Niststeine in einem Haus - Foto: NABU/Eric Neuling
Artenschutz an Gebäuden
Klima- und Artenschutz verknüpfen
Die energetische Modernisierung von Gebäuden ist unverzichtbar, wenn die Energiewende gelingen soll. Ohne gute Planung birgt sie allerdings Gefahren für viele Vogel- und Fledermausarten, die an Gebäuden leben. Werden deren Bedürfnisse frühzeitig berücksichtigt, lassen sich diese Gefahren abwenden. Und mehr noch: Tiere können von der Sanierung sogar profitieren.
Viele Fledermaus- und Vogelarten haben sich als Kulturfolger dem Menschen angeschlossen. Statt Spalten und Höhlen in natürlichen Felswänden nutzen sie heute Nischen in Fassaden, Fenstersimsen, Dachfirsten und Mauerverblendungen als Nistplatz und Quartier zur Aufzucht der Jungen oder zum Überwintern. Das geschieht oft über Generationen hinweg, denn sie bleiben ihrem Standort treu. Umliegende Grünflächen dienen zur Nahrungssuche.
Nistplätze werden zu spät oder gar nicht entdeckt
Bislang werden bei der Sanierung von Gebäuden Nistplätze und Quartiere oftmals nicht oder nicht rechtzeitig entdeckt. Bei Bauarbeiten kommen daher immer wieder Tiere mitsamt ihrem Nachwuchs zu Schaden oder gar ums Leben. Dieser Verlust von Brutplätzen und Quartieren trägt entscheidend dazu bei, dass die Bestände der von Gebäuden abhängigen Tierarten rückläufig sind. Dabei ist es ein klarer Verstoß gegen deutsche und europäische Naturschutzgesetze, Ruhe- und Fortpflanzungsstätten zu beeinträchtigen oder zu zerstören.
Um dies zu verhindern, ist es besonders wichtig, dass Hauseigentümer*innen bereits bei der Planung den Artenschutz berücksichtigen. Fachleute können Artenschutzmaßnahmen empfehlen oder bei Bedarf geeignete Ersatzquartiere vorschlagen.
Gebäudesanierungen und Artenschutz Hand in Hand
Inzwischen gibt es eine große Bandbreite an technologisch hochwertigen Lösungen für Quartiere und Nisthilfen, die sich elegant in Wärmedämmverbundsysteme integrieren lassen. So können Gebäudesanierungen und Artenschutz Hand in Hand gehen. Gebäude, an denen bislang keine Tiere leben, können durch eine Sanierung mit Quartier- und Niststeinen zu wertvollen Lebensstätten werden. Das gilt auch für Neubauten, an deren glatten, modernen Fassaden Gebäudebrüter und Fledermäuse oft vergeblich nach Unterschlupfen suchen.
Gefragt ist dabei das Engagement von Architekt*innen, regionalen Planungsstellen, kommunalen Umwelt-, Bau- und Planungsämtern, Ingenieur- und Planungsbüros, Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie von Bauherr*innen und Handwerksbetrieben vor Ort. Sie alle können mithelfen, die städtische Artenvielfalt zu erhalten, Naturerfahrung und Umweltbildung im alltäglichen Wohnumfeld zu ermöglichen – und so auch die Lebensqualität der Menschen zu fördern.
Checkliste zur Gebäudesanierung
- Frühzeitige Begutachtung des Gebäudes durch Fachleute
- Abstimmung mit der Naturschutzbehörde
- Entwicklung eines Schutzkonzepts durch Bauabschnittsfolge und Bauzeitenregelung
- Wenn die Bauarbeiten nicht mit anwesenden Tieren durchgeführt werden können: Festlegung von Vergrämungen von Brutplätzen vor Bau- und Brutbeginn nach Einholung einer Genehmigung bei der Naturschutzbehörde.
- Auswahl von Nisthilfen, die architektonische Vorgaben und artspezifische Ansprüche etwa bezüglich Einflugöffnung und Lage der Kästen erfüllen.
- Ausschreibung des Ersatzkonzeptes für Nisthilfen inklusive Vergrämung, Gerüstumbau, Kontrolle von Brutplätzen in Baufeldern und Farbmarkierungen
- Ökologische Baubegleitung, insbesondere inklusive Kontrolle von Brutplätzen und Vermeidungsmaßnahmen wie Farbmarkierungen.
- Gerüstumbauten, Öffnung von temporär verschlossenen Brutplätzen sowie Einbau der Nisthilfen und Nachpflanzungen.
- Prüfung und Abnahme der Ersatzmaßnahmen durch Fachleute
- Evaluation der Maßnahme
So gibt es viele Lösungsmöglichkeiten, die mit wenig Aufwand, geringen Kosten und ohne erhebliche zeitliche Verzögerungen umgesetzt werden können. Dadurch kann ein wesentlicher Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Modernisierungsmaßnahmen und Artenschutz am Gebäude erreicht werden.
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