Eichhörnchen mit Nachwuchs - Foto: NABU-naturgucker.de/Jens Winter
Haben Sie Eichhörnchen gesehen?
Mitmachaktion: Tiere beobachten und melden
Wie oft und wann haben Eichhörnchen im Jahr Nachwuchs, wie viele Jungtiere sind es pro Wurf und wie viele von ihnen überleben? Das neue Eichhörnchen-Projekt von NABU, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und NABU|naturgucker untersucht mit Ihrer Hilfe die jahreszeitliche Rhythmik von Eichhörnchen in Deutschland. Neu ist, dass nicht nur punktuelle Beobachtungen gemeldet werden sollen, sondern ein Standort wiederholt über einen längeren Zeitraum.
Wissenschaftliche Fragestellung
Eichhörnchen im Park oder zu Hause im Garten zu beobachten, ist einfach. Schwieriger hingegen ist es, Daten zur Reproduktion der kleinen Kobolde zu sammeln, wie ihr Überleben und die Anzahl der Jungtiere pro Wurf ist, beziehungsweise wie häufig Eichhörnchen im Jahresverlauf Jungtiere zeugen. Solche Daten sind aber für die Wissenschaft von enormer Bedeutung, wenn es darum geht, Trends in der Populationsentwicklung vorherzusagen.
Ziel des Projektes ist es daher, mit Hilfe von Bürger*innen solche Langzeitdaten zu erheben. Dafür wird ein Standort ausgewählt, an dem Eichhörnchen regelmäßig beobachtet werden können, beispielsweise im Garten, auf dem Balkon oder im Park, und dort werden die Beobachtungen wiederholt dokumentiert. So kann eine Zeitreihe über einen Standort erstellt und Informationen über das Eichhörnchen-Jahr gesammelt werden.
Kontinuierliche Langzeitbeobachtungen können uns im Gegensatz zu unsystematischen Sichtungen komplexere Antworten auf folgende Fragestellungen liefern:
- Wie gut können sich Eichhörnchen an Klimawandel oder Verstädterung anpassen?
- Gibt es innerhalb Deutschlands Unterschiede oder sogar ein deutliches Gefälle, was Anzahl der Jungtiere, Wurfhäufigkeit oder Fortpflanzungszeitpunkt angeht?
Wie kann ich mitmachen und was ist meine Aufgabe?
Für unser Projekt suchen wir Freiwillige, die möglichst ein Jahr lang an einem selbst gewählten Standort (zum Beispiel im Garten, Balkon, Park) Eichhörnchen beobachten und melden („Langzeitbeobachtung“) oder „Zufallssichtungen“ an beliebigen Standorten melden. Dafür haben wir eine Web-App erstellt: www.nabu-naturgucker.de/eichhorn.
1. Langzeitbeobachtung
Langzeitbeobachtungen ermöglichen genaue Beobachtungen und Aussagen über Paarungserfolg, Aktivitätszeiten und Anzahl der Jungtiere beziehungsweise Würfe innerhalb eines Jahres. Um an der Langzeitbeobachtung teilzunehmen, erstellen Sie in unserer Web-App einmalig Ihren selbst gewählten Beobachtungsstandort, zum Beispiel Ihren Garten. Die genaue Erklärung finden Sie in den FAQs, weiter unten auf der Seite. Anschließend melden Sie so oft wie möglich (gerne täglich, wöchentlich oder monatlich) Ihre Eichhörnchen-Beobachtungen. Je häufiger Sie diese eintragen, umso genauer können jahreszeitliche Entwicklungen und Veränderungen nachvollzogen werden. Bei jeder Beobachtung haben Sie nämlich die Möglichkeit, auch das Verhalten der Tiere oder das Vorhandensein und die Anzahl von Jungtieren zu notieren.
