Vereinfachte Darstellung der Müllfunde nach Kategorien auf Rügen. - Grafik: NABU
Über 12.000 Teile Müll auf Rügen
Ergebnisse des NABU-Spülsaum-Monitorings auf Fehmarn und Rügen 2011 bis 2020
Seit über zehn Jahren führt der NABU auf den Ostseeinseln Fehmarn und Rügen ein sogenanntes Spülsaum-Monitoring durch. Die Strecken werden von NABU-Aktiven auf angespülten Müll untersucht, unterstützt werden sie dabei vom NABU Bundesverband. Die Strandabschnitte liegen auf Fehmarn in den drei Naturschutzgebieten Wallnau, Krummsteert-Sülsdorfer Wiek und Grüner Brink und auf Rügen in Glowe, Nobbin, Granitz und Mukran.
Ergebnisse aus zehn Jahren
Das Spülsaummonitoring deutet auf einen leichten jährlichen Rückgang im Müllaufkommen hin. Allerdings kam es während der zehn Jahre auch zu Schwankungen, sodass ein eindeutiger Trend nicht abzulesen ist. Faktoren wie Strömungen, Stürme, aber auch die Corona-Pandemie und weniger Tourismus wirken sich auf unterschiedliche Weise auf das Müllaufkommen aus.
Gefundene Müllteile (gesamt) | Gefundene Müllteile (⌀ pro 100 Meter) | Sammlungen (Anzahl) | Untersuchte Strandabschnitte | |
---|---|---|---|---|
Fehmarn (2011 bis 2020) | 8.156 | 114 | 119 | 3 | Rügen (2012 bis 2020) | 12.671 | 69 | 111 | 4 |
Fehmarn Gesamt | Fehmarn 2011 | Fehmarn 2018 | Fehmarn 2020 | |
---|---|---|---|---|
Müllteile (⌀ pro 100 Meter) | 114 | 105 | 47 | 47 |
Rügen Gesamt | Rügen 2012 | Rügen 2018 | Rügen 2020* | |
---|---|---|---|---|
Müllteile (⌀ pro 100 Meter) | 12.671 | 283 | 55 | 14 |
* 2020 wurde nur ein Strandabschnitt untersucht.
Tourismus und Müll
Anhand der Daten lässt sich erkennen, dass die Müllmenge eng mit der Nutzung des Strandes zusammenhängt. Strände, die in Nationalparks oder Naturschutzgebieten liegen, weisen weniger Müll auf als touristisch stark frequentierte Orte, wie der Strandabschnitt Grüner Brink im Norden Fehmarns.
Die durch den Tourismus geprägte Nutzung der Badestrände zeigt sich auch in saisonalen Trends: Die Menge nimmt in den Anfangsjahren des Monitorings bei der Herbstsammlung zu und bei der Wintersammlung wieder ab. Die Ursachen der teils dennoch hohen Zahlen im Winter sind zum einen vermehrte Stürme und Winde, die Müll an den Strand driften. Zum anderen dürfen die Naturschutzgebiete auch im Winter betreten werden.
Auffällig wenige Müllteile weist das Jahr 2020 auf. Vor allem der Sommer zeigt mit nur 18 Teilen einen unterdurchschnittlichen Wert in dieser Zeit, was auf die fehlende Vorsaison aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. In der späten Sommer- als auch der frühen Herbstzeit war Fehmarn durch Tourist*innen gut besucht, was die steigenden Müllfunde im Herbst erklärt.
Alle Strände auf Rügen weisen einen leichten Müllanstieg zum Anfang des Jahres auf, was mit dem hohen Touristikaufkommen über die Winter- und Weihnachtsferien zusammenhängen könnte sowie mit Wetterereignissen. Auffällig ist der mit Abstand höchste Anteil an Fundstücken am Strand Mukran. Dort wurden über den gesamten Zeitraum über 6.000 Müllteile dokumentiert. Diese hohen Zahlen sind durch die starke ganzjährige Nutzung des Abschnittes zu erklären als auch durch seine Lage direkt am Hafen, der durch Fischerei und angrenzende Industrie intensiv genutzt wird. Des Weiteren ist dort ein Campingplatz zu finden.
TOP 10 der Müllfunde
Das Spülsaum-Monitoring ermöglicht die Menge und den Trend einzelner Müllteile zu bewerten, wenn diese in hoher Anzahl und regelmäßig vorkommen. So können für regionalspezifische Probleme und Eintragswege identifiziert werden – und darauf aufbauende Maßnahmen und Strategien zur Müllreduzierung und -vermeidung. Das fortlaufende Monitoring ist zugleich auch die Erfolgskontrolle der umgesetzten Maßnahmen.
Die TOP 10-Liste Fehmarns aus unseren Daten zeigt: Kunststoffe sind die am häufigsten gefundenen Müllteile. Verpackungen von Süßigkeiten, Zigarettenkippen oder Deckel/Verschlüsse können dabei beispielsweise der Quelle Tourismus zugeordnet werden. Kleine Kunststoffteile zwischen 2,5 bis 50 Zentimetern liegen an dritter Stelle, nach der Kategorie „Sonstiges Glas“.
Die Top-10-Liste Rügens zeigt, dass alle Müllteile mit Ausnahme der Zigarettenkippen (Kategorie „Papier/Pappe“) zu „Kunststoff/Plastik“ gehören und in der Regel dem Tourismus zugeordnet werden können. Kleine Kunststoffteile sind mit Abstand die Nummer eins.
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Hintergund
Der NABU führt, wie auch weitere Akteure aus Behörden und Verbänden, an der deutschen Ostseeküste seit 2011 regelmäßige Strandmüllsammlungen durch. Als Grundlage dient der wissenschaftliche Standard des regionalen Meeresschutzabkommens OSPAR. Repräsentative Strandabschnitte von 100 Metern Länge werden viermal im Jahr von allem mit bloßem Auge erkennbaren Müll befreit und die Fundstücke nach 120 Typen und 12 Kategorien sortiert und katalogisiert.
Ziel ist die Müllbelastung zu erfassen, um darauf aufbauend Maßnahmen und Strategien zur Vermeidung des Mülleintrags entwickeln zu können. Die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) verpflichtet jeden Mitgliedstaat anhand von festgesetzten Umweltzielen bis 2020 einen „guten ökologischen Zustand“ der europäischen Meere zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Da dieses Ziel nicht erreicht wurde, muss weiterhin an der Lösung für das Müllproblem gearbeitet werden.
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