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Wie wir krisenfeste Flusslandschaften schaffen und schützen
Den Flüssen in Deutschland geht es schlecht. Aber das muss nicht so bleiben: Durch Wiederherstellungsmaßnahmen können wir uns dem natürlichen Wasserkreislauf wieder annähern. Wir zeigen, wie krisenfeste Flusslandschaften uns und die Natur schützen.
Renaturierte Flusslandschaften – so könnten sie aussehen
Einfach auf die Zahlen in der interaktiven Grafik klicken oder über das Bild wischen. Dann wird sichtbar, wie eine resiliente Flusslandschaft aus Sicht des NABU aussehen könnte.
Flüsse wurden immer weiter begradigt, vertieft und sind verschmutzt. Das bleibt nicht ohne Folgen: Nur acht Prozent der deutschen Gewässer weisen eine gute Gewässerqualität auf. Trotz Bemühungen, die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtline zu erreichen, ist kaum eine Verbesserung in Sicht. Die Natur- und Klimakrise verschärfen die bereits kritische Situation und es besteht dringender Handlungsbedarf.
Aber durch Wiederherstellungsmaßnahmen können wir uns dem natürlichen Wasserkreislauf wieder annähern und schaffen krisenfeste Flusslandschaften. Renaturierungsmaßnahmen haben positive Einflüsse auf vier Bereiche:
Biologische Vielfalt
Verbinden wir Flüsse mit Auengebieten, die regelmäßig überflutet werden, entstehen einzigartige Landschaften. Die sich immer wieder ändernden Flächen sind ein attraktiver Lebensraum. Das macht intakte Flüsse und Auen zu Hotspots der biologischen Vielfalt.
Wasserhaushalt
Vermindern wir die Entwässerung und Versiegelung der Böden, nähern wir uns wieder an den natürlichen Wasserkreislauf an. Die Landschaft kann mehr Wasser speichern, langsam abgeben und verdunsten lassen. Das sorgt für gutes Klima und eine optimale Versorgung von Mensch und Natur.
Krisenschutz
Nutzen wir Böden intensiv und versiegeln sie, verlieren sie die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Renaturierte Fluss- und Auengebiete können mit ihren natürlichen Überschwemmungsflächen mehr Wasser aufnehmen. Sie bieten so einen natürlichen Puffer bei Extremwetterereignissen wie Dürren und Hochwasser.
Folgekosten
Naturnahe Flüsse und Auen können Extremwetterereignisse besser abfangen und Kosten mildern, wie zum Beispiel Versicherungsschäden oder Ernteausfälle. Auch die Fruchtbarkeit und der Nährstoffgehalt der Böden nehmen zu. So werden die Kosten für die Bewässerung und Düngung umliegender Flächen gesenkt.
Durch die Vielzahl von nassen, feuchten und trockenen Bereichen schaffen Flüsse und Auen artenreiche Lebensräume, die sich stetig verändern. Doch in den letzten Jahrzehnten wurden Flüsse und ihre umliegenden Flächen stark verändert. Wichtige Ökosystemleistungen gehen immer weiter verloren und stellen die Natur und uns Menschen vor große Herausforderungen.
Die Auswirkungen der Klima- und Naturkrise sind an den Gewässern und unseren Wasserressourcen direkt spürbar: Hochwasserereignisse treten häufiger und stärker ein, ebenso Dürrephasen und Hitzeperioden. Flüsse und die stark genutzten Böden haben kaum noch eine Möglichkeit die Folgen für uns Menschen abzumildern.
Durch die Wiederherstellung natürlicher Flusslandschaften schaffen wir krisenfeste Flusssysteme, die die biologische Vielfalt und die Ressource Wasser sichern.
Gewässerschutz beginnt auf dem Land
Werden Flüsse befestigt und begradigt, nimmt ihre Fließgeschwindigkeit zu und die Flüsse graben sich tiefer in die Landschaft hinein. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel und der Boden verliert seine Fähigkeit Wasser zu speichern. Anstatt Flächen in der Stadt und auf dem Land wassersensibel zu bewirtschaften und das Wasser auf natürlichem Weg in der Stadt zu halten, wird es zentral in den Fluss abgeleitet.
