Unsere Fledermäuse sind gefährdet. Deshalb engagiert sich der NABU für den Schutz der kleinen Nachtschwärmer. Sorgen Sie mit einer Patenschaft dafür, dass die bedrohten Fledermäuse hier wieder sicher leben können.
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Mit 100.000 Tieren ist das Mayener Grubenfeld Deutschlands größtes Winterquartier
Ein leises, kaum wahrnehmbares Zirpen schwebt in der Luft und füllt das mächtige Gewölbe. Mit der Handlampe sucht Andreas Kiefer die Basaltwände ab. Das Zirpen dringt aus Felsspalten, in denen sich Tausende von Zwergfledermäusen für den Winterschlaf eingerichtet haben. Bei zwei größeren Tieren, die kopfüber an der Wand hängen, verharrt der Lichtstrahl: „Mausohren“, stellt der Biologe fest. An der Decke, an den Wänden, an Vorsprüngen, überall krallen sich schlafende Fledermäuse an den Fels, manche einzeln, andere in dicht aneinander geschmiegten Gruppen. „Im Sommer 2007 haben wir hier knapp 1.200 Tiere gefangen – die Zwergfledermäuse nicht eingerechnet“, sagt Kiefer stolz.
Trittstein für seltene Arten
Andreas Kiefer (42), ein kleiner, drahtiger Mann in olivgrüner Windjacke, steht im sogenannten Bierkeller, mit 15 Meter Deckenhöhe eines der größten, aber auch gefährdetsten Gewölbe im Stollensystem des Mayener Grubenfeldes. Früher wurden hier Bierfässer gelagert. Kiefer deutet auf eine Basaltsäule mitten im Raum, aus deren Mitte ein großes Stück herausgebrochen ist. „Das müssen wir so schnell wie möglich sanieren“, sagt er. Berste die Säule, stürze das Gewölbe ein. Der Bierkeller ist nur einer von mehreren einsturzgefährdeten Stollen im Mayener Grubenfeld, das heute als größtes Fledermausquartier Deutschlands gilt. Bis zu 100.000 der nächtlichen Jäger fliegen das Stollensystem in der Vulkaneifel alljährlich an, um Winterschlaf zu halten.
Bis vor 20 Jahren wussten nicht einmal Experten um die Bedeutung des Grubenfeldes. Als 1989 ein Mayener Bürger von vielen hundert Fledermäusen in den Basaltstollen berichtete, wurde er belächelt. Zu Unrecht, wie sich herausstellte: Bei ihren Exkursionen ins Grubenfeld wiesen Fledermaus-Experten 16 verschiedene Arten nach, darunter so seltene wie die Fransen-, die Bart-, die Wimper- und die Bechsteinfledermaus. Auch Langohren sowie Große Mausohren gingen in großer Zahl ins Netz und in den Eingangsgewölben fanden sich Massenquartiere von Zwergfledermäusen. Auf etwa 300 Kilometer im Umkreis schätzt Kiefer den Einzugsbereich des Grubenfeldes; die Tiere kommen bis von Belgien, Holland und Luxemburg. „Das Stollensystem ist ein Trittstein“, sagt der Biologe. „Von hier aus erschließen sich die Fledermäuse neue Siedlungsräume.“
Landschaft mit Industrie-Charakter
Andreas Kiefer war sofort klar, was zu geschehen hatte: Das Grubenfeld musste unter Naturschutz gestellt werden. Er schrieb Briefe, entwickelte Konzepte und verhandelte mit den Behörden. Die Widerstände waren zäh, stießen doch im Mayener Grubenfeld die Interessen von Bergbau-Industrie, Tourismus und Naturschutz aufeinander, doch schließlich siegte die Vernunft: Mit Hilfe von Bund und Land erwarb der NABU ein sieben Hektar großes Gebiet. Mit der Stadt, die das Gelände touristisch erschließen will, fand sich ein Kompromiss, der touristische und naturschützerische Belange berücksichtigt. Am 15. Juni 2007 konnte das „Naturschutzgroßprojekt Mayener Grubenfeld“ offiziell starten. Die Kosten von fünf Millionen Euro tragen das Bundesamt für Naturschutz zu 60 und das Land Rheinland-Pfalz zu 33 Prozent. Die übrigen 350.000 Euro muss der NABU Rheinland-Pfalz aufbringen.
