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Fragen und Antworten zu Mehrweg und Einweg beim Getränkekauf
Inhaltsverzeichnis
1. Wie unterscheide ich Mehrweg- und Einwegflaschen?
2. Warum ist Mehrweg umweltfreundlicher?
3. Achtung: Pfand ist nicht immer Mehrweg!
4. Wie hoch ist die Mehrwegquote in Deutschland?
5. PET-Flaschen in Einweg & Mehrweg
6. Unsere NABU-Forderungen
1. Wie unterscheide ich Mehrweg- und Einwegflaschen?
Unternehmen haben mehrere Möglichkeiten ihre Produkte als Mehweg zu kennzeichnen:
- Oft ist das Wort „Mehrweg“ eingestanzt oder abgedruckt.
- Auch die Pfandhöhe ist ein Hinweis: Für Mehrwegflaschen ist in der Regel das Pfand niedriger als für Einwegflaschen, das heißt acht oder 15 Cent statt 25 Cent.
- Als Orientierung dienen auch die Umweltzeichen „Mehrweg – Für die Umwelt“ und „Der Blaue Engel – Mehrweg“. Nicht alle Mehrwegflaschen sind allerdings mit den Logos gekennzeichnet.
Seit 2019 muss außerdem der Hinweis „Einweg“ oder „Mehrweg“ in Großbuchstaben und in unmittelbarer Nähe zu den Getränkeverpackungen zu sehen sein. Der NABU hat Vorschläge gemacht, wie man die Kennzeichnung so gestalten könnte, dass auch ökobilanzielle Aspekte der verschiedenen Verpackungen gut erkennbar sind. Leider müssen die Kennzeichnungen an der Verkaufsstelle dies nicht berücksichtigen.
Das Logo „Einwegpfand“ (siehe rechts) vom DGP-Pfandsystem zeigt an, dass die Getränkeflasche oder Getränkedose nicht mehrfach befüllt wird. Trotz 25 Cent Pfand sind sie nach einmaliger Nutzung Abfall. Als Orientierung für Mehrweg dienen die Umweltzeichen „Mehrweg - Für die Umwelt“ und „Der Blaue Engel - Mehrweg“ (siehe oben).
2. Warum ist Mehrweg umweltfreundlicher?
Der große Vorteil an Mehrwegflaschen ist, dass sie sehr oft gereinigt und und neu befüllt werden können. Einwegflaschen dagegen werden direkt nach einmaliger Nutzung zu Abfall – auch, wenn man sie am Pfandautomaten zurückgibt. Mehrwegflaschen gibt es aus Glas und Plastik (PET). Beide sind ökologisch besser als Einwegflaschen oder Getränkedosen. Beim direkten Vergleich der Mehrwegflaschen aus PET und Glas schneidet die Mehrwegflasche aus PET ökologisch ein wenig besser ab: Glas ist sehr schwer, deswegen sind zum Beispiel die klimaschädlichen Emissionen höher. Neben dem Gewicht schonen auch kurze Transportwege die Umwelt, daher empfiehlt der NABU regional abgefüllte Getränke.
Was sind Mehrwegflaschen?
Mehrwegflaschen, die viele Male wieder aufgefüllt werden, waren früher ganz normal. Bis zum zweiten Weltkrieg nutzten die Unternehmen in der Regel eigene Mehrwegflaschen. Umweltfreundlicher sind jedoch Mehrwegflaschen, die Standardformen haben und gemeinsam von vielen unterschiedlichen Unternehmen genutzt werden können. Das ist vor allem auch wichtig, wenn die abgefüllten Getränke in andere Regionen transportiert werden. Sehr bekannt sind die Standard-Mehrwegflaschen aus Glas für Bier sowie für Mineralwasser und Erfrischungsgetränke. Eine Standard-Mehrwegflasche aus PET wurde 1995 eingeführt.