Sollten Sie Ihren Standort regelmäßig beobachten und an manchen Tagen keine Eichhörnchen sehen, ist auch diese Information für die wissenschaftliche Auswertung genauso wichtig wie Ihre Sichtungen, da wir dann wissen, dass Sie noch am Projekt teilnehmen und wir auch daraus wertvolle Schlüsse über Verhalten und Vorkommen der Tiere gewinnen können. Daher freuen wir uns, wenn Sie Ihre Nichtsichtungen ebenfalls melden, gerne auch täglich.
2. Zufallssichtungen
Die dauerhafte Beobachtung eines Standortes ist Ihnen zu zeitaufwändig, aber Sie sehen immer mal wieder Eichhörnchen, die Sie gerne melden möchten? Dann nutzen Sie innerhalb unserer Web-App einfach den Menüpunkt „Zufallssichtung“. Dort können Sie Ihre Sichtung(en) auch ohne Registrierung melden.
Bitte nicht stören
Bitte achten Sie darauf, bei Ihrer Beobachtung die Eichhörnchen nicht zu stören. Das Tierwohl steht immer an erster Stelle, die Datenerhebung ist zweitrangig. Ideal ist beispielsweise eine Beobachtung mit dem Fernglas, so dass Sie „Ihr“ Eichhörnchen mit Abstand beobachten können. Auch wenn viele Eichhörnchen ihre Scheu vor Menschen nahezu verloren haben, sind es Wildtiere. Bitte fassen Sie diese nicht an.
FAQs: Eichhörnchen melden – so geht’s
1. Wie groß darf mein Beobachtungsstandort sein?
Der Standort sollte nur so groß sein, dass Sie sicherstellen können, dass Sie nicht mehrere Eichhörnchenfamilien beobachten, beziehungsweise so, dass der gesamte Standort einsichtig ist. Wenn Sie also beispielsweise in einem großen Stadtpark beobachten, wählen Sie nicht den gesamten Park aus, sondern eine Fläche von 50 bis 500m².
2. Wieso werden Standortinformationen abgefragt?
Für unsere Analysen ist es wichtig, dass wir wissen, wo die Beobachtungen gemacht wurden. Je genauer die Informationen sind, desto besser können wir den Einfluss verschiedener Faktoren auf das Vorkommen und die Reproduktion von Eichhörnchen untersuchen.
3. Wie erstelle ich einen Beobachtungsstandort?
Um einen Beobachtungsstandort (beispielsweise Ihren Garten) anzulegen, klicken Sie bitte im Reiter „Langzeit-Beobachtungen“ oben rechts auf den Button „Gebiet“. In dem dann erscheinenden Feld „Suchfeld für NABU|naturgucker Gebiete“ wählen Sie bitte ganz unten aus dem Drop-down Menü den Punkt „Gebiet neu anlegen“ aus. Anschließend können Sie dem Gebiet einen Namen geben und mit Hilfe der Kartenansicht einen Punkt oder eine Fläche markieren.
Bei der nächsten Nutzung der App erscheint das neu angelegte Gebiet dann im Dropdown-Menü und kann von Ihnen direkt ausgewählt werden.
4. Darf ich an mehreren Standorten beobachten?
Ja. Legen Sie in diesem Fall bitte unterschiedliche Beobachtungsstandorte an, da es für uns wichtig ist, die Beobachtungen einem konkreten Standort und damit gegebenenfalls auch einer Eichhörnchenfamilie zuordnen zu können.
5. Wieso soll ich angeben, ob ich Haustiere habe?
Haustiere können das Vorkommen von Eichhörnchen beeinflussen. So sind freilaufende Katzen oder Hunde mögliche Feinde von Eichhörnchen, während beispielsweise Kleintiere (insbesondere, wenn deren Futter verfügbar ist) einen Standort für Eichhörnchen attraktiver machen. Für öffentliche Beobachtungsstandorte wie Parks ist diese Option nicht nötig, da dort die Dichte von beispielsweise freilaufenden Hunden nicht messbar ist.
6. Wie oft soll ich Eichhörnchen melden?
So oft Sie können und wollen, gerne auch täglich. Je lückenloser die Daten sind, desto besser. Wenn Sie es aber nicht täglich schaffen, freuen wir uns auch über gelegentliche, wöchentliche oder monatliche Meldungen. Wichtig ist, dass Sie uns auch eine Nichtsichtung an Ihrem Standort melden.
