilen des Landes verursachten Schäden in Milliardenhöhe. Hinzu kommen teils gravierende Folgen für Tiere und Umwelt.
Dabei sind Hochwasser eigentlich ein regelmäßig wiederkehrender Vorgang in der Natur. Sie gehören zum natürlichen Lebensraum Fluss und viele Tier- und Pflanzenarten sind an diese regelmäßigen Überflutungen angepasst.
Was haben wir Menschen mit den verstärkten Auswirkungen der Fluten zu tun?
Viele Gebiete rund um die Flüsse in Deutschland sind großflächig versiegelt und bebaut, Ackerflächen durch intensive Landwirtschaft verdichtet. Das Wasser kann schlecht im Boden versickern. Das führt dazu, dass das Wasser der starken Regenfälle vor allem oberflächlich abfließt und sich zunächst den Weg zu kleineren Bächen und Flüssen sucht. Da diese jedoch stark begradigt und an den Ufern verbaut sind, ist die Fließgeschwindigkeit deutlich erhöht. So fließt das Wasser schnell durch diese Flüsse hindurch und erreicht gleichzeitig die größeren Flüsse – wie zum Beispiel die Elbe – die diese Wassermassen nicht schnell genug weiterleiten können.
Hochwasserereignisse und die Tierwelt
Was passiert mit Tieren, die bodennah Winterschlaf halten oder Höhlen- und Tunnelgänge nutzen?
Für bodennah oder in Höhlen und Tunneln überwinternde Arten ist das Hochwasser ein Problem. Hummeln, Wildbienen, Haselmaus und Igel werden durch schnell ansteigendes Wasser überrascht und fallen diesem zum Opfer. Ähnlich kann es Maulwürfen oder Biberjungen sowie Amphibien und Reptilien gehen, die gerade Winterruhe halten.
Dagegen sind Reh, Wildschwein und Rotfuchs an Hochwasser gewöhnt und ziehen sich wenn möglich an sichere Orte zurück. Sie brauchen dann mehr denn je vernetzte Biotope. Auch damit Populationen aus benachbarten Regionen die Gebiete nach der Flut wieder besiedeln können.
Jedoch macht besonders Jungtieren der Dauerregen und Kälte zu schaffen. Hasen- oder Wildschweinjunge sind noch nicht so widerstandsfähig wie ihre Eltern. Die Unterkühlung sorgt häufig zu Erkrankungen wie Lungenentzündungen.
Wie gehen Fische mit dem vielen Wasser und der Strömung um?
Die meisten Fischarten sind angepasst, sie suchen Fluchträume wie Strömungshindernisse. Das können Brückenpfeiler, umgestürzte Bäume oder größere Steinformationen sein, ruhigere Nebenarme oder die Uferbereiche. Arten, die abgetrieben werden, können sich an anderer Stelle wieder ansiedeln.
Dennoch werden viele der Fische, die abgetrieben wurden, mit Verschwinden des Wassers auf Äckern verenden.
Können wir den Tieren helfen?
Ja, vor allem in dem wir Wildtiere in Ruhe lassen. Sie brauchen Ausweichmöglichkeiten und Zufluchtsorte. Hochwassertourismus auf Deichen, Stegen und Inseln beunruhigt bereits fliehende Tiere und erzeugt erneute Fluchtbewegungen, meist zurück ins Wasser. Diese enden oft tödlich. Eine Ruhe- und Erholungszeit sollte den Wildtieren auch nach einem Hochwasserereignis gegönnt werden.
Wie wirkt sich das Hochwasser auf Insekten aus? Welche sind besonders gefährdet?
Insekten überdauern die kalte Jahreszeit in Winterstarre, sie können daher nicht fliehen. Tiere der Arten, die außerhalb von Gewässern überwintern, dürften längere Überschwemmungen kaum überleben. Hier spielt die Neubesiedlung betroffener Flächen eine wichtige Rolle, die wiederum von der Umgebung abhängt. Herrscht dort eine durch den Menschen verursachte Artenarmut, wird die Wiederbesiedlung erschwert.