Getränkeverpackungen, die nach einmaliger Nutzung direkt weggeschmissen werden, haben sich erst in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt. Für Unternehmen haben die Einwegflaschen finanzielle Vorteile, da die Mehrwegsysteme in der Regel teurer sind. Viele Unternehmen wollen es sich daher nicht leisten, Abfüllanlagen, sowohl für Mehrweg als auch für Einweg, zu betreiben. Die meisten Discounter, die einen sehr großen Anteil am Getränkemarkt in Deutschland haben, haben leider gar keine Mehrwegflaschen im Sortiment. PET-Einwegflaschen sind keine umweltfreundliche Getränkeverpackung, auch, wenn die Flaschen recycelt werden.
Sind Mehrwegflaschen immer umweltfreundlicher als Einwegflaschen?
Die Kaufempfehlung heißt: Getränke in Mehrwegflaschen aus der Region. Mehrwegsysteme sind grundsätzlich umweltfreundlicher als Einwegsysteme, solange die Flaschen vielfach gespült und wiederverwendet werden und die Transportwege gering sind. Damit werden unsere begrenzten Ressourcen geschont. Ein kritischer Punkt hierbei sind lange Transportwege, weil beispielsweise die Wege vom Abfüllort zur Verkaufsstelle zu weit sind. Leider werden auch immer öfter Getränke überregional verkauft, die in individualisierten Mehrweg-Flaschen abgefüllt sind. Diese Flaschen müssen dann wieder zum ursprünglichen Abfüllort zurücktransportiert werden.
Wo genau die Grenze der Transportentfernung liegt, wo der ökologische Vorteil von Mehrwegflaschen aus PET oder Glas gegenüber PET-Einwegflaschen schwindet, ist schwer zu bestimmen. Eine Studie für die Deutsche Umwelthilfe geht davon aus, dass bis 600 Kilometer (einfache) Transportdistanz Mehrwegsysteme gegenüber Einwegsystemen gewinnen.
Die Faustregel ist daher: Regional abgefüllte Getränke in Mehrweg-Standardflaschen kaufen – oder direkt statt Flaschen-Mineralwasser Leitungswasser trinken.
Was heißt „Ökobilanz“ von Getränkeverpackungen?
In Ökobilanzen werden verschiedene Verpackungen von Getränken verglichen. Man untersucht die Umweltauswirkungen von der Herstellung der Rohstoffe über die Produktion der Verpackung bzw. Flasche und die Transporte bis hin zu Recyclingquoten. Es werden Kennzahlen verschiedener Wirkungskategorien untersucht wie beispielsweise Energieverbrauch, Klimaauswirkung, Sommersmogpotenzial, Eutrophierung (starkes Algenwachstum und Sauerstoffentzug in Gewässern und Überdüngung von Böden), Ressourcenbeanspruchung oder Versauerung.
Das Umweltbundesamt hat 2002 die letzte unabhängige Studie zu Ökobilanzen von Getränkeverpackungen veröffentlicht. Hier hatten die Mehrwegsysteme deutliche ökologische Vorteile gegenüber Einwegsystemen. Eine Ausnahme war der Einweg-Getränkekarton. Dieser gilt als „ökologisch vorteilhaft“ und ist anders einzuordnen als die PET-Einweg Flasche (s.u.)ANKER. Für neuere Ökobilanzen, die privatwirtschaftlich finanziert werden, hat das Umweltbundesamt im Jahr 2016 Mindestanforderungen für Datenerhebung und Datenauswertung veröffentlicht.
Welche Mehrwegflaschen sind am umweltfreundlichsten?
Die PET-Mehrwegflasche aus dem Standardflaschen-Pool der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) schnitt in Ökobilanzen als ökologisch günstigste Getränkeverpackung ab. Genauso gut zeigten sich auch Glas-Mehrwegflaschen, wenn der Verkauf regional ausgerichtet ist und die Flaschen vergleichbar hohe Umlaufzahlen erreichen. Am besten sind sogenannte „Pool-Flaschen“, die von unterschiedlichen Unternehmen genutzt werden können und daher nicht so weit zur Spülung und Wiederbefüllung transportiert werden müssen.