7. Welche Option wähle ich bei „Beobachtung“ aus?
Sie sind nicht sicher, welche der Optionen Sie wählen sollen? Entscheiden Sie, was an der aktuellen Beobachtung besonders interessant ist. Wenn die Eichhörnchen beispielsweise Nistmaterial tragen, ist das für uns interessanter als der Fakt, ob das Tier sitzt oder läuft. Wenn Sie unsicher sind, können Sie das Feld auch freilassen oder bei Bemerkungen genauer erklären, was Sie beobachtet haben.
8. Wie kann ich die Anzahl von Jungtieren melden?
Wenn Sie beispielsweise ein erwachsenes Eichhörnchen mit zwei Jungtieren sehen, dann geben Sie bitte bei der Anzahl „1“ ein und wählen Sie bei Beobachtung „2 Jungtiere führend“ aus. Wenn Sie unsicher sind, nutzen Sie bitte das Bemerkungsfeld und konkretisieren Sie dort Ihre Beobachtung.
9. Was mache ich, wenn plötzlich keine Eichhörnchen mehr da sind?
Wenn Sie Ihren Standort regelmäßig beobachten und plötzlich keine Eichhörnchen mehr da sind, ist auch das eine sehr wichtige Information für uns. Bitte wählen Sie dann unter Beobachtung „Nichtsichtung“ aus, so wissen wir, dass Sie weiterhin fleißig beobachten, aber sich gerade keine Eichhörnchen am Standort aufhalten. Würden Sie diese Information nicht mit uns teilen und einfach gar nichts melden, wissen wir nicht, ob wirklich keine Eichhörnchen mehr da sind, oder ob Sie keine Zeit beziehungsweise kein Interesse mehr haben und keine Meldungen mehr eingeben.
10. Was versteht man unter einer Nichtsichtung?
Siehe Frage 9.
11. Was passiert mit meinen personenbezogenen Daten?
Die Meldeaktion zu Eichhörnchen wird vom NABU gemeinsam mit naturgucker.de umgesetzt. Ihre Meldedaten und Bilder werden an naturgucker.de übermittelt und dort mit Ihrem Klarnamen angezeigt. Die gesammelten Beobachtungen werden dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zu Forschungszwecken und dem NABU zur Umsetzung seiner Naturschutzarbeit zur Verfügung gestellt. Hier finden Sie die Datenschutz-Hinweise des NABU und von naturgucker.de.
NABU|naturgucker stellt alle nicht geschützten Beobachtungen jedem zum freien Zitieren zur Verfügung. Dafür sind Klarnamen und grundsätzliche öffentliche Zugänglichkeit notwendig.
Pseudonyme befördern zudem unerwünschtes Verhalten, da sich jemand dahinter „verstecken“ kann. ABER: Bei NABU|naturgucker kann nicht nach Beobachtern gesucht werden. Ein systematisches Verfolgen ist damit nicht möglich.
Über den Meldeweg „Langzeit-Beobachtungen“ ist es möglich, die Beobachtung zu schützen. Sie wird dann nur verschwommen auf das Bundesland und ohne Beobachternamen angezeigt.
12. Ich habe ein verletztes Eichhörnchen oder ein vermeintlich verwaistes Jungtier gefunden. Was kann ich tun?
Ob ein Jungtier wirklich verwaist ist und Hilfe braucht oder ob die Mutter noch in der Nähe ist, ist für den Laien oft schwer zu beurteilen. Informieren Sie sich daher beim Verein Eichhörnchen Notruf, auf der Website finden Sie auch die Nummer für das Servicetelefon.
Der Verein engagiert sich für den Schutz und die Erhaltung des Eurasischen Eichhörnchens in seinem natürlichen Lebensraum. Er ist in ganz Deutschland aktiv und verfügen über ein bundesweites Netzwerk von kompetenten Ansprechpartnern, Auffang- und Auswilderungsstationen.