Geben wir dem Fluss wieder mehr Raum, entsiegeln die Flächen und schaffen mehr Grün, nähern wir uns dem natürlichen Wasserkreislauf an. Wie ein Schwamm nimmt die Landschaft das Wasser auf, speichert es und gibt es langsam an die umliegenden Flächen ab. Die Folgen von Extremwetterereignissen können deutlich abgemildert werden und für die Bewässerung fallen weniger Kosten an. Bringen wir auch die Auwälder in einen natürlichen Zustand, können sie wichtige Ökosystemleistungen wie die Speicherung und Reinigung von Wasser wieder wahrnehmen.
Alles im Fluss
Für die Wiederherstellung und den Erhalt der Biodiversität in und am Gewässer müssen diese durchlässig gestaltet sein. Staudämme und Schleusen sind oft unüberwindbare Hindernisse für Lebewesen, wie zum Beispiel Fische. Das Aufstauen führt zum Anstieg der Wassertemperatur, mit weiteren negativen Auswirkungen auf die Biodiversität. Durch die künstlichen Bauwerke können sich neben Lebewesen auch Sedimente und Nährstoffe nicht frei im Fluss verteilen. Diese verschlechtern in Stauseen und Rückstaugewässern die Wasserqualität.
Entfernen wir die Hindernisse, verteilen sich die Sedimente und Nährstoffe im Fluss, wodurch die Fruchtbarkeit der Böden auf den Überschwemmungsflächen wieder zunimmt.
Renaturierung der Flusslandschaften
Natürliche Flussläufe suchen sich dynamisch ihren Weg durch das Tal. Sie sind nicht begradigt und verändern frei ihre Routen. Die intakten Flusssysteme können sich durch sogenannte Gewässerentwicklungskorridore in der Landschaft ausbreiten. Die Flusslandschaften sind dadurch besser mit dem Land verzahnt. Für die Biodiversität unverzichtbar, schaffen Flüsse und Auen durch ihre stetige Veränderung besonders artenreiche Lebensräume.
Mittlerweile ist nur noch ein Prozent der Auen an großen Flüssen in einem intakten Zustand. Die fruchtbaren Auenböden wurden für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert und der Fluss zunehmend beengt. Die notwendigen Flussentwicklungskorridore gehen über die Größe der üblichen Gewässerrandstreifen hinaus und erstrecken sich je nach Gewässertyp bis zu mehreren hundert Metern landeinwärts. Durch Flurneuordnungsverfahren, Tausch oder Ankauf können die landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgeglichen und zur Verfügung gestellt werden.
Mit Renaturierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel das Blaue Band Deutschland, stellen wir die wichtigen Flussentwicklungsräume wieder her. So schaffen wir Platz für die Natur und Erholungsraum für den Menschen.
Gemeinsam mit der Natur
Die Arbeit mit den Prinzipien der Natur und nicht dagegen ist ein großer Schritt hin zu der Entwicklung zukunftsfähiger Gewässer. Flüsse, die sich frei entfalten können, treiben ihre Renaturierung selbst voran – ohne hohe finanzielle Investitionen. Damit wir den Flüssen wieder mehr Raum geben können, ist Planung notwendig, welche Flächen nachhaltig für die Siedlungsentwicklung genutzt werden können.
Ähnliches gilt für das Zusammenspiel von Binnenschifffahrt und Naturschutz: Statt die Flüsse mit einem hohen finanziellen Aufwand den Schiffen anzupassen, sollte sich die Schifffahrtsflotte anpassen. Kleinere Boote mit weniger Tiefgang können den Transport auch in trockenen Perioden gewährleisten. So können wir die Nutzung der Flüsse auch für die Binnenschifffahrt nachhaltig sichern.
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