Mehrwegflaschen aus Glas können bei einer durchschnittlichen Lebensdauer bis zu 50 Mal wieder befüllt werden, PET-Mehrwegflaschen bis zu 25 Mal. Die Pool-Flaschen der GDB sehen einheitlich aus und können von verschiedenen Abfüllern genutzt werden. Damit werden Transportwege reduziert. Einwegflaschen aus Glas, Getränkedosen und Einwegplastikflaschen empfiehlt der NABU zu vermeiden.
Ist der Getränkekarton umweltfreundlich?
Unter den Einwegverpackungen für Getränke gibt es durchaus Unterschiede. Der Getränkekarton ist zwar Einweg, gilt aber dennoch als ökologisch vorteilhaft. Die Hauptgründe für die positive Bilanz des Getränkekartons sind der hohe Anteil nachwachsender Rohstoffe und das geringe Gewicht der Kartons beim Transport. Am Beispiel Getränkekarton zeigt sich gut, dass man bei einer ökobilanziellen Bewertung nicht nur die Verpackung, sondern auch die Bedingungen auf dem Markt berücksichtigen muss: So sind Getränkekartons zum Beispiel für Mineralwasser ökologisch nicht zu empfehlen, aber bei Saft und Milch muss man genauer hinschauen.
Bei Saft schnitten in einer Ökobilanz des ifeu von 2018/2020 Mehrweg-Glasflaschen und Getränkekartons (1 Liter) ökologisch ähnlich gut ab, während die PET-Einwegflasche eindeutig das Nachsehen hatte. Bei Milch hatte der Getränkekarton allerdings nicht nur gegenüber der PET-Einwegflasche einen Umweltvorteil, sondern auch gegenüber der Glas-Mehrwegflasche. Gründe dafür sind, dass es kaum Mehrweg-Abfüller in Deutschland gibt. So sind die Transportwege sehr weit und auch die Rücklaufquoten eher gering. Bei Mehrweg-Milchflaschen sollte man daher auf eine regionale Abfüllung achten.
3. Achtung: Pfand ist nicht immer Mehrweg!
Sehr viele Verbraucher*innen gehen davon aus, dass eine Pfandflasche automatisch auch eine Mehrwegflasche ist. Das ist so jedoch nicht richtig.
Das Pfand einer Mehrwegflasche liegt in der Regel bei acht oder 15 Cent, das gesetzliche Pflichtpfand in Höhe von 25 Cent ist immer das Zeichen für Einweg. Hier wird die Plastikflasche zwar recycelt, davor aber nur einmal benutzt. Mehrwegflaschen können viele Male wieder befüllt werden, bevor sie recycelt werden.
Sind alle Flaschen mit Pfand Mehrweg?
Nein. Pfand wird sowohl für Einweg- als auch für Mehrwegflaschen erhoben. Das Pfand in Höhe von 25 Cent für Einwegflaschen und Aludosen ist ein gesetzliches Pfand. Die Höhe und die Regeln, wer wo welche bepfandeten Einwegflaschen zurücknehmen muss, sind gesetzlich geregelt. Das Pfandsystem für Mehrwegflaschen ist ein „freiwilliges“ System der Unternehmen, die Getränke herstellen und verkaufen. Hier liegt das Pfand in der Regel bei acht Cent (z.B. Bier-Mehrwegflaschen aus Glas) oder 15 Cent (z.B. PET-Mehrwegflaschen). Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung der Läden, Mehrwegflaschen zurückzunehmen, die sie nicht selbst führen.
Für welche Getränke gilt die gesetzliche Pfandpflicht?