13. Kann oder soll ich Eichhörnchen füttern?
Grundsätzlich sollte man bei Säugetieren darauf achten, dass man keine unerwünschten Futtergäste, wie Ratten oder Waschbären anlockt. Das kann nicht nur unangenehm werden, sondern ist sogar verboten! Eichhörnchen freuen sich über ähnliches Futter wie Vögel, zusätzlich kann man Nüsse anbieten. Diese dürfen nicht geröstet oder gesalzen sein. Weitere Infos >>
14. Was ist mit „Sonstige“ Haustiere gemeint?
Sonstige Haustiere sind alle Haustiere, die möglicherweise einen Einfluss auf Eichhörnchen haben, wenn sie im Garten oder auf dem Balkon leben, wie zum Beispiel Frettchen oder Nagetiere, deren Futter gegebenenfalls die Eichhörnchen anlockt. Bitte spezifizieren Sie im Bemerkungsfeld, um welche Haustiere es sich handelt.
Tiere, die lediglich im Haus gehalten werden, wie zum Beispiel Fische im Aquarium sollen hier nicht angegeben werden.
15. Ich kann meinen angelegten Beobachtungsstandort nicht in der Liste finden
In der Liste werden immer die Standorte automatisch angezeigt, die sich in der unmittelbaren Nähe ihres aktuellen Standorts befinden. Sollten Sie also beispielsweise von einem anderen Ort aus Beobachtungen eingeben, sehe sie daher Ihren Standort nicht in der Liste. Geben Sie dann bitte den Namens Ihres Standortes in das Suchfeld ein, um zu Ihrem Standort zu gelangen.
Mehr über Eichhörnchen
Das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
- hat je nach Lebensraum, Klima und Nahrungsverfügbarkeit mehrere Paarungszeiten (vom Winter und bis ins späte Frühjahr),
- hat eine Tragezeit von etwa 38 Tagen,
- wirft bis zu sechs Jungtiere, die bei Geburt nackt, taub und blind sind (Nesthocker),
- verlässt sechs Wochen nach der Geburt erstmals das Nest,
- wird acht bis zehn Wochen gesäugt,
- hat im ersten Jahr eine Sterblichkeit von 80 Prozent,
- ist ein Allesfresser; zu seiner Nahrung zählen neben Nüssen und Samen auch Vögel oder deren Eier, Früchte und Pilze.
Einen detaillierten Artensteckbrief des Eichhörnchens finden Sie in unserer Web-App oder direkt auf NABU|naturgucker.de.
Bisher keine Konkurrenz durch Grauhörnchen
Das Amerikanische Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), das bisher zum Glück nur in Großbritannien und Italien vorkommt, verdrängt das Eurasische Eichhörnchen. Denn es überträgt die für Eichhörnchen oft tödlichen Parapoxviren, ohne selbst an Parapocken zu erkranken. In Deutschland gibt es bisher noch keine Nachweise für Grauhörnchen. Allerdings lebt hier eine dunkle Farbvariante des Eurasischen Eichhörnchens.
Wer sind die Projektpartner?
Das Projekt wird gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Zoo-und Wildtierforschung (Leibniz IZW) und NABU|naturgucker durchgeführt.
Durch die Kooperation mit dem IZW gibt es eine Schnittstelle zur hauptamtlichen Wissenschaft, die eine wissenschaftliche Auswertung und Veröffentlichung der Ergebnisse sicherstellt. NABU-naturgucker.de ist Deutschlands größte kostenlose Meldeplattform für Naturbeobachtungen und stellt die im Projekt genutzte Web-App zur Verfügung.
Und zu guter Letzt funktioniert das Projekt natürlich nur mit Ihrer Mithilfe. Also melden Sie sich in unserer Web-App an, erhalten Sie Einblicke in das Projekt, tragen Sie zur Wissenschaft bei, erweitern Sie Ihr eigenes Wissen und ganz wichtig: Haben Sie Spaß bei der Beobachtung der Eichhörnchen!
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Kontakt: Eichhorn@NABU.de
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