Laut einer Studie aus den USA gingen nach einer starken Flut rund 90 Prozent der Individuenzahl und rund 60 Prozent der Artenanzahl verloren. Vor allem bodenbewohnende Gliederfüßer wie Insekten, Spinnen, Asseln oder Hundertfüßer brauchen lange, um sich in dem Gebiet nach der Überflutung wieder anzusiedeln (in der Studie ca. neun Monate).
Generell sind Insektengruppen, die im Boden leben, nisten oder überwintern, besonders gefährdet. Hierzu zählen z. B. viele Wildbienen, solitäre Wespen oder Käfer. Auch für aquatische Insekten wie Libellen oder Köcherfliegen, die auf besonders saubere Gewässer angewiesen sind, können Überflutungen durch die Verschmutzung problematisch sein.
Für Insekten, die sich in kleinen, dreckigen, stehenden Wasserstellen entwickeln, können Fluten von Vorteil sein. Stechmücken beispielsweise profitieren von vielen neuen Wasserpfützen und weniger Gegenspielern.
Warum bleiben Wildzäune stehen?
Wildtierzäune werden errichtet, um Neupflanzungen vor Verbiss durch Wildtiere zu schützen. An diesen Barrieren kommen bei Hochwasser immer wieder Tiere um. Laut Behörden ist ein regelmäßiger Ab- und Aufbau zu Hochwasserzeiten nicht möglich. Regelmäßige Kontrollgänge sollen das Problem eindämmen.
Die Zäune in den ASP-Gebieten (Afrikanische Schweinepest) werden in der Regel nicht abgebaut, da sie eine wichtige Rolle bei der Verhinderung ihrer Ausbreitung spielen sollen. Diese Rolle ist umstritten, da die Ausbreitung der ASP über weitere Strecken nachweislich durch den Menschen und nicht durch Wildschweine selbst erfolgt.
Was passiert in der Landschaft?
Kann das Wasser für trockene Sommer gespeichert werden und der Grundwasserspiegel sich erholen?
Hochwasser kann zur Erholung der Grundwasserreserven beitragen, jedoch kommt es darauf an, wie der Boden beschaffen ist. Gesunde Böden mit viel Humus können mehr Wasser speichern. Dies ist oft in naturnahen Lebensräumen der Fall.
Landwirtschaftliche Flächen sind dagegen oft stark verdichtet, das Wasser kann nicht schnell genug aufgenommen und gespeichert werden und versickern. Zudem könnten mögliche Verschmutzungen (s. nächste Frage) auch Schadstoffe in das Grundwasser eintragen.
Hat das Hochwasser Langzeitfolgen für die Umwelt? Was passiert mit Böden und Feldern?
Durch die Überschwemmungen können zum Beispiel Pestizide, Schwermetalle oder verschiedene Chemikalien in das Wasser gelangen. Diese Schadstoffe belasten dann den Boden und können vor allem auf Ackerflächen zum Problem werden.
Fluten reißen zudem viel Müll mit, der über die Flüsse ins Meer geschwemmt wird. Besonders Plastikmüll im Meer ist bereits ein großes Problem, weil Meerestiere das Plastik nicht von Ihrer Nahrung unterscheiden und mit vollem Magen verhungern können.
Gibt es auch positive Auswirkungen des Hochwassers auf die Natur?
Im Prinzip sind natürliche Flusssysteme und die dazugehörigen Landschaftstypen und Arten an Überflutungen angepasst. Da menschliche Eingriffe, also der Ausbau der Flüsse und die Zerstörung der Auen, die ursprünglichen Lebensräume zerstört haben, sind die dort lebenden Tiere wahrscheinlich weniger an Hochwasser angepasst.
Vor allem dort, wo die Flächen durch Eindeichungen schon seit vielen Jahren nicht mehr überflutet werden, hat sich ein neuer Lebensraum entwickelt, der nicht mehr an die regelmäßige Überflutung angepasst ist. Betroffen sind zum Beispiel Wiesenbrüter wie Bekassinen, Kiebitze und Braunkehlchen. Sie werden durch die Überschwemmung dazu gezwungen, ihre Gelege aufzugeben oder verlieren ihre Jungvögel. Doch es gibt auch Gewinner in der Natur: Vor allem Graureiher und Störche finden jetzt viel Nahrung.
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