Laut Verpackungsgesetz sind für folgende Getränke in Einwegverpackungen ein gesetzliches Pfand in Höhe von 25 Cent zu erheben: Bier, Wasser, Erfrischungsgetränke und alkoholische Mischgetränke mit einem Alkoholgehalt von weniger als 15 Prozent (Füllvolumen von 0,1 bis 3 Liter).
Für beispielsweise Säfte und Nektare sowie für die meisten alkoholischen Getränke muss seit 2022 ein gesetzliches Pfand in Höhe von 25 Cent genommen werden, wenn die Getränke in Einwegkunststoffflaschen oder in Einwegdosen abgefüllt sind. Für Molkereigetränke (Milchanteil über 50 Prozent) gilt die Pflicht erst ab 2024.
Bedeuten 25 Cent Pfand immer Einweg?
In der Regel bedeutet ein Pfand in Höhe von 25 Cent, dass es sich um Einweg handelt – das gilt auch, wenn die Einwegflaschen in einem Mehrwegkasten verkauft werden. Ab und an gibt es aber auch Mehrwegflaschen, für die 25 Cent Pfand genommen werden statt wie normalerweise acht Cent (Glas-Mehrweg) oder 15 Cent (PET-Mehrweg). Das ist aber die Ausnahme.
Eindeutig erkennen Sie Einweg-Pfandflaschen aber am Logo der DPG mit einer Flasche und einer Dose, die von einem Pfeil unterstrichen sind (siehe Foto) ANKER.
Was bedeutet „Dosenpfand“?
Mit „Dosenpfand“ ist die 2003 in Kraft getretene Pfandpflicht für Einweg-Getränkeverpackungen gemeint. Das Einwegpfand gilt jedoch nicht nur für Getränke in Dosen. Plastik-Einwegflaschen mit Pfandpflicht sind in Supermärkten wesentlich präsenter, wobei die umweltschädliche Einwegdose leider in den letzten Jahren ein Revival erlebt.
Die ursprüngliche Idee war, mit der Pfandpflicht die Mehrwegquote bei Getränken zu erhöhen – in der Praxis hat sie jedoch letztlich genau das Gegenteil bewirkt: Die Mehrwegquote liegt heute viel niedriger als 2003, obwohl die Einweggetränkeverpackungen unnötig mehr Rohstoffe und Energie verbrauchen und mehr Schadstoffe freisetzen als Mehrweggetränkeverpackungen. Das gilt auch, wenn die Recyclingquoten sehr hoch sind.
4. Wie hoch ist die Mehrwegquote in Deutschland?
Die Bundesregierung wollte mit dem 2003 eingeführten „Dosenpfand“ die Einweg-Getränkeverpackungen zurückdrängen und Mehrwegflaschen fördern. Das hohe Pfand von 25 Cent sollte die Verbraucher*innen motivieren, Mehrweg- statt Einwegflaschen zu kaufen. Leider trat genau das Gegenteil ein: Die Mehrwegquote für pfandpflichtige Getränke sank von über 70 Prozent Anfang der 1990er Jahre auf knapp über 40 Prozent. Der NABU fordert eine gesetzliche Mehrwegquote sowie eine Umweltabgabe, je nach Klimabelastung der verschiedenen Verpackungen.
Gibt es gesetzliche Vorgaben zu Mehrwegquoten?
Als die Mehrwegquote in Deutschland Ende der 1990er Jahre nur noch knapp über 70 Prozent lag, wollte die Bundesregierung den Getränkeverkauf in Mehrweg aktiv fördern. Dafür hat sie 2003 das Pflichtpfand von 25 Cent auf bestimmte Getränke und bestimmte Getränkeverpackungen eingeführt. Dazu gehörten schon früh Bier, Mineralwasser und alkoholfreie Erfrischungsgetränke. Seit 2022 sind alle Getränke wie beispielsweise Saft oder Schaumwein, die in Einwegplastikflaschen oder Einwegdosen verkauft werden, pfandpflichtig. Eine Ausnahme gibt es hier: Milch und Milchgetränke (in Einwegplastikflaschen oder Getränkedosen) fallen erst ab 2024 unter die Pfandpflicht.
