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Jetzt spenden!Auwald am Großstadtrand
Die Luppeaue
Lebensraumtypen:
Stillgewässer, Fließgewässer, Auwiesen, Hartholzauwald, Erlen-Eschen-Auwald, Weichholzauwald
Das macht das Gebiet so interessant:
Die Region um Halle und Leipzig herum ist dicht besiedelt, bekannt für Industrieparks und Pendlerströme. Aber ein Naturparadies? Wer schon einmal dort gewesen ist, kennt eins: den Leipziger Auwald und die angrenzenden Auengebiete zwischen den Flüssen Elster und Luppe.
Vermutlich gibt es in ganz Mitteleuropa keine zweite Großstadt in unmittelbarer Nähe zu einem so artenreichen Auwald. Von Leipzigs Stadtzentrum bis zum Waldrand sind es nur zehn Minuten zu Fuß. Bis zum vielleicht interessantesten Teil des Auwaldes, den Papitzer Lehmlachen im Naturschutzgebiet Luppeaue, dauert es vom Zentrum aus ungefähr eine halbe Stunde mit der Straßenbahn oder man macht eine kleine Radtour von etwa 45 Minuten.
Der Leipziger Auwald zeigt, dass auch seltene, weil anspruchsvolle Arten in einer Großstadt überleben können und dass sich Naturschutz, Naherholung und wirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen müssen. Nicht immer aber war abzusehen, dass dort ein Naturparadies entstehen würde, denn in den 80ern stand es denkbar schlecht um das Gebiet: Der Grundwasserspiegel war wegen des Braunkohleabbaus in der Region künstlich gesenkt worden - gut für den Bergbau, schlecht für Tiere und Pflanzen. Außerdem sollten die Papitzer Lachen mit Müll gefüllt und das umliegende Gebiet landwirtschaftlich genutzt werden. Dagegen haben engagierte Naturschützer heftig protestiert. Namhafte Biologen der Leipziger Universität schlossen sich ihnen an, und gemeinsam gelang es, den Papitzer Lehmlachen den Status eines Naturschutzgebiets zu verschaffen.
Seltene Arten, Pflegemaßnahmen:
Hauptziel der Schutzbemühungen ist es, die Luppeaue als Lebensraum für Rotbauchunke, Laub- und Moorfrosch herzurichten und zu erhalten.
Diese Amphibien sind typische Auenbewohner und waren bis 1938, also bis zum ersten gravierenden Eingriff des Menschen ins Gebiet in sehr großer Individuenzahl vorhanden. Um 1980 herum lebten von allen drei Arten nur noch wenige Exemplare in den Luppeauen, der Bestand der Rotbauchunke war sogar auf traurige 20 Tiere geschrumpft.
Mit öffentlichen Geldern ist es gelungen, einige der Lachen zu sanieren und ihre Wasserversorgung erheblich zu verbessern. Um geeignete Laichplätze für die Rotbauchunke zu schaffen, hat der NABU unter anderem die Lehmgruben entbuscht, um Restwasserstellen zu erhalten, und dafür gesorgt, dass die Weiden auf den Auen nicht mehr komplette Tümpel beschatten. Dank dieser neu geschaffenen, flachen und sonnigen Laichplätze leben inzwischen wieder immerhin 60 Rotbauchunken dort.
Der Laubfrosch ist mit über 1000 Exemplaren wieder flächendeckend vertreten, außerdem leben und vermehren sich inzwischen ebenfalls 1000 Moorfrösche an den Lachen. Vor allem die Laubfrösche haben begonnen, von diesem Schutzgebiet aus entlang von Flüssen, Bächen und Gräben wieder in andere Biotope einzuwandern, aus denen sie schon vor Jahren verschwunden waren, oder in solche, die durch Renaturierung von Tagebau-Gebieten neu entstanden sind.
In der Elster-Luppe-Aue sind daneben auch der Kammmolch und zahlreiche gefährdete Vögel- und Insektenarten zu Hause, unter anderem Zwergtaucher und Wasserralle, Keilflecklibelle und Mosaikjungfer. Auch die Störche sind wieder in die Aue zurückgekehrt. Drei Paare haben 2006 in der Umgebung der Lehmlachen gebrütet. 2005 wurden das erste Mal nach Jahrzehnten wieder einige Fischotter im Gebiet beobachtet.
Diese ersten Erfolge bedeuten aber nicht, dass die Sanierung der Aue beendet ist. Zum Beispiel muss der NABU die Gräben entschlammen, die das Gebiet mit Wasser versorgen. Dank der Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt kann der NABU im Herbst 2006 auch einen Altarm der Elster in diesem Gebiet von Schlamm befreien, so dass wieder Wasser fließen kann.
Für Spaziergänger ist das Gebiet frei zugänglich. Es bietet wegen seiner unmittelbaren Nähe zur Stadt den Einwohnern von Leipzig Naturerlebnisse vor ihrer Haustür, für die andere Großstädter lange fahren müssen. Ein Problem sind allerdings die Reiter. Kunden der nah gelegenen Reiterhöfe reiten oft mitten durch die Lachen. Vor allem an den Ufern und an den Muscheln richten sie dabei enormen Schaden an. An zerstörten Steilufern findet der Eisvogel keine Brutmöglichkeiten mehr. Der nachweisbare Rückgang der Muschelpopulation als Folge der Wasserritte hat auch zum Rückgang des Bitterlings geführt.
Einige besonders wichtige Flächen an dem Lehmlachen konnte der NABU inzwischen kaufen. Gegenwärtig laufen Verhandlungen über weitere Flächenkäufe.
Luppeaue | |
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Adresse des Gebiets | 04435 Schkeuditz |
Bundesland | Sachsen |
Größe in Hektar | 598 Hektar |
Schutzstatus | Naturschutzgebiet, Teil eines FFH-Gebiets |
Besitzstatus | 8,77 Hektar Eigentum des NABU in den Papitzer Lehmlachen |
Kontakt:
NABU-Regionalverband Leipzig
Corinthstraße 14, 04157 Leipzig, Tel. 03 41-6 88 44 77
info@nabu-leipzig.de
Beitrag erstellt am 29. Januar 2007.