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Jetzt NABU-Mitglied werden!Noch reichlich Platz für „deutsche“ Wölfe
Bundesamt für Naturschutz sieht Potential für 440 Wolfsfamilien
21. Dezember 2009 - In Deutschland gibt es von den möglichen Lebensbedingungen her in vielen Regionen ausreichend Platz für den Wolf. Zu diesem Ergebnis kommen erste Modellrechnungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), die im Rahmen eines laufenden Forschungsvorhabens der Universität Freiburg jetzt vorgestellt wurden.
„Vor allem die deutschen Mittelgebirge mit ihren ausgedehnten Waldflächen bieten vielfach geeignete Voraussetzungen für die Rückkehr der vom Aussterben bedrohten Art“, erläutert BfN-Präsidentin Beate Jessel. „Grundsätzlich könnten in Deutschland ungefähr 440 Rudel Lebensraum finden. Das ist aber keineswegs als Zielgröße zu verstehen, sondern spiegelt das mögliche Besiedlungspotential wider.“ Derzeit leben gerade einmal sieben Rudel in Ostdeutschland, nachdem sich im Jahr 2000 ein Wolfspaar aus Polen in der sächsischen Lausitz angesiedelt hatte, 100 Jahre nach Ausrottung der Art in Deutschland.
Ob aber das gesamte Spektrum potenziell möglicher Lebensräume jemals vom Wolf ausgenutzt werden kann, hängt nicht nur von den zusagenden ökologischen Bedingungen ab. „Die erfolgreiche Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist vor allem eine Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber einem Großraubtier. Wichtig ist jetzt, durch sachliche Informationen und Maßnahmen die Menschen wieder an ein Zusammenleben mit dem Wolf heranzuführen, statt den Abschuss von Wölfen und ihre Aufnahme ins Jagdgesetz zu fordern“, so Jessel weiter.
Hintergrundinformationen:
Seit der Etablierung eines Wolfrudels im Jahr 2000 in Sachsen begleitet und fördert das Bundesamt für Naturschutz die Rückkehr und Ausbreitung des Wolfs – und anderer Großraubtieren, wie Luchs und Braunbär. Mit der aus einem Forschungsprojekt hervorgegangenen Publikation „Leben mit Wölfen. Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland“ wurde erstmals ein umfassendes Grundlagenwerk über die Fragestellungen vorgelegt, die mit der Rückkehr des Wolfes verbunden sind, so etwa Populationsmanagement, Nutztier-Wolf-Konflikte oder öffentliche Sicherheit.
Ein weiteres derzeit laufendes BfN-Vorhaben ist die „Pilotstudie zur Abwanderung und Ausbreitung von Wölfen in Deutschland“. Diese untersucht das Abwanderungsverhalten junger Wölfe. Drei Tiere konnten im Frühjahr 2009 mit Sendern versehen werden, ein Jungwolf ist innerhalb weniger Monate bis nach Weißrussland gewandert. Zuletzt wurden von diesem Wolf „Alan“ allerdings mehrere Wochen lang keine Signale mehr empfangen. Ob es sich um einen technischen Defekt handelte oder ob der Wolf getötet wurde, ist nicht bekannt.
Im Rahmen eines dritten BfN-Projekts wurde das „Monitoring von Großraubtieren in Deutschland“ erarbeitet, also die methodischen Grundlagen für die Erfassung und Bewertung von Wolf-, Luchs- und Braunbär-Nachweisen. In diesem Rahmen wurden auch potentiell geeigneter Wolfslebensräume identifiziert. In Anlehnung an eine von polnischen Wissenschaftlern entwickelte Methode wurden vor allem vorhandene Wald- beziehungsweise Offenlandanteile sowie die Straßendichte herangezogen. Bei einer durchschnittlich angenommenen Territoriengröße von 200 Quadratkilometern ergibt sich eine Gesamtzahl von 441 Rudeln, die vor allem in den west- und süddeutschen Mittelgebirgen sowie im Alpenraum leben könnten. In welchem Zeitraum die Besiedlung einzelner potentiell geeigneter Lebensräume möglich wäre, lässt sich aus den Modellen aber nicht ableiten.