Mit der Pfandpflicht sollten die Kund*innen motiviert werden, zu Mehrweg zu greifen. Ziel der Bundesregierung war damals, die Mehrwegquote von 70 auf 80 Prozent zu erhöhen. Der Plan ging jedoch nicht auf: Die Kund*innen kauften trotz des hohen Pfands weiter Einwegflaschen, das Angebot an Einwegflaschen nahm immer weiter zu und die Mehrwegquote sank deutlich. Sie lag im Jahr 2020 bei den Getränken, für die das 25-Cent-Pflichtpfand gezahlt werden musste, bei nur noch 43,1 Prozent. Blickt man auf den Getränkemarkt in Deutschland insgesamt, lag die Mehrwegquote bei allen Getränken inklusive Saft, Wein, Milch etc. sogar bei nur 33,5 Prozent.
Das im Januar 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz nennt nun eine Zielquote von mindestens 70 Prozent. Leider ist es aber genauso wie mit der früheren (höheren) Zielquote: Es gibt keine Frist, bis wann die Quote zu erreichen ist, und es gibt keine Sanktionen bei Nichterfüllung. So ist zu erwarten, dass die Mehrwegquote weiter so niedrig bleibt, wenn die Politik nicht gegensteuert.
Wie groß sind Mehrweg- und Einweganteile im Getränkemarkt?
In den letzten 20 Jahren ist die Mehrwegquote trotz der Absichtserklärung der Bundesregierung drastisch auf nur noch 33,2 Prozent (Getränke mit und ohne Pflichtpfand) gesunken. Einweg dominiert vor allem bei den nicht-alkoholischen Getränken: Nur noch 20,5 Prozent aller Erfrischungsgetränke (Schorle, Limonade, gesüßtes Wasser etc.) wurden 2021 in Mehrweg abgefüllt, bei Mineralwasser waren es immerhin noch 43,5 Prozent. Bier wird noch am häufigsten in Mehrweg abgefüllt, mit 78 Prozent Mehrweg im Jahr 2021 – im Jahr 2003 lag hier die Mehrwegquote allerdings noch bei 89 Prozent.
Bei den Getränken, für die es kaum Mehrwegflaschensysteme gibt, sehen die Mehrwegquoten noch schlechter aus: Säfte kommen auf zwölf Prozent, Wein auf fünf Prozent (2014 waren es noch über acht Prozent) und Milch nur auf knapp über ein Prozent (Stand 2021).
Wie würde sich eine höhere Mehrwegquote auswirken?
Der NABU schlägt eine Getränkeverpackungssteuer vor, um die Mehrwegquote zu erhöhen. In diesem Zusammenhang wurde vom Öko-Institut ausgerechnet, dass mit einem Anteil von 80 Prozent umweltfreundlicher Getränkeverpackungen (ursprüngliche Zielquote) in Deutschland jährlich über 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen CO₂ vermieden würden.
Was passiert mit den Einweg-Pfandflaschen, die zurückgegeben werden?
Die PET-Einwegflaschen mit Pfand werden im Rückgabeautomaten meist sofort gepresst und zu großen Kunststoffballen formiert. Ein Recylingunternehmen holt sie ab und gibt sie ins Recycling, wodurch im besten Fall Recycling-PET für neue Getränkeflaschen gewonnen wird. Circa ein Drittel der Flaschen wird zu neuen Getränkeflaschen.
2019 wurden beispielsweise nur aus 35 Prozent der Flaschen wieder neue PET-Getränkeflaschen, der Rest wurde zu Fasern, zu Folien oder zu so genannten „Non-Food“ Flaschen wie Putzmittelflaschen weiterverarbeitet. Besser wäre es aber, ausschließlich Lebensmittelverpackungen aus dem PET-Flaschenmüll herzustellen, denn die sortenreine PET-Pfandflaschen-Sammlung ist eine der raren post-consumer Abfallsammlungen, aus denen auch lebensmitteltaugliche Rezyklate herstellen werden können.