Sicheren Schrittes stapft Andreas Kiefer über den „Seiert des Todes“, einen schmalen, beidseitig steil abfallenden Grat, der an seiner engsten Stelle nur knapp einen Meter misst. Er verläuft zwischen zwei ehemaligen Basaltgruben, deren Sohle mit Gräsern und Pioniergehölzen zugewuchert ist. Die Arme des Biologen machen eine Kreisbewegung: „Noch vor 50 Jahren war dies alles offenes Bergbaugebiet“, sagt er. Der Industrie-Charakter des Grubenfeldes tritt überall deutlich zutage: Die Hügel, entstanden aus Abraumhalden, sind alles andere als sanft und rund; immer wieder tun sich schroffe Brüche auf, die von menschlichen Eingriffen zeugen. Kranskelette auf brüchigen Fundamenten recken trotzig ihre rostigen Lastarme; zerfressene Gleise enden abrupt im Nichts. Schütteres Grün bedeckt den Boden, dazwischen bemooste Basaltblöcke – teils behauen, teils unbehauen.
Geschichten von Horror und Tod
Basalt wird hier seit vielen Jahrhunderten abgebaut. Schon die Römer trieben in ganz Europa einen schwunghaften Handel mit Mühlsteinen aus Mayener Basalt. In neuerer Zeit stellte man aus dem Lavagestein hauptsächlich Straßenschotter her. Durch den Abbau ist ein kilometerlanges Labyrinth aus unterirdischen Hallen und Höhlen entstanden - ein Paradies für Fledermäuse. Im zerklüfteten Basaltgestein finden sich Nischen und Ritzen für den Winterschlaf, in den Höhlen ist es angenehm feucht und die Temperatur im Stollensystem liegt konstant um die acht Grad Celsius. Auch zur Schwarmzeit im Spätsommer treffen sich abertausende Fledermäuse hier. Der Sinn des Schwärmens ist noch weitgehend unerforscht. Man vermutet, dass die Männchen auf Brautschau gehen und die Weibchen ihren Erfahrungsschatz an die Jungen weitergeben.
Mit Fledermäusen, die bis zu 30 Jahre alt werden, verbindet man bei uns oft Horror und Tod. Noch heute sind die kleinen Flugdrachen, die je nach Art Flügelspannweiten zwischen 10 und 40 Zentimeter haben, in vielen Köpfen als blutrünstige Vampire präsent. Dabei fressen hiesige Fledermäuse ausschließlich Insekten und Spinnen. Dass Fledermäuse die menschliche Phantasie zu allen Zeiten beschäftigt haben, liegt nahe. Ihre heimliche Lebensweise ist den Menschen unheimlich. Tagsüber unsichtbar, nachts lautlos unterwegs, im Winter spurlos verschwunden - ein idealer Nährboden für mythische Geschichten.
Zufriedene Fledermäuse
Es gibt allerdings auch Menschen, die dem fremdartigen Charme der nächtlichen Jäger erliegen. Andreas Kiefer ist so einer. Seit seiner Jugend begeistert sich der Wissenschaftler für die Flugsäuger. Für ihn ist das Grubenfeld ein wahrer Glücksfall: Unermüdlich kartiert er das Höhlensystem, sichert einsturzgefährdete Stollen, öffnet weitere Schächte und zählt Fledermäuse. Im Eingang zum sogenannten Mauerstollen hat er eine Lichtschranke mit Kamera installieren lassen, die jeden Ein- oder Ausflug dokumentiert. 11.000 Überwinterer seien in der ersten Saison gezählt worden, berichtet Kiefer, der mit umgeschnallter Stirnlampe und hochgeschlagenem Kragen an dem Gerät hantiert. Es ist kalt in der niederen Eingangshalle des Mauerstollens, von der Decke fallen die Wassertropfen in stetem Rhythmus. Die Zwergfledermäuse, die es sich in einem fingerbreiten Spalt nahe der Einflugöffnung gemütlich gemacht haben, sehen zufrieden aus.
Hartmut Netz
Fledermausschutz für jedermann
- Dachboden: Halten Sie einen Zugang offen - Fledermäuse lieben Dachböden als Wochenstube für ihre Jungen.
- Fassade: Erhalten Sie vorhandene Spalten und Ritzen. Alternativ können auch Fledermausbretter angebracht werden.
- Nistkästen: Sie sollten in drei bis fünf Metern Höhe und vor der Sonne geschützt aufgehängt werden. Bauanleitung und Bezugsadressen finden Sie in unserem Fledermausbereich.
- Insektenschutz: Verzichten Sie insbesondere im Garten auf Insektizide! Setzen Sie Fressfeinde zur Bekämpfung der Schädlinge ein.
- Garten: Besonders empfehlenswert sind nachtblühende, nektarreiche Pflanzen wie Nachtkerze, Wegwarte oder Rote Lichtnelke, denn diese locken Nachtfalter an.