Was passiert mit den Einwegflaschen ohne Pfand?
Mit der Ausweitung des Pflichtpfandes 2022 gibt es kaum noch Einwegplastikflaschen für Getränke ohne Pfand. Diese gehören wie PET-Einwegflaschen für Reinigungsmittel und Ähnliches in die Gelbe Tonne bzw. die Wertstofftonne, die in einigen Kommunen die Gelbe Tonne ersetzt. Leider wird PET, abgesehen von den bepfandeten PET-Einwegflaschen (DPG-Pfandsystem), bisher kaum recycelt. Glas-Einwegflaschen gehören in die Altglastonne, sie sind aus Umweltsicht auch nicht zu empfehlen, auch wenn die Recyclingquoten bei Glas hoch sind: Der Energieaufwand fürs Recycling ist enorm und eine Glasflasche kann als Mehrwegflasche bis zu 50 Mal wieder befüllt werden.
Was ist der „Pfandschlupf“?
Geben die Kund*innen ihre Flaschen nicht zurück, verbleiben die ursprünglich bezahlten 25 Cent Einwegpfand bei den Abfüllern oder Händlern. Das ist der sogenannte Pfandschlupf. Das Umweltbundesamt geht von einer Rücknahmequote von circa 96 Prozent für die Einweggebinde aus dem DPG-System aus. Werden damit von den 18 Milliarden Flaschen und Dosen vier Prozent oder 720 Millionen Gebinde nicht zurückgegeben, so betrug die Höhe des Pfandschlupfs allein für 2015 rund 180 Millionen Euro, mit denen die Verbraucher*innen unfreiwillig das Einwegsystem subventioniert haben.
5. PET-Flaschen in Einweg und Mehrweg
Die PET-Mehrwegflasche aus dem Standardflaschen-Pool kann bis zu 25 Mal wieder befüllt werden und schnitt in Ökobilanzen als ökologisch günstigste Getränkeverpackung ab. Am besten sind sogenannte „Pool-Flaschen“, die von unterschiedlichen Unternehmen genutzt werden können und daher nicht so weit zur Spülung und Wiederbefüllung transportiert werden müssen.
Es gibt verschiedene Plastikflaschen, die alle aus dem Kunststoff PET hergestellt sind und somit als „PET-Flaschen“ bezeichnet werden:
PET-Mehrwegflasche mit Pfand
Die PET-Mehrwegflaschen haben ein Pfand, in der Regel 15 Cent. Sie werden bis zu 25 Mal gespült und wieder befüllt, bevor sie recycelt werden. Durch die Mehrfachnutzung und das geringe Gewicht sind die Flaschen ökologisch am vorteilhaftesten. Nur regionale Glas-Mehrwegflaschen sind gleichermaßen empfehlenswert.
Bei den PET-Mehrwegflaschen ist das Wort „Mehrweg“ direkt auf die Flasche geprägt oder auf dem Label abgedruckt. Viele Unternehmen nutzen auch die Mehrweg-Umweltzeichen (Siehe unten ANKER).
PET-Einwegflasche mit Pfand
PET-Einwegflaschen mit Pfand werden zurückgenommen, aber weder gespült noch wieder befüllt, sie dürfen deshalb nicht mit einem Mehrwegsystem verwechselt werden. Das gesetzliche Pfand beträgt 25 Cent und jede Flasche trägt das DPG-Pfandzeichen.
PET-Einwegflasche mit Pfand im Mehrwegkasten
PET-Einwegflaschen mit Pfand findet man auch Mehrwegkästen: Die Einwegflaschen werden im Mehrwegkasten verkauft, die leeren PET-Flaschen werden aber nicht wieder befüllt, sondern direkt recycelt. Das führt zu Verwirrungen bei Verbraucher*innen.
PET-Einwegflaschen ohne Pfand
Seit 2022 sind alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und Getränkedosen pfandpflichtig, sollte diese ohne das Pfand in Höhe von 25 Cent verkauft werden, ist das gesetzwidrig. Es gibt nur eine Ausnahme: Milch und Milchgetränke werden – sofern in Plastik oder Dose verpackt – erst ab 2024 pfandpflichtig.
Sind PET-Getränkeflaschen gesundheitsgefährdend?
Wichtig ist, zu wissen, dass es sehr große Unterschiede zwischen den Produkten aus Kunststoff gibt. Gesundheitsgefährdend sind vor allem bestimmte hormonell wirksame oder krebserregende Chemikalien, die leider vielen Kunststoffprodukten zugesetzt werden. In PET-Getränkeflaschen werden solche Stoffe wie Weichmacher oder Bisphenol A (BPA) nicht eingesetzt – auch wenn das öfters unterstellt wird. BPA findet man beispielsweise eher in Schraubverschlüssen von Gläsern oder in Konservendosen aus Weißblech. Das Bundesamt für Risikoforschung sieht PET-Getränkeflaschen als unbedenklich an.
Unser Tipp: Stellen Sie PET-Flaschen nicht in die Sonne, denn durch Hitze und UV-Strahlung lösen sich Stoffe aus dem Kunststoff. Vermeiden Sie lange Transportwege der Flaschen und kaufen Sie regional abgefüllte Getränke.
Was ist mit Mikroplastik in Plastikflaschen?
Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass in allen Materialvarianten Mikroplastik gefunden wurde – selbst in der Glasflasche, wenn auch in geringeren Mengen als in Kunststoff-Flaschen. Die Mengen sind allerdings im Vergleich zu beispielsweise einer Retardtablette oder Zahnfüllung, die auch abreibt, sehr gering. Auch in Leitungswasser wird Mikroplastik nachgewiesen, die hier gefunden Mengen stellen nach Meinung der Weltgesundheitsorganisation WHO aber bisher keine Gesundheitsgefahr dar. Das gilt auch für die Mengen in Flaschenwasser.
In der Regel wird das Mikroplastik wieder ausgeschieden, aber die Forschung dazu steht noch am Anfang. Bislang ist nicht erforscht, ob nicht doch Mikroplastik in den Organismen verbleibt und wenn ja, welche negativen Auswirkungen dies haben kann. An bestimmten Meeresorganismen wurden durchaus schon Zelldurchwanderungen und Entzündungen festgestellt.
Letztlich ist es eine große gesellschaftliche Herausforderung, den Mikroplastik-Eintrag in die Umwelt und in Organismen so weit wie möglich zu reduzieren. Die mit Abstand wichtigste Quelle für Mikroplastik-Emissionen ist der Reifenabrieb von LKWs und PKWs. Daher kann der Mikroplastik-Eintrag am besten reduziert werden, wenn weniger Auto gefahren wird und Produkte mit kurzen Transportwegen gekauft werden. Bei Getränken hilft es also immens, regional abgefüllte Mehrwegflaschen zu wählen.
6. Unsere NABU-Forderungen
- Einführung einer Getränkeverpackungssteuer, die sich nach der Klimabelastung der verschiedenen Getränkeverpackungen orientiert.
- Gesetzliche Mehrwegquoten auf EU-Ebene für Abfüller und Händler.
- Optimierung bestehender Mehrwegsysteme und Nutzung von Standardflaschen.
- Etablierung neuer Mehrwegsysteme für zum Beispiel Wein und Milch, für die Mehrweg bisher nur selten existiert.
- Stärkung der dezentralen Abfüllung von Getränken und des regionalen Verkaufs, um Transportemissionen zu reduzieren.
- Nutzung der Pfandeinnahmen aus nicht zurückgegebenen Einwegpfandflaschen zur Förderung von Umwelt- und Mehrwegprojekten statt Verbleib bei den Unternehmen.
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